
Bei einer massiven Polizeioperation gegen das Drogenkartell Comando Vermelho sind in Rio de Janeiro mindestens 64 Menschen getötet und 81 festgenommen worden.
Rund 2500 Polizisten und Soldaten waren beteiligt. Gouverneur Claudio Castro sprach von einem entschlossenen Vorgehen „gegen den Narko-Terrorismus“ und nannte die Aktion die größte in der Geschichte der Stadt.
Der Einsatz richtete sich gegen die in den Favelas Complexo do Alemão und Penha aktive Bande. Dabei kamen 32 gepanzerte Fahrzeuge und mehrere Hubschrauber zum Einsatz. Laut Castro wurden 75 Gewehre und große Mengen Drogen beschlagnahmt. Unter den Toten befinden sich auch Polizisten, wie das Krankenhaus Getulio Vargas bestätigte. Viele weitere Personen wurden verletzt.
César Muñoz von Human Rights Watch Brasilien bezeichnete den Einsatz als „riesige Tragödie“ und „Desaster“. Er forderte: „Die Staatsanwaltschaft muss eigene Ermittlungen aufnehmen und die Umstände jedes Todesfalls aufklären.“ In sozialen Medien kursieren Videos, die Feuer, Rauch und Schüsse in den betroffenen Vierteln zeigen. Schulen und Universitäten blieben geschlossen.
Als Reaktion blockierten mutmaßliche Gangmitglieder Straßen im Norden und Südosten der Stadt. Laut dem Verkehrsverband Rio Ônibus wurden mindestens 70 Busse beschlagnahmt und für Barrikaden genutzt, was erheblichen Schaden verursachte. Die Stadtverwaltung riet Anwohnern, in ihren Häusern zu bleiben. Die Gewalt breitete sich stundenlang über mehrere Stadtteile aus.
Das Comando Vermelho entstand in Rios Gefängnissen und kontrolliert heute weite Teile der Favelas. Rio de Janeiro ist seit Jahrzehnten Schauplatz tödlicher Polizeieinsätze. 2005 wurden 29 Menschen in Baixada Fluminense getötet, 2021 starben 28 in der Favela Jacarezinho. Doch das Ausmaß der aktuellen Razzia gilt als beispiellos.
„Was diesen Einsatz unterscheidet, ist die Zahl der Opfer. Das sind Kriegszahlen“, sagte der Sicherheitsexperte Luís Flávio Sapori von der Päpstlichen Katholischen Universität Minas Gerais. Solche Operationen seien ineffektiv, weil sie meist nur untergeordnete Mitglieder träfen. „Es fehlt an Strategie in der öffentlichen Sicherheitspolitik von Rio de Janeiro“, kritisierte er.
Quelle: Welt
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