Claude VonStroke – Neuer Alias und eine (fast) unmögliche Challenge

Foto: George Evan

Pünktlich zum 20-jährigen Jubiläum seines legendären Dirtybird-Imprints überrascht uns Labelboss Claude VonStroke mit einem Kracher. Die Detroit-Ikone, deren Vita diverse internationale Club-Hits umfasst, verkündet einen Neustart – Namensänderung und 80-Tage-Album-Challenge inklusive. Fortan wird VonStroke unter seinem bürgerlichen Namen Barclay Crenshaw agieren. Wir haben ihn dazu befragt.

Hallo, Barclay. Ab sofort kehrst du als Künstler zu deinem bürgerlichen Namen zurück – Barclay Crenshaw. Warum hast du diese Entscheidung getroffen?

Es war für mich an der Zeit, Dirtybird zu verlassen und etwas Neues zu beginnen. Ich war schon immer ein großer Fan von so vielen anderen Genres neben der House-Musik. Nach 20 Jahren hatte ich das Gefühl, dass es an der Zeit war, ein neues Abenteuer in der Wildnis zu erleben. Ich liebe, liebe, liebe alle meine VonStroke-Fans und vielleicht geben sie diesem neuen Sound eine Chance, aber ich habe alles gemacht, was ich in diesem Genre jemals machen wollte. Ich kehre also zum Kern zurück, warum ich in dieses Geschäft eingestiegen bin. Musik zu machen und sie den Leuten vorzuspielen.

So basic, wie du das beschreibst, klingt deine Ankündigung nicht unbedingt. Du sprichst von einem „völlig neuen Sound“, einer „völlig neuen Gemeinschaft“ und einem „völlig neuen Ganzen“. Erleuchte uns.

In Bezug auf die Community möchte ich viel offener sein. Ich habe zum Beispiel jeden Tag der Entstehung meines neuen Albums gefilmt. Ich schreibe einen wöchentlichen Newsletter, in dem ich Musik und Mixe verschenke und interessante Geschichten erzähle. Ich möchte eine Gemeinschaft von Außenseiter*innen versammeln, die zu etwas wirklich Schönem heranwachsen soll. Alles was ich tun will, soll den Fans dienen. Und der Sound … ja, gut, ich denke, das ist offensichtlich. Bass, Funk und Breaks! Meine Wurzeln eben.

Das mit dem Album klingt sehr interessant. Das Projekt trägt den Titel „80 days to make an album“. Wie bist du auf die Idee gekommen?

Ich wollte eine Herausforderung und habe mich vom Jules-Verne-Klassiker „In 80 Tagen um die Welt“ inspirieren lassen. Es geht darum, dass es unmöglich sei, in 80 Tagen um die Welt zu reisen (das war noch vor Beginn des Luftfahrt-Zeitalters). Meine früheren Alben haben alle länger als ein Jahr benötigt, also wollte ich mir ein fast unmögliches Ziel setzen. All das ist Teil meiner Reformation.

Du hast auch gesagt, dass du dein Label Dirtybird Recordings „in gute Hände“ übergibst. Hast du dich von der Leitung des Labels zurückgezogen? Wird es weiterhin Veröffentlichungen geben?

Dirtybird lebt und wird selbstverständlich fortgeführt. Das Heft des Handelns übernimmt Deron Delgado, der fast zehn Jahre dort Manager war. Er weiß buchstäblich alles, was ich weiß. Er ist wie ein Bruder. Ich denke, er wird das Label noch besser machen.

Ein kurzer Blick in die Zukunft? Was steht als Nächstes an, außer dem Album?

Ich konzentriere mich im Moment auf meine Tour, die simultan zum Album-Release am 8. März startet. Ich möchte die Show ein wenig verändern. Ich bin mir noch nicht ganz sicher, was das bedeutet, aber ich werde vielleicht versuchen, ein bisschen mehr mit dem Publikum zu interagieren, als ich es bisher gewohnt war. Ich komme von der alten Detroiter Schule des DJings, wo man nicht einmal seinen Namen am Mikrofon sagt, sondern einfach zur Sache kommt. Aber ich will mich ändern und werde mir etwas Kreatives einfallen lassen.

Aus dem FAZEmag 144/02.2024
Foto: George Evan
www.claudevonstroke.com