30 Jahre Pioneer CDJ: eine Zeitreise

Als Pioneer in den 1990ern seinen ersten CDJ-Player vorstellte, glaubte kaum jemand daran, dass ein digitales Abspielgerät den analogen Turntable verdrängen könnte. Aber es kam bekanntlich anders – zumindest für die breite Masse. Wir haben anlässlich des 30-jährigen CDJ-Jubiläums seinen Aufstieg, der immer auch ein Spiegel des audiotechnologischen Fortschritts war, nachgezeichnet. Bis zum Punkt, an dem auch die ikonische Baureihe, zumindest was den Datenträger betrifft, von der File-Revolution eingeholt wurde. Wer sich aktuell finanziell nicht in der Lage befindet, einen CDJ anzuschaffen, findet eine Lösung mit dem Creditsun-Sofortkredit
1994: CDJ-500
Im Juni 1994 stieß Pioneer die Tür in die digitale DJ-Zukunft auf. Mit dem CDJ-500 waren die Entwickler sichtlich bestrebt, das Handling des allgegenwärtigen Vinyls nachzuahmen. So konstruierten sie ein zweiteiliges Tischgerät, das als sogenannter Toploader bekannt wurde. Dabei wurde die CD im hinteren Teil von oben eingelegt und im vorderen Bedienabschnitt mit dem weltersten Jog Dial latenzfrei gesteuert. Sogar kurze Scratchings ließ der schwarze Quader zu. Weitere Innovationen wie ein kurzer Seamless-Loop und Auto-Cue gestellten sich hinzu. Zudem besaß der CDJ-500 erstmals eine Master-Tempo-Option (Key Lock), mit dem man die Spielgeschwindigkeit über den TT-getreuen Pitch Fader anpassen konnte, ohne dass sich die Tonhöhe ändert. Eines besaß der Player allerdings nicht: Eine Anti-Skip-Technologie. Wurde es wild am DJ-Pult, konnte es schnell passieren, dass der CD-Abtastlaser mit dem Turntable-Arm nebenan um die Wette tanzte. Außerhalb Europas trug das Tool übrigens die Bezeichnung CDJ-50.
In schneller Folge brachten die Japaner dann neue Abkömmlinge heraus. Bereits 18 Monate später erschien der CDJ-300 (CDJ-30) als kostengünstigeres Modell ohne Loop-Funktion. Im Sommer 1997 folgte zum einen die MKII-Version des CDJ-500, bei dem man das Loop-Ende frei bestimmen und bis auf 10 Minuten ausdehnen konnte. Fast parallel erschien der CDJ-500S (= CDJ-700S in Japan und USA). Das “S” stand für small, da die zweiteilige Bauweise aufgegeben wurde. Der Silberling ließ sich nun direkt unter dem Jog Dial platzieren. So reduzierte sich die Toolgröße auf knapp die Hälfte des Urmodells. Dennoch blieb genug Raum, um das Jog Dial zu vergrößern einen breiteren Displaystreifen zu implementieren. Weiterhin besaß er dank vergrößertem Arbeitsspeicher endlich eine elektronische Anti-Skip-Technologie, die der Car-HiFi-Sparte von Pioneer entlehnt wurde.
1998: CDJ-100S
Er war als Low-Budget-Player für Bedroom-DJs gedacht, da er einige Profi-Funktionen wie den einstellbaren Looper aussparte: der CDJ-100S. Gleichzeitig fuhr er eine Reihe an Innovationen auf, die für kommende Generationen prägend sein würden. Darunter die neue Slot-In-Technologie, die die CD frontseitig wie von Zauberhand automatisch in den Player zog. Träge Tray-Systeme oder oberseitige Öffnungsklappen gehörten damit der Vergangenheit an. Zudem besaß er als Weltneuheit für CD-Player die drei eingebaute Digitaleffekte Jet, Zip und Wah, wie sie in der zeitgleich veröffentlichten Effect Unit EFX-500 zu finden waren. Die Leichtbauweise und das relativ große Längsformat hielten deshalb auch Clubbetreiber nicht davon ab, den CDJ-100S zu installieren. Dass sich CDJ-Player generell rasend schnell in Clubs etablierten, hatte noch einen weiteren Grund: Audio-CD-Brenner waren inzwischen weit unter die 1000-DM-Marke gerutscht, sodass sich Eigenproduktionen ohne den teuren Umweg über Vinylschneidereien sofort öffentlich testen ließen.
