Tigerskin – Im Studio zu Hause

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Die Steigerung von „sehr großer Output“? Alexander Krüger. Den Ausstoß des DJs und Produzenten kann man seit Mitte der 90er verfolgen, und der hat mittlerweile – bleiben wir beim Superlativ – biblische Ausmaße angenommen. Los ging es unter dem Alias Korsakoff, doch es folgten im Laufe der Jahre eine ganze Menge weiterer Künstlernamen und Projekte mit anderen Acts, mit deren Hilfe er seine Produktivität kanalisierte. Aktuell aktiv als Dub Taylor, aber vor allem als Tigerskin. Kaum einer, der nicht noch seinen mit Till von Sein abgelieferten Remix von Fetsums „Waiting For You“ im Ohr hat. Zweifelsohne eine der Clubhymnen des 2013er Sommers. Und als Tigerskin veröffentlicht er nun sein zweites Album – neun Jahre nach dem Debüt „Back In The Days“ auf Resopal Schallware. Obwohl er Alben gar nicht so gern mag.

„Ich mache wirklich nicht so gerne Alben. Gerade, wenn du cluborientierte Tanzmusik produzierst, sind die Leute darauf eingeschossen, dass du Tanzmusik machst. Warum macht man ein Album? Promogründe, Aufmerksamkeitsdefizit, eine Werkschau, die vom reinem Dancefloorgedanken weggeht – oder du möchtest einfach mal Kunst machen“, erklärt er ganz offen. Eine klare Ansage. Mag es doch auch viele gute Alben im Bereich elektronischer Musik geben, so ist die Anzahl der überflüssigen doch enorm hoch und sie erfüllen je mindestens eins der genannten Merkmale. Trotz seiner leichten Abneigung stehen aber auf seiner Habenseite schon viele Alben, und mit „All Those Goodbyes“ kommt nun ein weiterer Longplayer hinzu. „Größenteils kaufen doch DJs Alben, und die wollen funktionelle Musik für den Dancefloor. Bisher habe ich immer funktionelle Musik für den Dancefloor oder komische Popmusik gemacht, da dachte ich mir, dass ich mal wieder was anderes machen könnte.“ Hinzu kommt, dass es auch eine Herzensangelegenheit des Stammlabels Dirt Crew Recordings war, nach 13 EPs nun auch einen Langspieler von Tigerskin zu veröffentlichen. Zumal sich sein Fokus mittlerweile auf dieses Alias und Dub Taylor richtet.

Der Grundstein für „All Those Goodbyes“ war die Zusammenarbeit mit Ulrich Schnauss. Die beiden haben schon 1997/98 unter dem Namen Hair gemeinsam produziert. „Ich mag seine Musik sehr, sie hat Atmosphäre. Und wir teilen unsere Vorliebe für Shoegaze.“ Weitere Gäste sind Uffe, The Lazarusman, Sebastian Oehlschlegel Eddie Richards und natürlich Till von Sein, Krügers langjähriger Partner bei vielen Produktionen. Stilistisch stellt sich „All Those Goodbyes“ breit auf – zwischen Downbeat, House und Techno. „Peter von der Dirt Crew hat in seiner Funktion als Labelmanager die finale Trackauswahl getroffen. Natürlich haben alle Stücke meinen Segen gehabt, und bei zwei, drei Nummern musste ich kämpfen, dass sie dabei sind, aber letztlich investiert ja das Label Geld, und dann sollte es auch schon zu ihm passen.“ So konzentriert er sich auf seinen Lieblingsort, das Studio. „Ich mache sehr gerne Musik, egal welche. Ich sehe mich als Musiker. Ich achte nicht unbedingt darauf, was ich mache, es passiert intuitiv.“ Dass das auch hin und wieder für Irritationen sorgen kann, wenn die Single ganz anders klingt als der Vorgänger, nimmt er gern in Kauf. „Warum soll ich ein Stück denn nochmal durchkauen? Es gibt Leute, die machen ein Ding durchgehend, das hat immer das gleiche Format und du weißt schon bevor die Platte rauskommt, was dich erwartet. So ein Typ war ich nie, dafür habe ich zu viele verschiedene Interessen. Ich mag Jazz, Pop, Heavy Metal – natürlich nicht alles, aber immer wieder was aus den Bereichen, und ich versuche, dass dann im Detail in meiner Musik unterzubringen.“ So sitzt Alexander wahrscheinlich schon wieder im Studio. Und das ist auch gut so, denn hier kommt nicht nur Quantität, sondern auch Qualität zum Vorschein!

www.soundcloud.com/dub-taylor

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