Die Photobastei Zürich freut sich auf die Beherbergung der internationalen Wanderausstellung „Techno Worlds“ des Goethe-Instituts. Vom 11. Januar bis zum 31. März 2024 wird sich die Photobastei in einen begehbaren Clubraum verwandeln, der sich mit der Faszination Techno im Kontext von Kunst, Technologie, Medien und Popkultur befasst. Begleitet wird die Hauptausstellung von „The Pulse of Techno“, einer Exhibition, die den Blick auf die Geschichte der elektronischen Club- und Subkultur innerhalb Zürichs richtet. Romano Zerbini von der Photobastei hat uns Details zu den Programmpunkten verraten.
Wer einen Blick auf die Agenda der beiden Ausstellungen wirft, wird sich zunächst überrumpelt fühlen. Installationen, Lesungen, Workshops, Panel-Diskussionen, Artist-Talks, Filmvorführungen, Konzerte, Partys und vieles mehr: Von Januar bis März wird die Photobastei prall gefüllt mit Technokultur aus verschiedenen Ländern und Dekaden sein, das verrät bereits der Titel der Ausstellung. „Die Ausstellung bezieht sich auf vielfältige Technoszenen, Genres und subkulturell-politische Projekte zu unterschiedlichen Zeiten und an unterschiedlichen Orten der Welt. Techno und Clubkultur haben verschiedene Epochen, Stile und Varianten hervorgebracht und erfinden sich selbst stetig neu“, erklärt Romano Zerbini. „Die Kunstwerke beziehen sich auf diese Vielschichtigkeit von Techno und thematisieren seine Verbindungen mit Technologie, Philosophie, Konsumkritik und Kommerzialisierung, Club- und Stadtraum sowie seine vielfältigen lokalen – vor allem aber queeren, feministischen und afrofuturistischen – Geschichten und Narrative.“
Parallel wirft „The Pulse Of Techno“ das Scheinwerferlicht auf Zürich, das seit den 90er-Jahren zu den europäischen Hotspots elektronischer Musik zählt – und das obwohl die Stadt lange Zeit als „die verordnete Langeweile und Depression selbst“ galt, wie Zerbini berichtet. Heute könne man sich das nicht mehr vorstellen. „Techno, das war das Aneignen von und Ausbrechen aus Räumen – das war ein Zug von frischem Wind in einem abgestandenen Raum.“ Für die begleitende Exhibition hat die Photobastei eng mit lokalen Künstler*innen und Institutionen wie Thomas Fehlmann sowie Max Loderbauer, Rita Palanikumar, Jules Spinatsch oder dem Schweizer Museum für elektronische Musikinstrumente zusammengearbeitet.

Zerbini betrachtet Techno auch als politisches Phänomen. Ist Techno eine genuin schwarze Musik, wie es Soul, Blues und Rock ’n‘ Roll sind? Ist es wahr, wie Jeff Mills sagt, dass im Detroit-House der Schrei eines Schmerzes aus der Schwarzen Community enthalten ist? „Techno Worlds“ liefert die Antworten – in visueller und auditiver Form. Besonders fasziniert zeigt sich der Direktor und Kurator der Photobastei in diesem Kontext von „Timeline of a Raver“, einer Arbeit von Vinca Peterson. „Sie präsentiert einen sieben Meter langen Ausschnitt aus ihrer Installation ‚A Life of Subversive Joy‘, die aus Hunderten von Fotos und Fundstücken aus ihrem Leben besteht, von Raves über Roadtrips bis hin zur Organisation humanitärer Projekte. Die Geschichte beginnt mit dem ekstatischen Aufstieg der Rave-Partys in den frühen 1990er-Jahren, die für die Entwicklung der Technokultur entscheidend waren. Es geht um hedonistische Kollektivität und geschlechtsspezifisches Empowerment. Die Ideologie der Raves stand damals in krassem Widerspruch zur Politik der britischen Regierung unter Margaret Thatcher und ihren Vorstellungen von Moral und Familie.“
Wem derartige Themengebiete zu trocken sind, der darf sich bei „Techno Worlds“ am technischen und musikalischen Teil der Ausstellung erfreuen. Workshops wie „Hack Your Drum Machine“, „Music Production and Remixing“, „The Art of DJing“ oder „Auflegen mit Vinyl“ laden zum Experimentieren ein, und in den Listening Sessions packen Artists ihre Lieblingstracks und spannende Anekdoten auf den Tisch. Gefeiert wird selbstverständlich auch: An den Wochenendtagen (freitags und samstags) erwartet die Besucher*innen ein buntes Partyprogramm mit Underground Resistance, Katermukke, Kittin, Deetron und vielen mehr.
Die Ausstellung findet vom 11. Januar bis zum 31. März 2024 in der Photobastei Zürich statt. Weitere Informationen und Tickets gibt es unter: www.photobastei.ch
Aus dem FAZEmag 142/12.2023
Text: M.T.
Foto: Gilmar Ribero
www.photobastei.ch