Yuksek – Mehr Dance, weniger Indie

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Yuksek – Mehr Dance, weniger Indie

Ganze zehn Jahre Erfahrung hatte Pierre-Alexandre Bossom, ehe er 2007 seine Karriere in der Welt der elektronischen Musik begann. Es folgten hunderte Releases auf Labels wie Relish, Cliché, Kitsuné und Rise sowie Remixe für Lana Del Rey, M83, Gorillaz, Empire Of The Sun, Chromeo, Phoenix, Kaiser Chiefs, Peaches und viele mehr. Nach seiner Debüt-LP „Away From The Sea“ 2009 und dem Follow-up „Living On The Edge Of Time“ zwei Jahre später hat der Franzose nun das dritte Album veröffentlicht: „Nous Horizon“, für das er mit der Sängerin Monika, Roman Rappak von Breton und dem französischen Duo Her gearbeitet hat, erschien am 20. Januar. Soundtechnisch bewegt sich Yuksek dabei zwischen Post-Disco, House, Electro und Pop. Dabei zeigt er mehr denn je, was für ein begnadeter Sänger und Songwriter er ist.

Die vergangenen Jahre waren dabei keine, in denen er untätig war. „Die Zeit vergeht so unfassbar schnell. Wenn ich daran denke, dass das letzte Album nun schon sechs Jahre zurück liegt – es fühlt sich gar nicht so lange an. Ich habe in der Zeit mein eigenes Label gegründet, mit sehr vielen Leuten im Studio gesessen und mit ihnen bzw. für sie geschrieben und produziert. Vier Jahre habe ich im Prinzip gebraucht, um überhaupt in die richtige Stimmung zu kommen, ein ganzes Album machen zu können. Vier Jahre, in denen ich mich von anderen Dingen habe inspirieren lassen. Ich habe durchaus andere Musiker getroffen, aber eben auch Leute aus ganz anderen Bereichen der Kunst wie Theater oder Film. Und das hat meine Arbeitsweise verändert bzw. die Art und Weise, wie ich an meine Songs herangehe. Ich wollte wieder daran anknüpfen, was ganz zu Beginn dieses Projekts im Mittelpunkt stand: Die Kollaborationen, der kreative Austausch mit Leuten, denen ich in den letzten Jahren begegnet bin. Ich wollte also in erster Linie einen künstlerischen Dialog herstellen. Die Idee, diesen Rahmen zu finden, war der Startschuss für eine kreative Phase, die sich zum Beispiel auch auf die kommenden Live-Shows erstreckt.“ Klanglich empfindet er sein neues Werk im Vergleich zu den Vorgängern als wesentlich „sonniger“. „Alle meine drei Alben sind unterschiedlich, zumal es für mich nichts Schlimmeres geben würde, als Dinge zu wiederholen. Aber ich schätze, in Bezug auf die Stimmung ist ,Nous Horizon’ positiver und eher auf den Punkt. Weniger Layers, weniger Sounds, dafür mehr Groove.“

Bei der Produktion wollte er zurück zum Kern. Zur Essenz. Mit seinem Background als Musiker und seinen klassischen Einflüssen als Pianist kam er automatisch immer wieder bei komplexen Harmonien und verschachtelten Akkordfolgen an. „Nach der ersten Kompositionsphase behielt ich das also im Hinterkopf und suchte nach einer Blaupause, nach etwas, das den jeweiligen Track verständlicher machte, wirklich die Essenz zum Vorschein brachte. Ich wollte mit der Musik und der Produktion zu dieser Essenz vordringen. Insgesamt ist das neue Album ein Versuch, kompromisslose Kompositionen zu präsentieren, die gleichwohl ein breites Publikum ansprechen können. Verzichtet habe ich dafür auf nichts: Ich habe genau die Musik geschrieben, die ich liebe – diesen Sound zwischen Soul, Electro-Disco und Indie-Pop.“ Unterstützt wurde er dabei von vielen Sängern, Musikern und Songwritern. „Unter anderem von Monika, einer in den USA lebenden Griechin, von Kim und Cyril Debarge. Die Bands Her und Juveniles aus Rennes habe ich genauso eingeladen wie Roman Rappak von der Gruppe Breton. Für mein erstes Album wurden die Files quer durch das Netz gejagt, gefolgt von E-Mails, Remindern, Anrufen und Nachrichten. Frustrierend. Nun möchte ich Momente mit Menschen teilen und Momente erschaffen. Und nicht etwa ,Das ist der Song, bitte singe darauf, danke.’“ Dazu hat er fünf Tage pro Woche seine Zeit komplett im Studio verbracht. „Loops, Melodien, Beats, Vocals, Songwriting. Ich experimentiere sehr viel und lasse alles auf mich wirken. Somit kombiniere ich verschiedene Ideen aus mehreren Tagen und versuche, das beste Resultat zu erreichen.“ Das Ziel: Mehr Dance und weniger Indie als beim letzten Mal. „Daher habe ich mehr auf Akustik-Drums gesetzt für den Groove. Die Herausforderung war, sie gezielt einzusetzen. Nicht zu hart, nicht zu weich. Und Songs zu schreiben, die Instrumente leben lassen. Die Vocals müssen nicht immer im Vordergrund stehen.“

Im Dezember letzten Jahres debütierte er mit seiner Acht-Mann-Band auf der Bühne. „Die richtige Tour beginnt erst im April, sodass wir noch Zeit haben, weiteres zu optimieren.“ Auf seinem Label erscheinen 2017 Alben von Weekend Affair, Getaroom, dem Shootingstar Destino sowie Jean Tonique. Außerdem stehen wieder viele Film-Projekte an. Zuletzt schrieb er u. a. die Orchestermusik für den Soundtrack zum Film „Marguerite Et Julien“ von Valérie Donzelli, der 2015 im Wettbewerb in Cannes zu sehen war, sowie für ein Bergman-Stück mit Sophie Marceau, eine TV-Produktion von ARTE. Auch zu Ludovic Lagardes Inszenierung von „L’Avare“ steuerte er die Instrumental-Arrangements bei und hat schon für mehrere Dokumentationen die Musik geschrieben.

 

Aus dem FAZEmag 060/02.2017

Text: Rafael Da Cruz
Foto: Axel Morin
www.facebook.com/yuksek