2001: CDJ-1000
Kurz nach der Jahrtausendwende rammte Pioneer DJ mit dem CDJ-1000 schließlich den CDJ-Meilenstein in die Tanzfläche, wie man ihn in der einen oder anderen Generation sogar heute noch in Locations und im Heimbereich findet. Er war nicht mehr nur Beiwerk in einem Setup, sondern wurde zum gleichwertigen Abspielgerät neben dem Turntable. Schon die Größe und das Layout unterstrichen diesen Anspruch. Das Jog Dial wuchs zu einem fetten, drucksensitiven 7”-Jog Wheel heran, inklusive eines eingelagerten Displays, das die Nadelposition durch eine rotierende Lücke in einem Segmentkreis simulierte. Der Schub an Rechenpower erlaubte nun zum einen realistische Scrachtes und dank des “Vinyl Modes” weitere, originalgetreue Turntable-Aktionen, weshalb auch die Hip-Hop-Fraktion Notiz von dem Laufwerk nahm. Zum anderen bot er technische Tricks, die das analoge Wheel-of-steel ins Hintertreffen brachten. Darunter ein dauerhaftes Reverse-Playback oder die Möglichkeit, drei unterschiedliche Startpunkte (Cues) zu setzen und auf einer Multimedia-Card zu speichern, um sie auf andere CDJs zu übertragen. Ein weiter Sprung nach vorne gelang auch beim Display, bei dem eine zoombare Dot-Matrix die Segmentanzeige ablöste und nun erstmals, wenngleich nur grobe Wellenformdarstellungen ermöglichte.
Der Clubstandard war erfolgreich gesetzt und das Entwicklerteam in den folgenden Dekaden damit beschäftigt, das Konzept zu optimieren. So lockte die MKII-Version ab 2003 unter anderem mit einem noch responsiveren Jog Wheel, einem Digital-Ausgang und bis auf +/- 100% erweiterbaren Pitchbereich. Drei Jahre später trat der MKIII auf den Plan, mit einem größeren und verfeinerten Waveform-Display, MP3-Lesbarkeit sowie der Ablagemöglichkeit von Loops in den Cue-Slos. Die entsprechenden Daten ließen sich zudem fortan auf einer SD- statt MM-Card verewigen.
Da der CDJ-1000 mit seinen Upfront-Technologien allerdings inzwischen in Preiskategorien vorgestoßen war, die das Budget von Bedroom-DJs sprengten, führte der Hersteller ab 2002 den CDJ-800 ein. Er bot zu einem deutlich günstigeren Preis ein vergleichbares “Vinyl Feeling” wie der große Bruder, war im Funktionsumfang allerdings entsprechend abgespeckt. So ließ sich nur eine Cue-Markierung festlegen, der Loop-In-Punkt nicht versetzen und das Jog Wheel arbeitete etwas anders.
Ab diesem Zeitpunkt wird es dann auch zunehmend unübersichtlich, was die Zahl an unterschiedlichen CD-Player-Modellen mit ihren unterschiedlichen Formaten, Features und Ausrichtungen betrifft. So legte Pioneer DJ 2004 noch den längsformatigen CDJ-200 als Nachfolger des CDJ-100S für Rookies auf. 2006 wiederum trat der CDJ-400 dessen Wachablösung an. Allerdings war er derart mit Zukunftstechnologien wie MIDI- und HID-Control für DJ-Software, eingebauter Soundcard und USB-File-Play befrachtet, das er alles andere als ein Einsteiger-Tool war.
