Trend 2024: Hypertechno und Hardtechno waren gestern – Jetzt kommt Hardgroove

Trend 2024: Hypertechno und Hardtechno waren gestern – Jetzt kommt Hardgroove / Bild: Überkikz

Hypertechno und Hard Techno sind der neue Shit? Techno ist en vogue. Wer hätte das vor vier Jahren gedacht, wo doch während der Pandemie sämtliche Clubs schließen mussten, Festivals ausgefallen sind und es erst mal so ausgesehen hat, als würde die Rave-Kultur den Bach runter gehen. Stattdessen haben illegale Raves und ein gediegener TikTok-Hype der Techno- und Rave-Kultur ein ganz neues Leben eingehaucht, von dem Akteure profitieren, die besonders eine junge Zielgruppe ansprechen. Nach Hard Techno auf den Raves und Hypertechno im Mainstream präsentieren wir euch nun das boomende Genre Hardgroove und erklären, warum dieses gerade so beliebt ist.

Wie jeder gehypte, kommerzialisierte Trend nimmt auch der Hypertechno-Sound inzwischen Züge an, die quantitativ statt qualitativ ausfallen. Masse statt Klasse. Da kommt der nächste Trend gerade recht. Dieser findet jedoch im Gegensatz zu Hypertechno eher in den Underground-Clubs und auf Raves Einzug, statt in den Charts.

Doch, Moment mal. Da gibt es doch schon den Hard-Techno-Trend, der rund um den Globus durch die Decke geht und eine (TikTok-)-Raverkultur 2.0 auf Raves gezogen hat, die mit kinky Outfits wie Netzhemden, Harnischen und dicken Ketten sowie schnellen Brillen unterwegs ist. Das geht so manchen eingefleischten Raver, der sich lange vorher in der Szene bewegt hat, inzwischen gewaltig gegen den Strich. Clubs weisen angeblich bereits manche TikTok-Raver-Influencer von ihren Türen ab.

2024 zeichnet sich jedoch bereits der nächste Boom ab: Hardgroove. Doch so neu ist das Genre gar nicht. Im Gegenteil – Hardgroove entstand bereits in den 90er-Jahren. Das passt wiederum zur Rave-Renaissance, die seit einigen Jahren stattfindet. Ben Sims, der 1999 das Label „Hardgroove“ gründete, verwendete den Begriff bereits 1996 für seine mit dem Titel „Hard Groove Trax“ versehenen Mixtapes. Gegenüber Residentadvisor erklärte er, genau wie heute sei der Begriff Techno damals für viele Genres im Umlauf gewesen, die eigentlich gar nicht mehr dem Genre Techno in seinem Kern entsprechen würden. Erinnert an Hypertechno? Der Name „Funky Techno“ habe jedoch nur Hass gesät. Im Begriff Hardgroove entfällt der Techno hingegen. 1998 erschienen erste Vinyls mit Remixen von Ben Sims, bei denen er den Begriff Hardgroove einbrachte, ein Jahr später folgte die gleichnamige Labelgründung. Bis heute veröffentlicht das Label erfolgreich Musik.

Nun greifen junge Produzenten wie Funk Assault, Überkikz, Regal86 und ANNÊ das Genre wieder auf und bilden damit einen Kontrast zum undergroundigen Hard Techno und kommerziellen Hypertechno, die uns an jeder Ecke begegnen. Womöglich, weil Hard Techno inzwischen übersättigt ist? Hardgroove bewegt sich zwar mit schnellen, tanzbaren und relativ harten Beats auch irgendwo im selben Spektrum wie Hard Techno – enthält jedoch markante, deutlich hervorstechende groovige, shuffelnde Percussions, 909-Kickdrums, repetitive Loops und schnelle Breakbeats. Die Musik ist viel rhythmischer, nicht so rau und industriell wie Hard Techno. Im Unterschied zu damals fallen die Produktionen und Sets, entsprechend dem Trend, schneller aus als damals.  Durch die schnellen, schiebenden Drums erhält man nochmal gesteigert den Eindruck, dass es nach vorne geht. Passt wiederum auch zum aktuellen Trend. Zu den Percussions gesellen sich bei Hardgroove oft Samples und Vocals aus regionaler Musik afrikanischer, hispanischer und brasilianischer Tradition, etwa Samba. Dadurch erscheint die Musik zwar wärmer, durch die vielen Percussions gleichzeitig aber auch kantiger, da weniger geradlinig als Hard Techno.

Hier ein Beispiel für ein typisches Hardgroove-Set des neuen Trends:

Berliner Clubs wie das Humboldthain haben bereits ganze Floors oder eigene Veranstaltungsreihen zum Revival des Genres (etwa den „Humbi Kult Hard Groove Club“). Wir sind gespannt, wie sich der Trend entwickelt und welche Revivals in Zukunft noch so folgen.

Quellen: Residentadvisor, Edit-Magazin, Sinee, Tagesspiegel

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