Anstandslos & Durchgeknallt

Anstandslos & Durchgeknallt – dieser Name ist Programm. Dahinter stecken Maria Dürrling und Oliver Kleissle, die sich im Frühjahr 2014 zusammentaten und seither für reichlich Partyalarm in der deutschen Club- und Festivallandschaft sorgen. Ihre energetischen Performances – geladen mit einer explosiven Mischung aus EDM, Techno, House und Pop – gehören mittlerweile zum festen Repertoire der elektronischen Feierszene und versprechen vor allem eines: pure Ekstase. Anstandslos & Durchgeknallt (kurz: A&D) sind allerdings nicht nur emsig, was das Tourleben betrifft, sondern auch fleißig im Studio aktiv. Mit „Ohne Dich“, „Holterdiepolter“ oder „Zum Greifen nah“ haben die beiden Sachsen bereits eine Reihe von Hits veröffentlicht, die millionenfach gestreamt und mit Gold veredelt wurden. Auf den Plan gerufen hat der Erfolg von A&D letztlich Größen wie Finch, Culcha Candela, Harris & Ford oder gar die Backstreet Boys, die in den vergangenen Jahren diverse Kollaborationen mit dem DJ-Duo realisierten. Im Interview sprechen Maria und Olli mit uns unter anderem über ihren neuen Track „Alles Kaputt“, den Einfluss von TikTok und ein unverzichtbares Partyequipment. 

Hallo, ihr beiden. Wie lief euer Sommer? Wir nehmen an, ihr habt ordentlich Gas gegeben? Was waren die Highlights?

Maria: Unser Festivalsommer dieses Jahr war richtig wild. Highlights waren Airbeat One, Sputnik Springbreak, SonneMondSterne und das Between The Seas Festival. Wir spielen mittlerweile deutlich härter, und das kommt im Sommer 2023 richtig gut an.

Anstandslos & Durchgeknallt: Ist der Name bei euch eigentlich auch abseits der Bühne Programm? Und wie seid ihr überhaupt darauf gekommen?

Olli: Wer unsere Show kennt, weiß, was A&D bedeutet: 100 Prozent Eskalation, Fun und ein bisschen Wahnsinn. Wir verstellen uns nicht auf der Bühne und sind auch abseits davon für jeden Spaß zu haben.

Mit „Alles Kaputt“ habt ihr kürzlich eine neue Single herausgebracht, die, wie eben von euch erwähnt, die BPM hochschraubt und zu euren härteren Produktionen zählt. War das für euch etwas Neues im Studio?

Maria: Definitiv. Die Produktion hat uns großen Spaß bereitet. Wir hatten Lust, gerade jetzt zu einer Zeit, in der man sich ganz genau überlegen muss, was man sagt, einen Song rauszubringen, mit dem man aneckt. Insbesondere die Textzeile „Steck die Katze in den Mixer“ polarisiert sehr. Damit wollen wir aber natürlich keinen Aufruf zur Gewalt starten, sondern lediglich die schlechten Gedanken kanalisieren. Jeder kennt die Situation, dass etwas nicht so funktioniert, wie es soll. Allerdings darf man ja als Erwachsener nie die Kontrolle verlieren.

Wie steht ihr eigentlich zu „herkömmlichem“ Techno und was hört ihr so privat?

Olli: Ich habe damals mit Techno-Vinyls angefangen und liebe es noch immer. Meine Begeisterung für Tracks mit Vocals war immer schon groß, was man ja mittlerweile ganz gut kombinieren kann. In der Hinsicht ist noch einiges geplant. Wir hören auch privat das, was wir auch spielen. Also Dance, Techno, EDM …

Auf TikTok ist „Alles kaputt“ bereits ordentlich viral gegangen. Würdet ihr sagen, dass ihr von dem Hype der Plattform stark profitiert?