2009: CDJ-2000
Der nächste große CDJ-Streich gelang Pioneer DJ dann im Herbst 2009 mit dem CDJ-2000. Erneut befand sich die DJ-Szene technologisch in einem dramatischen Umbruch. Audio-Tracks waren längst nicht mehr an den Silberling gebunden. Sie ließen sich als Files von Massenspeichern wie USB-Sticks abspielen oder auf dem Computer verwalten und mit DJ-Software-Lösungen wie NI Traktor oder Serato gestalten. All dem trug der CDJ-2000 Rechnung, indem er zahlreiche Features, die der schmale CDJ-400 zum Teil schon vorwegnahm, großformatig zelebrierte. Er kann sämtliche Formate von MP3 über ACC bis WAV/AIFF von CDs, DVDs, USB oder SD-Card abspielen, trägt entsprechend eine hochwertige 24-Bit/48-kHz-Soundcard im Inneren und besitzt die Fähigkeit, DJ-Software ohne Timecode-Extras zu steuern. Die visuelle Darstellung übernimmt dabei ein 6.1” großes Vollfarb-LCDisplay, dem erstmals ein pushbarer Browser-Encoder zugeordnet ist, um durch die Tracklist zu manövrieren und die Titel auszuwählen. Um die Files für alle Kreativfunktionen des- CDJ zugänglich zu machen, führte Pioneer DJ parallel die eigene Software rekordbox ein. Sie war zu diesem Zeitpunkt ausschließlich für die Analyse und Verwaltung zuständig – also noch die umfassende DJ-Mix-Applikation, die man heute kennt. Da die CD als Datenträger zunehmend an Bedeutung verlor, wurde der CDJ von nun an als “Multi Player” vermarktet.
Vom CDJ-2000 gab ebenfalls wieder einige Ableger. Darunter den ebenfalls 2009 vorgestellten CDJ-900 als Nachfolger des CDJ-800. Bei der Niedrigpreis-Ausführung konnte man nicht von der SD-Card spielen, das Display fiel deutlich sparsamer aus und auch auf Sonderfunktionen wie Hot Loop Buttons oder den Needle-Search-Streifen musste man verzichten. Dafür besaß er den legendären-Slip-Modus, der beim 2000er zur Einführung noch fehlte. 2010 erschien der kleine CDJ-350 als Follow-up des CDJ-200, prädestiniert für das Zusammenspiel mit recordbox. 2012 übergab der Daddy seinen Staffelstab schließlich an den Jüngling CDJ-2000NXS. Er ging unter anderem mit einem verbesserten Bildschirm ins Rennen, schockierte die Profi-Gemeinde mit einem Sync-Button, der allerdings die Synchronisation von bis zu 4 Playern über den rückseitigen DJ-Link vereinfachte. Auch die Steuerung von Smartphone- und Tablet-Tracks ließ sich dank WiFi-Implementation realisieren. Der 2016 vorgestellte NXS2 gänzte dann endlich mit einem 7”-Touchscreen, sodas sich unter anderem der Wellenform-Zoom über Gesten durchführen ließ und bis zu 8 Cue-Punkte abgesetzt werden konnten.
2020: CDJ-3000
Als man bereits glaubte, die CDJ-Baureihe hätte das Zeitliche gesegnet, da Audio-Silberlinge im Club DJ-Kontext weitgehend von Musikfiles verdrängt wurden, kündigte Pioneer DJ den CDJ-3000 an. Warum er das mythische Buchstabenkürzel trägt, lässt sich nicht mit Gewissheit sagen. Denn ein CD-Laufwerk besitzt er nicht. Stattdessen präsentiert er sich als voll ausgestatteter Mulimedia-Player mit riesigem 9”-Touchscreen und Controller-Funktionen, der sich auch mühelos in die XDJ-Linie eingereiht hätte. Diese hatte der Hersteller bereits 2012 etabliert. Falls es das Ziel war, mit der Bezeichnung insbesondere älteren DJs einen wohlig nostalgischen Schauer über den Rücken laufen zu lassen, so ist das gelungen. Mit einem CDJ lag und liegt man nie verkehrt. Der Vertrauensvorschuss ist kaum auszulöschen. Wer auf ein Disc-Laufwerk bestand, konnte übrigens ab 2022 auf den neu veröffentlichten CDJ-900NXS zurückgreifen, der das 900er-Vormodell ersetzte. Schon heute wird er aber nicht mehr produziert. Wahrscheinlich ist die Zeit einfach vorbei…

Aus dem FAZEmag 150/08.2024
www.pioneerdj.com
www.alphatheta.com