
Malte Bossen, Model und Teil des Berliner Techno-Kollektivs Pornceptual, spricht in einem Interview über seine ungewöhnliche Aufgabe: Er gestaltet Darkrooms und Gloryholes für die sexpositiven Partys des Kollektivs.
Pornceptual organisiert weltweit Events und ist zudem für das Whole Festival verantwortlich. Bossen, der Produktdesign an der Universität der Künste studierte, kümmert sich neben Social Media vor allem um den Aufbau der Darkrooms.
„Ich bin inzwischen seit acht Jahren dabei“, erklärt er im Gespräch mit Groove. Die Idee, erotische Räume sicher und inklusiv zu gestalten, zieht sich durch seine Arbeit. „Wer bereit ist, kommt rein“, beschreibt er das Prinzip der Türpolitik.
International ist die Umsetzung solcher Räume komplizierter. „In Paris braucht man zum Beispiel eine Lizenz, um einen Darkroom betreiben zu dürfen“, so Bossen. In Deutschland sei man entspannter, auch durch die FKK-Kultur.
Bei Pornceptual geht es laut ihm darum, sichere Orte für queere Menschen zu schaffen, an denen Begegnung, Freiheit und Einvernehmen im Mittelpunkt stehen. Die Gestaltung der Räume ist dabei ebenso individuell wie ihre Nutzung.
„Manche bevorzugen einen hellen Darkroom, manche einen ganz dunklen“, sagt Bossen. Unterschiede gebe es auch zwischen Städten: In Amsterdam etwa existieren getrennte Bereiche – ein härterer Darkroom und ein sanfterer Playspace, der häufiger von FLINTA*-Personen genutzt werde.
Auch technisch steckt viel Arbeit dahinter. „Am Anfang haben wir häufig Bauzäune verwendet und daraus Labyrinthe gebaut“, erzählt Bossen. Wichtig seien abwaschbare Materialien, gute Hygiene, Desinfektionsmittel und Kondome.
„Aktuell arbeite ich an einem mobilen Gloryhole – also einem faltbaren, das man aufhängen kann.“ Bei Pornceptual spielt Sicherheit eine zentrale Rolle. „Pornceptual war eine der ersten sexpositiven Partys in Berlin, die ein geschultes Awareness-Team hatte“, betont Bossen.
Dieses dürfe auch in die Darkrooms, um zu beobachten, ob sich alle wohlfühlen und einvernehmliche Situationen gegeben sind. Besonders bei langen Events wie dem Whole Festival werde regelmäßig gereinigt.
Auch Konsens sei ein Kernaspekt: Gäste werden über Regeln informiert, das Awareness-Team achtet auf nonverbale Signale und greift ein, wenn Personen überfordert wirken.
„Es geht dabei nie um Kontrolle, sondern um Fürsorge“, so Bossen. In Ländern wie Armenien, Kasachstan oder Japan müsse das Publikum erst an solche Räume herangeführt werden.
Zur Inklusion erklärt Bossen: „Das typische Loch, was man von Gloryholes kennt, ist natürlich nicht immer das inklusivste.“ Es gebe Varianten, die offener gestaltet seien. Auch heterosexuelle Besucher seien willkommen, solange sie die queere Kultur respektierten. „Heterosexuelle Personen können von der sexuellen Freiheit queerer Menschen lernen.“
Dresscodes und Türpolitik betrachtet Bossen als essenziell. „Je mehr man dafür sorgt, dass Leute sich wohlfühlen und frei miteinander sein können, desto freier sind sie auch.“ Stammgäste hätten keine Sonderstellung, wichtig sei Offenheit und echtes Interesse an der Party und ihrem Konzept.
Beim Whole Festival ist Bossen als „Head of Look and Feel“ tätig und entwarf dort verschiedene Cruising-Bereiche, ein Baumhaus sowie ein Outdoor-Labyrinth. Alle Konstruktionen seien feuerfest und mit ausreichend Notausgängen versehen.
Zudem arbeitet er am neuen queeren Musikfestival „Ruined My Rainbow“, das 2025 in Berlin stattfinden soll. Neben seiner Arbeit als Eventgestalter ist Bossen auch als Freelancer aktiv und Mitgründer der Afterparty-Reihe „BÜBBLE“.
Auf Social Media möchte er Aufklärung leisten und sexpositive Themen sichtbar machen. „Mir ist wichtig, dass wir dabei Aufklärung vermitteln – gerade bei Pornceptual ist das ein zentraler Ansatz“, sagt er.
Quelle: Groove
Das könnte dich auch interessieren:
Techno-DJ Rebekah zeigt alte Fotos aus ihrer Erotikbranche-Vergangenheit