The YellowHeads – Erfolge & Herausforderungen

Bereits in der Mai-Ausgabe 2018 haben wir uns mit dem maskierten Kollektiv aus Spanien unterhalten – wo sie uns von ihren Anfängen im Jahr 2012 sowie damals aktuellen Projekten und Veröffentlichungen erzählten. Die letzten 45 Monate liefen mitnichten weniger erfolgreich, The YellowHeads haben weiter an ihrer Reputation als angesagte Akteure im Techno-Zirkus gefeilt und auch während der Pandemie Erfolge wie Beatport-Top-1-Hits abgeliefert.

Ihr Track „Planet X“ wurde millionenfach gestreamt, gespielt und gehört. Sie veröffentlichten auf Labels wie We Are The Brave, Senso Sounds, Filth On Acid und Kraftek, kollaborierten mit Acts wie Pendulum, Dirtyphonics, Umek, Joseph Capriati und vielen mehr. 2019 landeten sie auf Platz 18 der World-DJs-Techno-Liste, ihre Single „Prison Planet“ setzte sich für mehrere Monate auf dem zweiten Platz der Charts fest. Auch ihre Labels Reload Records und Reload Black Records feierten konstante Erfolge. In den vergangenen drei Jahren spielten sie über 350 Shows auf dem gesamten Erdball. In diesem Monat zeichnen die unbekannten Identitäten mit den gelben Masken für den offiziellen FAZEmag-Download-Mix verantwortlich. Hier lest ihr ein Interview über Genre-übergreifende Erfolge inmitten der Pandemie, Veränderungen und auch Herausforderungen.

Boys, wie geht es euch und wo seid ihr im Moment?

Hey, uns geht es gut, danke. Im Moment sind wir in Spanien, wo wir auch leben. Das Wetter hier lässt sich aushalten.

Unser letztes Interview ist knapp vier Jahre her – wie rekapituliert ihr die Zeit seitdem, sowohl privat als auch musikalisch?

Eine sehr lange Zeit! Seit 2018 ist viel passiert – viel Musik, viele Shows, Releases bei coolen Labels, natürlich auch bei unseren eigenen. Wir haben „Planet X“ veröffentlicht, der Teil einer Netflix-Serie wurde. Der Track wurde 2020 und 2021 quasi unser großer Hit. Privat gab es ebenfalls Neues, z.B. neue Tattoos und, um ehrlich zu sein, waren die letzten zwei Jahre natürlich aus bekannten Gründen recht seltsam. Aber wir haben uns in dieser Zeit aufs Studio konzentriert und auch ein paar Live-Streamings an tollen Orten realisiert. Wir machen das Beste draus.

Eine relativ bescheidene Analyse, wenn man bedenkt, dass ihr während der Pandemie z.B. auf Beatport eine herausragende Platzierung abgeliefert habt.

Nun, wir haben mit diesem Erfolg nicht gerechnet, um ehrlich zu sein. Plötzlich landete der Track auf dem ersten Platz auf Beatport und hielt sich dort für vier Monate. Selbst jetzt, nach knapp eineinhalb Jahren hält sich der Track in den Charts und gilt schon jetzt als einer der besten drei Tracks in der Geschichte von Beatport. Auch Spotify supportete den Track und platzierte ihn an die Spitze der Techno-Bunker-Playlist, wo er Millionen von Plays bekam. Viele Künstler*innen anderer Genres spielten den Track, darunter Armin van Buuren, David Guetta, Morten und viele mehr. Das war und ist unglaublich schön anzusehen, vor allem die Tatsache, dass der Track scheinbar in vielen verschiedenen Genres funktioniert.

In unserem ersten Interview haben wir über eure Anfänge gesprochen. Jetzt würden wir gerne wissen: Wie hat sich euer Projekt in den letzten drei bis vier Jahren entwickelt?

Ich glaube, musikalisch sind wir immer der Linie treu geblieben. Wir haben unseren Sound im Kopf, natürlich immer wieder mit leichten Veränderungen über die Jahre, aber das Fundament an sich ist gleich geblieben. In Sachen Shows sind wir sicherlich etwas härter geworden. Wir bewegen uns jetzt um die 135 bis 137 bpm und lieben es.

Die Pandemie hat die Welt und speziell unsere Szene auf den Kopf gestellt. Was waren für euch die größten Veränderungen – trotz der fehlenden Shows?

Die fehlenden Shows sind natürlich die größte Veränderung und eine absolute Katastrophe für uns und die gesamte Szene. Wir hatten etwa acht Shows pro Monat, waren quasi jedes Wochenende unterwegs und der Kalender bereits Monate im Voraus voll. Von heute auf morgen wurden dann quasi alle Shows abgesagt. Wir vertreten die Meinung, dass die Regierung leider nicht alles richtig gehandhabt hat. Clubs und Events wurden während der gesamten Pandemie als die einzigen Sündenböcke dargestellt, während in den meisten Ländern Stadien, Einkaufszentren und Restaurants voller Menschen waren. Im Vergleich zu den Mega-Sport-Events sind wir doch nur ein kleiner Fisch.

