
Hamburg zählt für mich zu den schönsten Städten der Welt. Wahrscheinlich auch deswegen, da ich hier einige Jahre leben durfte, und zum anderen, weil die verdichteten Polaritäten hier so spannend sind wie in kaum einer anderen Metropole. Deswegen habe ich die Einladung meiner alten Freunde Moonbootica gerne angenommen und bin am 11. September von Wuppertal nach Fischcity gefahren. Anlass zu dieser Reise war das „Most Hamburg Set Ever“ auf der Elbe.
Dieses entstand in Zusammenarbeit mit der Community von @glo.germany. Es durfte vorab abgestimmt werden, wo in Hamburg das Set des Hamburger Duos stattfinden sollte. Die einzige Bedingung: Es musste ein ikonischer Ort in Hamburg sein. Die Wahl fiel auf die Elbe – und pünktlich zum Sonnenuntergang verwandelte sich das legendäre Partyboot MS Koi in eine schwimmende Bühne. Entlang der Route — an der Speicherstadt, der Elbphilharmonie und den Docks vorbei — erlebten die geladenen Gäste ein einzigartiges Set voller Energie, das die besondere Verbindung von Moonbootica zu ihrer Heimatstadt spürbar machte. Das Set begann mit typischen Klängen des Hamburger Hafens, die sich nahtlos mit den Beats des DJ-Duos vereinten. In diesem Zuge haben wir KoweSix und Tobi Tobsen zum kurzen Plausch gebeten.
Ich hatte das Vergnügen, bei eurem Set auf der Elbe dabei sein zu dürfen. Wie war es für euch, auf der MS Koi im Sonnenuntergang durch den Hamburger Hafen zu schippern? Und was war der emotionalste Moment?
Moin. Wie schön, dass du dabei warst. Ganz klar: Dich da zu sehen, war eindeutig der emotionalste Moment des ganzen Abends. Ansonsten war das Ding aber natürlich durchgehend gänsehautmäßig. Wie auch anders bei dem Setting. Wir hatten als Abschluss noch einen ganz neuen Track, den wir erst an dem Tag im Studio gebastelt hatten, gespielt — und die Reaktionen waren einfach krass … so etwas ist natürlich auch immer ein großartiger Moment.

Für einen Act, der seit mittlerweile 26 Jahren besteht, war es mit Sicherheit keine leichte Entscheidung, mit einem bekannten Markenartikelhersteller zusammenzuarbeiten. Was hat euch schlussendlich dazu bewogen, einer Kooperation zuzustimmen und wie ordnet ihr diese im mittlerweile zweiten Jahr ein?
Die Wertigkeit der Marke, mit der wir im Übrigen auf lokaler Ebene schon vor über 20 Jahren gearbeitet haben, das grundsätzliche Konzept, in dessen Rahmen wir einfach authentisch bleiben können, und letztlich das Team, das für die Umsetzung verantwortlich ist, haben uns die Entscheidung wirklich nicht schwer gemacht. Gute Ideen haben wir natürlich jede Menge auch selbst und viel lässt sich auch völlig autark auf die Beine stellen, aber manche Sachen kriegt man nur mit tatkräftiger Unterstützung hin. Bestes Beispiel ist diese wirklich coole Bootstour, bei der du ja dabei warst … das hätten wir so sicher nicht alleine hinbekommen.
Inwiefern könnt ihr euch bei der Konzeptionierung der Zusammenarbeit einbringen?
Was Konzeption und Strategie angeht, in großen Teilen. Anders würde das für uns nicht funktionieren. Wir müssen uns jedoch nicht zwingend mit jedem einzelnen Detail auseinandersetzen. Nach 26 Jahren haben wir natürlich eine Menge Erfahrung und glücklicherweise auch ein starkes Team, das sich um vieles kümmert und auf das wir uns verlassen können.
Neben euch waren noch andere Künstlerinnen und Künstler aus eurer Bookingagentur vertreten. Auf welche weiteren Aktionen dürfen wir uns in diesem Zusammenhang freuen?
Für dieses Jahr ist zumindest im Glo-Kontext nichts Weiteres geplant. Mal sehen, was 2026 alles ansteht. Darüber hinaus sind wir aber alle eng miteinander connectet. Pretty Pink sitzt beispielsweise aktuell an einem „June“-Remix und Eskei fragt regelmäßig nach, wie man richtig scratcht …
Kommen wir mal zu eurer Musik. Euer Debütalbum hat mittlerweile 20 Jahre auf dem Buckel. Gibt es im Zuge dieses Jubiläums Aktionen, die geplant sind? Wie steht es damit, eventuell ein neues Album zu veröffentlichen?
