Titelverwaltung im File-Zeitalter: Monika Kruse & Yetti Meißner

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MONIKA KRUSE

Welchen Datenträger bevorzugst du?

Nach Jahren mit Vinyls und CDs mittlerweile USB-Sticks – die benutze ich ausschließlich, und zwar das Modell SanDisk 3.0 mit 64 GB.

Welches Digitalformat in welcher Datenrate nutzt du?

Ich bevorzuge definitiv WAVs, wobei es oftmals vorkommt, dass man unterwegs gar nicht so gutes Internet hat, um diese großen Files herunterzuladen. Oder die Promos sind sowieso nur als MP3 erhältlich – und ehe man hinschreibt und da hinterherbleibt, schiebt man dann einfach das File auf den Stick. Also beide Formate gemischt.

Wie viele Sicherheitskopien führst du mit?

Mittlerweile drei, nachdem ich vor Jahren beim Tomorrowland noch mit einem vermeintlich minderwertigeren Stick unterwegs war, der Player plötzlich „Empty“ anzeigte und nichts mehr ging. Nach mehrmaligem Reinsetzen, Rausnehmen und Neustart der gesamten Technik ging es dann irgendwann. Zum Glück, denn meine Panik war sehr groß (lacht).

Wie viele Tracks befinden sich auf deinem Datenträger?

Das weiß ich nicht, um ehrlich zu sein. Sehr viele – wobei man sich bei 64 GB ja schon irgendwann limitieren muss, wenn man WAVs spielt. So gibt es auf einem eher aktuelle Sachen, während man auf dem anderen auch den „Classics“-Ordner unterbringt.

Wie verwaltest du deine Tracks?

Ausschließlich mit Rekordbox, aus iTunes importiert.

Wie sortierst du deine Tracks bzw. Playlisten?

Ich erstelle jeden Monat einen neuen Ordner, wobei ich darin wiederum für die einzelnen Wochen Playlisten erstelle. Die Tracks schiebe ich dann immer noch in verschiedene Genre-Listen wie „Techno“, „Technoid“, „Ruhig“, „Groovy“ und andere.

monika kruse by marie staggat

Wie behältst du den Überblick bei der Flut an Digitalfiles?

Nun ja, leider schaffe ich es nicht, alle Promos, die mir geschickt werden, anzuhören. Das sind pro Tag um die 50 E-Mails, wobei ja jede davon mindestens drei Tracks enthält. Daher gehe ich meist wirklich nur nach Label, Name, Cover und schaue, was mich anspricht. Auch schaue ich gerne, was meine Kollegen gerade spielen – in Form von Charts oder Beatport-Playlisten, wo ich verschiedenen Künstlern und Labels folge. Man hat in jedem Fall viel mehr Arbeit als früher. Auch wenn ich verstehen kann, dass gewisse Künstler eine Art „Vorselektierer“ haben, wäre das für mich persönlich nichts – dafür ist mein Geschmack zu eigen und dieser verändert sich auch stetig.

Wie läuft der Prozess vom Hören der Promos über das Herunterladen bis hin zum Clubeinsatz ab?

Ich versehe die Stücke bei iTunes mit Sternen und Kommentaren, sodass ich beim Auflegen schneller ein Bild davon bekomme, was das jeweilige Stück ausmacht. Bei zwei Sternen kommt es erst mal nicht auf den Stick – aber vielleicht gefällt es einem ein paar Tage später besser, das ist ja oftmals auch von der Laune beeinflusst. Auch schaue ich mir oft an, was ich vor Monaten oder Jahren gespielt habe, und erstelle mir dann Rubriken – wie früher beim Packen des Plattenkoffers.

Was könnte man an der „digitalen Plattentasche“ technisch verbessern?

Bezüglich der Software bzw. der Handhabung selbst fällt mir gerade nicht viel ein. Vielmehr würde ich mir wünschen, dass der Sound besser klingt. Das beginnt schon beim Mastering und bei der Qualität der jeweiligen Files – das ist teilweise wirklich schlimm und man merkt oftmals zunächst gar nicht, wie flach gewisse Sachen klingen.

Wie hat sich deine Wahrnehmung in Bezug auf Musik seit der Digitalisierung verändert?

Nicht sonderlich groß. Musik ist für mich das Schönste der Welt, sie macht mich jeden Tag glücklich. Die Balance zwischen guter und schlechter Musik war auch früher schon gegeben, finde ich. Vielmehr ist meiner Meinung nach die Wertschätzung einiger Leute gesunken, die sich oftmals nicht bewusst sind, wie viele Jahre ein guter Produzent im Studio verbracht hat, um sich zu entwickeln und so toll zu klingen, wie er nun heute klingt. Und günstig ist ein Release ja nach wie vor nicht, auch wenn vieles einfacher geworden ist mit der Digitalisierung. Das Wichtigste ist aber nach wie vor, dass Musik die Menschen verbindet.

Was war bei der Vinyl-Auswahl anders, vermisst du etwas?

Die Haptik beziehungsweise das Visuelle fehlt mir oftmals, aber eher aus stilistischen Gründen.

Gab es Vorteile bei der Verwaltung von Vinyls oder CDs?

Nein, nicht wirklich.

Was steht bei dir aktuell und in den nächsten Wochen an?