Wie, glaubt ihr, hat die Pandemie die Szene nachhaltig beeinflusst? Was sind die größten Herausforderungen, wo ergeben sich sogar Chancen?

Corona hat unsere Szene in den letzten zwei Jahren quasi vollends stillgelegt. Aber wir denken auch, dass dies auf lange Sicht keine gravierenden Auswirkungen haben wird, sobald das Virus vorbei ist, wird es weitergehen. Das Virus hat viele Promoter*innen, Künstler*innen und weitere Bausteine der Szene „entfernt“, aber die Show muss weitergehen. Und mit Sicherheit werden neue Promoter, Künstler und andere Arten von Protagonist*innen unserer Industrie kommen, sodass das Rad wieder ans Laufen kommt.

Hat die Pandemie euren Sound, Stil oder gar eure Arbeitsweise verändert?

Definitiv nicht, nein.

Eure letzte EP wurde am 24. Dezember auf RX veröffentlicht – erzählt uns mehr über die Veröffentlichung und den Titel des Releases mit dem Namen „Omicrom“?

Normalerweise veröffentlichen wir auf unseren eigenen Labels oder auf Labels mit einer längeren Historie, aber das Team von RX macht einen großartigen Job und wir haben ihr Projekt von Anfang an geliebt, also haben wir uns entschieden, mit ihnen zusammenzuarbeiten. Bezüglich des Tracks war dies ein absolut verrückter Zufall. Wir haben diesen Track schon vor einem Jahr so benannt und jetzt heißt die neue Corona-Variante ausgerechnet sehr ähnlich. Wir wissen noch immer nicht, ob wir das eher gut oder schlecht finden sollen (lacht).

Woran arbeitet ihr gerade und was können wir für 2022 erwarten?

Wir arbeiten an neuen Veröffentlichungen für unsere eigenen Labels, außerdem haben wir einige coole Sachen für andere Labels, wie z.B. Terminal M von Monika Kruse oder Senso Sounds von Oliver Huntemann. Wir werden auch weiterhin Kollaborationen mit anderen Künstler*innen umsetzen und einige weitere Tracks mit unserem neuen Gewand des Future Techno mit Julien Earle veröffentlichen. Es ist ein etwas kommerziellerer Sound, aber wirklich gut für große Events, Festivals etc.

Was sind eure Pläne für Reload, eure beiden eigenen Labels?

Wir sind sehr glücklich mit unseren eigenen Brands, weil es uns hilft, neue Produzent*innen und junge Leute zu finden, die großartige Tracks machen. Um ehrlich zu sein, das Schönste in diesem Geschäft ist es, neue, großartige Künstler*innen zu entdecken, Künstler, die gerade mal 18 oder 20 Jahre alt sind und großartige Produktionen abliefern. Also werden wir sicher weiterhin sehr intensiv mit neuen Künstlern arbeiten, um sie so gut wie möglich zu pushen.

Welche Artists inspirieren euch im Moment am meisten?

Wow, das ist wirklich schwierig, diese Frage mit nur ein paar wenigen Namen zu beantworten. Wir sind aktuell sehr angetan von Künstlern wie Sam Wolfe, Rebel Boy, Ren Ascutt, P.E.U, Julien Earle und anderen großen Künstler*innen, von denen einige schon Freunde geworden sind. In Sachen bekannterer Namen sind das natürlich Leute wie Umek, Jay Lumen, Skober und Alan Fitzpatrick.

Soulwox ist nach wie vor für euch verantwortlich in Sachen Booking und Management.

Ja, wir arbeiten schon seit vielen Jahren zusammen und wir sind darüber sehr glücklich. Toby und sein Team machen einen fantastischen und sehr professionellen Job. Sie haben in den letzten Jahren extrem viel für uns getan. Nach all den Jahren sind sie noch immer total motiviert.

Diesen Monat liefert ihr den offiziellen FAZEmag-Download-Mix ab. Was dürfen wir erwarten?

Ein Set mit markanten Basslines und einer coolen Auswahl an Tracks von großartigen Künstler*innen, die wir normalerweise auf der ganzen Welt spielen. Danke euch für das Interview und bis ganz bald! Wir hoffen, dass euch der Mix gefällt und die Wartezeit bis zur nächsten Show in eurer Nähe verkürzt.

 

 

Aus dem FAZEmag 120/02.2022
Text: Triple P
www.instagram.com/the_yellowheads