Wir haben es nicht so mit Jubiläen. Zumindest nicht im konventionellen Sinn. Vielleicht feiern wir nächstes Jahr irgendetwas. Ein neues Album zu veröffentlichen, ist aber eine richtig gute Idee. Das werden wir angehen.
Generell hat sich eure Musik über die Jahre hinweg immer wieder weiterentwickelt, dennoch seid ihr euch treu geblieben und bei keinem Trend aufgesprungen – wie würdet ihr den Moonbootica-Signature-Sound beschreiben und wie habt ihr es geschafft, über all die Zeit relevant zu bleiben?
Der erste Teil der Frage ist so alt wie der Act Moonbootica, und ganz ehrlich, so richtig lässt der Sound sich nicht einordnen. Energetisch, euphorisch, cooler, treibender Groove, manchmal mehr, manchmal etwas weniger elegant … aber auf jeden Fall unique. Und das Ding mit der Relevanz? Also erst einmal: Vielen Dank! Wahrscheinlich ist der Grund dafür, dass wir wahnsinnig interessiert an Musik sind und einfach richtig Bock auf geilen freshen Sound haben und eher gar keinen darauf, die ollen Kamellen runterzududeln. Das Konzept von Revivals finden wir grundsätzlich eher gruselig. Für bestimmte Leute ist das sicher gut und richtig, aber für uns ist das nix. Eher hören wir auf und machen irgendetwas anderes Geiles. Da muss frische Energie, Feuer und rauer unverbrauchter Drive drin sein, sonst fühlen wir das einfach nicht.
Eure bislang letzte Single „Can’t Stop Me” kam im April über euer Label Moonbootique Records heraus. Was ist als Nächstes geplant, bei euch als Act und bei eurem Label?
Wir haben mit unserem Label jüngst den Vertrieb gewechselt und hängen deswegen etwas hinten dran. Aber dieses Jahr kommen auf jeden Fall noch die Tracks „Hope in the Dark“ mit der fantastischen Jyll und „Vice Man“ auf Sweat it Out raus. Und dann, wenn labelmäßig alles fertig getunet ist, auch noch etwas auf Moonbootique.
Wie seht ihr die derzeitige Entwicklung der elektronischen Musik und wie ordnet ihr das Clubsterben ein? Wie ist Hamburg in diesem Zusammenhang positioniert?
Zur Entwicklung der elektronischen Musik wird ja laufend von allen möglichen Leuten eine Menge Grundsätzliches erzählt, dahingehend halten wir uns gerne zurück. Ist ja auch alles wie immer, also so wie früher schon: Es gibt einen Haufen neuer Scheißmusik, aber auch genug geiles Zeug, sodass man den Glauben an die Sache nicht verlieren sollte. Social Media nervt, Poserei und Selbstdarstellung ohne andere Skills ist und bleibt einfach uncool, funktioniert aber. Muss man einfach akzeptieren. Ja, und die ultrakrasse Durchkommerzialisierung von allem killt die Liebe, die da eigentlich drin steckt … Leider auch nichts Neues.
Das Clubsterben wiederum macht uns traurig. Wir lieben Clubs und wir lieben (auch) die Nacht. Beides scheint so derzeit aber irgendwie nicht zusammenzugehen und die Jüngeren haben wohl grad Bock auf anderes. Und das ist auch völlig okay so. Vielleicht muss man aka einige Clubbesitzer & Veranstalter, wie so oft im Leben, mal aus seiner Comfort Zone raus und jahrelang erfolgreiche Konzepte anpassen. Dumm ist natürlich, dass du das Wetter in Deutschland die meiste Zeit in die Tonne treten kannst und auf Indoor limitiert bist. Aber das war ja früher auch schon so und ist in Hamburg nicht anders als anderswo.
Wo können unsere Leserinnen und Leser euch in den kommenden Monaten live erleben?
Morgen geht’s nochmal für eine Open-Air-Show nach Istanbul und dann können wir diesen Sommer auch abhaken. Die Clubsaison gehen wir gezwungenermaßen etwas entspannter an. Wir haben aber das Glück, in wirklich guten, stabilen Clubs präsent zu sein: 2025 steht auf jeden Fall noch ein-/zweimal Ritter Butzke in Berlin an. Halloween im Fusion Münster hat bei uns Tradition. Hive Zürich, Rave on Snow auf sicher und auch ganz bestimmt ein allerallerletztes Mal im Hotel Shanghai.