Alles begann im Jahre 1977: Nachdem er Darryl Shannon fasziniert beim Auflegen zugeschaut hatte, wünschte sich der junge Eddie Fowlkes ein Mischpult zu Weihnachten und gab Ende der 70er sein DJ-Debüt. Als Teil von Juan Atkins‘ Deep-Space-Crew avancierte er später zu einer der prägendsten Figuren des Detroit-Techno, der als globaler Wegbereiter nahezu aller technoider Musikgenres gilt. In einer weiteren Ausgabe von „Zeitgeschichten“ sprechen wir mit Eddie Fowlkes über seine Anfänge, über seine Zeit mit Derrick May unter einem Dach sowie seine ersten Gigs in Europa.
Eddie, du bist ein Detroit-Original. Wie bist du damals in der Stadt aufgewachsen?
Ich wurde von meiner wunderschönen Mutter alleinerziehend großgezogen und wuchs in bescheidenen Verhältnissen auf. Am Ende meiner Collegezeit bin ich aus dem Haus meiner Mutter ausgezogen. 1977 bekam ich hier mein erstes Mischpult zu Weihnachten.
Kannst du dich noch an dein erstes Setup erinnern?
Die Stereoanlage meiner Mutter und ihr Plattenspieler. Dazu lieh ich mir einen Kassettenspieler. Ich spielte ein Tape ab und benutzte dann ihren Plattenspieler, um den Track zu beschleunigen und zu verlangsamen. Als Slipmat benutzte ich die zugeschnittene Innenhülle einer 12″, die ich zusätzlich mit Babypuder bestäube habe (diesen Trick habe ich von älteren DJs).
Wenn es ums Produzieren geht, hatten Juan Atkins und Cybotron zweifellos einen großen Einfluss auf dich. Was hat Atkins dir damals alles beigebracht?
Die einzige Person, die ich von Cybotron über Juan hinaus getroffen habe, war Rick Davis. Den anderen Typen habe ich nicht kennengelernt. Das meiste technische Zeug (MIDI, EQ, etc.) habe ich anfangs von Juan gelernt, ehe ich mich in meinem Heimstudio (Fostex Studio) selbstständig gemacht habe.
Derrick May war in den 80ern dein Zimmergenosse. Eine kleine Anekdote?
Er wusste damals nicht, dass ich ein Studio in meinem Schlafzimmer hatte, weil er nachts arbeitete und ich tagsüber. Als ich meine erste Produktion für Metroplex Records („Good by Kiss“) fertig hatte, erzählte Juan Atkins es Derrick und Derrick erzählte es Kevin Saunderson. Das ist die wahre Geschichte der Detroiter Techno-Historie nach Juan Atkins. Sorry, Derrick-May-Fans, aber seine Story ist nicht wahr.
In den späten 80er- und 90er-Jahren öffneten sich die europäischen Clubs für den Detroit-Sound. Wie hast du das empfunden und wie hast du deine ersten Gigs in Europa erlebt?
Es war sehr cool, aber auch anders. Mein erster Gig war im Tresor Club – ich war zum ersten Mal in Berlin, sechs Monate nach dem Mauerfall. Dort gab es viele seltsame Blicke und Leute, die mein Haar und meine Haut auf Partys in Ost-Berlin berührten.
Im November ist deine letzte EP „Welcome To The Club“ erschienen. Produzierst du immer noch im Oldschool-Style, so wie früher?
Nein, ganz und gar nicht. Ich mache mir neue Stile mit meinen Produktionen zu eigen und integriere neue Technologien, die ich früher nicht hatte, in meinen Sound, den „Techno Soul“. Am 28. Februar ist mein neues Release „All Day Vibes“ auf meinem Label Detroit Wax erschienen. Ihr könnt also jeden Monat neue Veröffentlichungen von mir auf meinem Label erwarten.
www.instagram.com/eddie_fowlkes
Aus dem FAZEmag 157/03.2025