Arbeiten als Duo – Kruder & Di Gioia

Arbeiten als Duo – Kruder & Di Gioia / Foto: Olga Latowa

Peter Kruder und Roberto Di Gioia zementieren ihre langjährige Freundschaft in Form ihres ersten gemeinsamen Albums „——–„. Während Kruder als Teil des legendären Duos Kruder & Dorfmeister den Sound der 90er-Jahre mitgeprägt und unter anderem Remixe für Depeche Mode und Madonna angefertigt hat, gilt Di Gioia als einer der versiertesten deutschen Jazz- und Piano-Künstler unserer Zeit. Wir haben die beiden zu einer kleinen Fragerunde gebeten.

Hallo, Peter und Roberto! Das Fundament eures ersten gemeinsamen Albums wird ohne jede Frage von eurer langjährigen Freundschaft gebildet. Wie habt ihr euch kennengelernt?

Roberto: Wir haben uns bei einer gemeinsamen Session im Jahre 2005 kennengelernt. Ich durfte bei dem grandiosen Projekt VOOM VOOM (Kruder, Appel, Prommer) mitmachen. Peter und ich verstanden uns von der ersten Sekunde an, und so machten wir über die Jahre viele gemeinsame Produktionen (zwei Alben DJ Hell, drei Alben Marsmobil, zwei Alben Drumlession).

Wenn ihr gemeinsam Musik macht, kann von einem „blinden Verständnis“ die Rede sein. Wie drückt sich das im Studio aus?

Roberto: Es ist ein Grundvertrauen da, das nicht gebrochen werden kann. Es gab wirklich nie Unstimmigkeiten zwischen uns. Wie zwei kleine Flüsse, die irgendwo zusammenlaufen und zu einem größeren Fluss werden.

Peter: Für mich entsteht im Studio eine Traumsituation – ich kann Roberto Stichwörter zurufen und er übersetzt diese in seiner genialen Weise in Musik. Das vereinfacht den Schaffungsprozess ungemein und bereitet nebenbei Unmengen an Spaß.

Wie sieht ein gemeinsamer Tag im Studio bei euch aus? Geht ihr bestimmten Routinen nach?

Roberto: Es ist nie hektisch oder nervös. Nichts muss, alles kann. Einer beginnt mit irgendwas, mit einem Klang, Sound, Akkordfolge oder Melodie oder Bassline, und der andere reagiert spontan darauf. Diese erste Grundidee hat dann entweder für immer Bestand oder auch nicht.

Welche Eigenschaften wertschätzt ihr an eurem Gegenüber besonders?

Roberto: Peter hat Ohren so groß wie der Stephansdom. Er hört genau hin und behandelt Musik sehr behutsam. Er dient der Musik. Das können nur sehr, sehr wenige Menschen so wie Peter. Er gibt mir immer Sicherheit und Vertrauen, er holt das Beste aus mir heraus. Ich kann mich vollständig fallen lassen und muss nichts beweisen.

Peter: Roberto hat ein absolutes Gehör, das heißt, man kann ihm etwas vorspielen und er kennt intuitiv die passenden Noten, ohne das Piano zu berühren. Aber nicht nur das: Er kennt auch die verschiedenen Variationsmöglichkeiten der Gestaltung der Harmonien. Für mich ist das absolut faszinierend.

Und was geht euch auf die Nerven?

Roberto: Dass wir nicht in derselben Stadt wohnen.

Peter: Dass Roberto nicht in meinem Computer wohnt, wenn ich alleine komponiere.

Gebt uns Einblicke in euer Gear. Was sind eure größten Schätze?

Roberto: Meine linke Hand, aber vor allem die rechte. Des Weiteren habe ich ein paar seltene Instrumente, die sehr eigen klingen und ein Eigenleben haben, wie ein altes Mellotron aus den 70er-Jahren mit dem Originalrahmen (Sounds), den Black Sabbath 1982 auf der Bühne einsetzte. Außerdem besitze ich einen originalen EMS Hi Fli, von denen es nur sehr wenige gibt. Gerne spiele ich auch meinen Fender Precision von 1966, der auch  auf Joy Denalanes Album „Let Yourself Be Loved“ zum Einsatz kam.

Peter: Mein Studio ist mein Instrument. Seit Jahrzehnten habe ich alle nur wünschenswerten Synths und Outboard-Gear zusammengetragen und alles ist dank Hannes Wagner von Elektroakustik Wagner in hervorragendem Zustand. Auf unserem Album haben wir folgende Instrumente verwendet: Roland Jupiter 8, Roland Jupiter 4, Roland Juno 60, Moog Minimoog, Korg Polysix, Korg Poly 61, The Putney Project VCS 3, Yamaha DX 7, Sequential Prophet 6, Arp 2600, Arp Odyssey, Alexis Andromeda A6, Arturia Microfreak und dazu noch diverse Delays, Reverbs und Co.

Ein kurzer Ausblick auf die anstehenden Highlights in den kommenden Wochen und Monaten?

Roberto: Wir haben gerade erst unseren ersten gemeinsamen Auftritt im Wiener Konzerthaus absolviert. Es war der absolute Hammer, die Leute gingen alle beseelt nach Hause. Davon zehre ich immer noch. Wir werden die Sache mit den Konzerten alsbald weiter planen, und dann geht‘s ab. Danke für die schönen Fragen, alles Gute euch!

„——–“ ist am 19. Mai via Peyo Records erschienen. Jetzt reinhören:

Aus dem FAZEmag 137/07.2023
Foto: Olga Latowa
www.peterkruder.com
www.instagram.com/robertogigioia001