Maria: Ja, wir haben dieses Jahr schon einige Songs rausgebracht, die auf TikTok vor Release viral gingen. Bis auf „Alles kaputt“ allerdings mit mäßigem Erfolg. Ich würde nicht sagen, dass dies ein Erfolgsrezept ist. Songs, die auf TikTok funktionieren, funktionieren nicht unbedingt auf dem Dancefloor. Ich finde auch nicht, dass man aufgrund von 15/30 Sekunden einen Song beurteilen kann. TikTok ist ja immer nur eine Momentaufnahme. Man erreicht allerdings Leute, die einen so noch nicht auf dem Schirm hatten.

Für den Song habt ihr euch die Singer-Songwriterin MizzLed ins Boot geholt. Wie kam es zur Zusammenarbeit? Was zeichnet sie aus?

Maria: Wir haben mit MizzLed schon öfter zusammengearbeitet und mögen sie menschlich sowie auf künstlerischer Ebene sehr gerne.

Sie spricht genau das aus, was wir denken, und hat keine Angst anzuecken. Genau das macht für uns eine großartige Künstlerin aus. In naher Zukunft stehen weitere Kollaborationen mit ihr an – auf und außerhalb der Bühne.

Eure Musik ist prädestiniert für den Festivalsommer. Wie sieht es im Winter aus? Habt ihr da weniger Auftritte? 

Olli: Nach dem Festivalsommer ist vor der Clubsaison. Passend dazu haben wir mit unserem Team ein Partykonzept ausgearbeitet und holen die Festivals quasi in die Clubs. Außerdem feiern wir nächstes Jahr unser zehnjähriges Jubiläum, das auf dieser Show aufbaut.

Zahlreichen Klassikern habt ihr bereits einen Neuanstrich verpasst. Welchen Hit möchtet ihr unbedingt mal veredeln?

Olli: Oh, da gibt es einige Songs. Es ist allerdings nicht so einfach, einen Track zu finden, der nicht schon X-mal geremixt wurde. Schauen wir mal. Vielleicht wäre „Flugzeuge im Bauch“ von Herbert Grönemeyer als Hypertechno-Version eine Idee.

Zu einem Auftritt von euch gehört mehr als ein DJ-Pult. Welche Gadgets kommen bei euch regelmäßig zum Einsatz?

Olli: Superwichtig ist das Mikrofon. Ich weiß, dass hören eure Leser*innen nicht so gern. Allerdings bekommt man, wenn man die Crowd direkt anspricht, einen ganz anderen Bezug zu ihr. Viele kennen uns noch aus der Zeit des Anstandslosen Donnerstags, an dem wir jede Woche live neue Songs ausprobiert und uns mit den Fans unterhalten haben. Die direkte Kommunikation mit dem Publikum war und ist schon immer eine essenzielle Komponente von A&D gewesen.

Ansonsten haben wir den üblichen Kram dabei, den ein EDM-DJ von heute mit sich führt.

Euer verrücktester Gig?

Maria: Ehrlich gesagt ist jeder Gig bei uns verrückt und es gibt etliche Geschichten. Wir haben aber mal auf einem Kran und auf einer freischwebenden Bühne gespielt – das war schon ziemlich crazy. Gerade für Olli, der Höhenangst hat, sind solche Auftritte eine echte Herausforderung.

Was ist bei euch in den nächsten Wochen und Monaten geplant?

Olli: Wir bringen dieses Jahr noch so einige Songs raus – unter anderem die Folge-Single mit MizzLed. Dazu gesellen sich Remixe zu Tracks von bekannten Sänger*innen und Rapper*innen.  Es ist also für jeden etwas dabei. Außerdem startet unsere Clubtour und wir wollen unsere Partyreihe in jede Gegend bringen, um mit allen Partywütigen einmal zu feiern.

„Alles Kaputt“ ist am 4. August via Crash Your Sound erschienen.

 

Aus dem FAZEmag 139/09.2023
Text: Hugo Slawien
Foto: Momentverliebt
www.anstandslosunddurchgeknallt.de