Nach sechs vorliegenden EP-Veröffentlichun- gen ist nun die Zeit reif für ein erstes Album des Jonas Imbery unter seinem Alter Ego Telonius. Imbery, Mitbegründer und nach wie vor Inhaber von Gomma Records und einst Teil von Munk an der Seite seines Labelmates Mathias Modica, ist mit dem am 30. August – natürlich auf Gomma – erschienenen „Inter Face“ ein wundervolles Meisterwerk gelungen. Ein grooviges Stück tanzbarer Musik – modern und zeitlos zugleich. Eine Reise durch die Geschichte von Funk, Disco und House neuer wie alter Struktur – und am Ende ein Album, das perfekt in diesen Sommer passt.
So gut das Album ist, so wenig ist es eine Überraschung. Was hier negativ klingt, ist positiv gemeint, denn Jonas ist bekannt für sein gutes Händchen für funktionalen Sound, wie er mit den vorangegangenen Releases immer wieder bewies. Ebenso gilt es, seinen breiten musikalischen Background zu loben, tobt er sich doch immer wieder auch abseits des 4/4-Takts und der Tanzfläche aus. Doch ist es die lang gehegte Liebe zur Discokugel, die ein Projekt wie Telonius über einen nun schon einige Jahre währenden Zeitraum so erfolgreich macht. „Vor drei oder vier Jahren erschien das erste Release, ich arbeitete damals eher sporadisch an Telonius. Wirklich intensiv betreibe ich es seit etwa zwei Jahren“, berichtet Jonas mir im Interview. „Es war zwar von Beginn an klar, dass es ein langfristiges Clubprojekt sein sollte, doch waren es meine Labelkollegen, die mich davon überzeugten, auch ein Album zu releasen.“ Und so wurde aus dem eher trackorientierten Projekt Telonius ein Albumprojekt, das nicht darauf setzt, eine Clubnummer an die nächste zu reihen, sondern tatsächlich als Longplayer auf allen Ebenen zu funktionieren – daheim, unterwegs und eben auf dem Dancefloor. Wie erwähnt ist Jonas aber durchaus auch in völlig anders gelagerten Genres zu Hause. Er produzierte mit Kollegen wie James Murphy, Princess Superstar, The Rapture und WhoMadeWho, nahm das Soloalbum von Franz Ferdinand-Gitarrist Nick McCarty auf, interpretierte die 8. Sym- phonie Gustav Mahlers neu und spielte an der Seite des Symphonieorchesters des Bayerischen Rundfunks. Musik für Theaterstücke, Filme, Museen und Ausstellungen gehören ebenso zu seinem Portfolio, wie die letztjährige Kollaboration mit Harold Faltermeyer und Peaches, aus der das hittige Donna Summer-Cover „Our Love“ hervorging. „Für mich ist es wichtig, viele unterschiedliche Dinge machen zu können. Ich kann nicht nur eine Musikrichtung anhören bzw. produzieren. Wichtig ist am Ende nur, dass die Idee und der Song gut sind und auch das Handwerkliche stammt, und das ist für mich keine Frage des Genres.“ Und so sind es nicht nur unterschiedliche Musikstile, sondern eben auch unterschiedliche Felder, die für Jonas seinen Job so be- sonders machen. „Jedes Projekt hat zum jeweiligen Zeitpunkt Priorität, doch alle sind sie Teil eines Puzzles. Sie sind alle musikalisch und in Sachen technischer Umsetzung sehr unterschiedlich, aber haben doch einen roten Faden. Ich mag es, mit Dingen zu experimentieren, die ich so zuvor noch nicht gemacht habe.“ Damit ist für Jonas schon jetzt klar, dass ein mögliches weiteres Telonius-Album wieder völlig anders klingen wird als dieses, weil ihm die Wiederholung des eigenen Tuns ein Graus ist. Nicht zu vergessen dabei, dass zusätzlich ja auch noch das seit 1999 bestehende Label Gomma betrieben werden möchte, in dessen Tagesgeschäft Jonas nach wie vor eingebunden ist. „Diese Arbeit nimmt schon einen großen Teil meiner Zeit in Anspruch, wenn wir auch heute zu viert sind und alles recht gut eingespielt ist. Aber man muss auf jeden Fall das Label genauso hegen und pflegen, wie seine eigenen Projekte.“
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