Der Sommer war beziehungsweise ist sehr wild, anstrengend und voll mit Gigs. Daher freue ich mich auf eine kleine Auszeit im September. Ansonsten werde ich in den USA sowie auf Ibiza unterwegs sein. Auf der Insel werde ich für HYTE spielen und dann steht ja auch schon wieder das Amsterdam Dance Event an, wo ich in diesem Jahr für Adam Beyer spielen werde. Und sehr freue ich mich auch auf die Winter-Edition vom „Kappa Futur“-Festival in Turin. Die Italiener sind ja immer sehr energisch und besonders lustig. Und danach ist wieder jede Menge Zeit mit Freunden in Berlin angesagt.

YETTI MEIẞNER

Welchen Datenträger bevorzugst du?

SD-Karten. Weil sie sich schneller bespielen lassen und man selbst auf den chaotischsten Partys keine Angst haben muss, dass einem der Stick geklaut wird, weil sie nicht so verführerisch aus dem Player schauen.

Welches Digitalformat in welcher Datenrate nutzt du?

AIFF.

Wie viele Sicherheitskopien führst du mit?

Für jede Karte gibt es eine.

Wie viele Tracks befinden sich auf deinem Datenträger?

Um die 600 Tracks pro Karte.

Wie verwaltest du deine Tracks?

Ich arbeite mit Rekordbox.

yettimeissner_by Ivanna capture you5

Wie sortierst du deine Tracks bzw. Playlisten?

Ich sortiere meine Tracks nach Aktualität. Ca. 40–50 Tracks pro Ordner – und ich entscheide von Gig zu Gig relativ spontan, was ich spiele. Bei besonderen Gigs, bei denen ich beispielsweise mit jemandem back2back spiele, treffe ich schon eine Vorauswahl, die ich dann in einen gesonderten Ordner packe.

Wie behältst du den Überblick bei der Flut an Digitalfiles?

Ich abonniere Künstler und Labels, die mich interessieren.

Wie läuft der Prozess vom Hören der Promos über das Herunterladen bis hin zum Clubeinsatz ab?

Ich lade mir alle neu gekauften Tracks auf mein Handy und höre sie unterwegs. Da habe ich die meiste Zeit, mich in die Musik hinein zu fühlen und zu entscheiden, ob ich sie in meinen Sets unterbringe.

Was könnte man an der „digitalen Plattentasche“ technisch verbessern?

Ich finde, man sollte eher aufpassen, dass man das Ganze nicht übertechnisiert. Es sollte noch ein Funke des eigentlichen Ursprungs dessen zurückbleiben, worum es eigentlich geht. Wenn Rekordbox nun schon neben der Sync-Funktion so weit geht, dass es Vorschläge zu ineinander passenden Tracks geben kann, sodass der Benutzer nicht mal mehr über Set-Arrangements nachdenken muss, läuft da irgendwie was falsch.

Wie hat sich deine Wahrnehmung in Bezug auf Musik seit der Digitalisierung verändert?

Es ist, als fege eine riesige Musiklawine über einen hinweg. Wenn damals das Pressen auf Vinyl eine Art Filterkriterium war, wo man sich auf eine bestimmte Qualität verlassen konnte, muss man sich heutzutage vielmehr mit einem riesigen Output teils mangelhaft gemasterter Musik herumschlagen. Das finde ich schade und es kann anstrengend sein. Andererseits haben nun Künstler die Chance, ihre Musik zu releasen, die sonst nie die Möglichkeit dazu gehabt hätten. Und hier findet man wahre Schätze. Ich liebe es, abseits aller Toplisten durch Beatport zu wühlen und genau solch unbekannte Schätze auszugraben.

Was war bei der Vinyl-Auswahl anders, vermisst du etwas?

Beim Gang in den Plattenladen war der Ansatz ein anderer. Man hatte nur ein bestimmtes Budget und musste sich des Öfteren zwischen der einen oder anderen Platte entscheiden. Aber man hatte immerhin die Möglichkeit, die Platte im Ganzen zu hören. Heutzutage hat man zwar eine wahnsinnige Auswahl, aber kann den Track z. B. bei Beatport nur anhand des einen Snippets bewerten, der aber nicht immer aussagekräftig ist. Oft landet ein Track dann mal schneller im Warenkorb, bei zwei bis drei Euro ja an sich kein Problem im Gegensatz zum Vinyl. Doch wenn es sich um einen Fehlkauf handelt, merkt man es erst nach dem Download. Ich fände es toll, die Möglichkeit zu haben, den Track vor dem Kauf im Ganzen oder zumindest einen größeren Ausschnitt hören zu können.

Gab es Vorteile bei der Verwaltung von Vinyls oder CDs?

Ehrlich gesagt, nein. Es war zwar schön, wie man ein Stück Musik für sich zum Anfassen hatte, doch im Endeffekt war der Ärger darüber größer, irgendwo eine CD liegengelassen zu haben und es erst dann zu merken, wenn man sie wieder brauchte, oder dass die Lieblingsplatte einen Kratzer hatte. Vom Plattenkofferschleppen mal ganz abgesehen. Ich finde es schön, seine Musik immer handlich bei sich zu haben, man weiß ja nie, wann man sie mal braucht.

Was steht bei dir aktuell und in den nächsten Wochen an?

Ich habe erst kürzlich beim „Bucht der Träume“-Festival gespielt, auf das ich mich sehr lange sehr gefreut habe. Anfang September fliege ich nach Kroatien, wo ich auf einem Festival auf einer einsamen Insel spiele. Das könnte spannend werden. Danach mache ich mit meinem Freund einen kleinen Roadtrip nach Südfrankreich und lasse eine Runde die Seele baumeln.

Aus dem FAZEmag 067/09.2017

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