Club-Legenden: D-Nox über den Poison Club in Düsseldorf

Club-Legenden: D-Nox über den Poison Club in Düsseldorf

Es gibt viele legendäre Clubs in Deutschland und speziell im Club-Ballungsgebiet NRW. Zu Beginn der Techno- und House-Hochphase konnte man am Wochenende zwischen 20 großartigen Locations zwischen Köln/Düsseldorf/Essen auswählen. Einer der berühmtesten und auch berüchtigtsten Clubs war der Poison Club am Düsseldorfer Hauptbahnhof. Wir haben mit einem der damaligen Residents über seine Poison-Club-Erinnerungen gesprochen.

FAZEmag: Wie hast du deinen ersten Auftritt im Poison Club Düsseldorf erlebt und welche Erinnerungen verbindest du mit dem Club?

D-Nox: An den Auftritt selber kann ich mich nicht mehr wirklich erinnern, weil es einfach zu viele waren. Aber wie ich an den Auftritt gekommen bin, werde ich nie vergessen. Zur Eröffnung vom Poison Club im September 1994 gab es die Möglichkeit für mich, mein Können zum ersten Mal unter Beweis zustellen. Ich erinnere mich noch genau, wie ich morgens beim Frank Pieper an der Kasse saß und Carsten Bordeaux die Treppe herunter kam und sagte „Eh unser DJ spielt gerade die Tanzfläche leer, wir brauchen einen anderen“. Frank schaute mich an und fragte mich, wie lange ich brauchen würde, um meine Schallplatten von zu Hause zu holen. 30 Minuten später stand ich mit meinem Plattenkoffer im Poison an den Plattentellern und von diesem Tag an spielte ich jeden Sonntag von 12:00 bis 15:00 Uhr das Closingset. Das war mein erster Gig im Poison.

FAZEmag: Welche Bedeutung hatte der Poison Club Düsseldorf für die elektronische Musikszene in Deutschland?

D-Nox: Durch die Nähe zum HBF in Düsseldorf kamen die Menschen aus dem ganzen Umkreis, auch die Öffnungszeiten machten den Poison zu etwas Besonderem. Dazu kam ein starkes Booking mit allen angesagten DJs aus der 90gern. Der Poison war ein Rave-Temple mit einer wahnsinnigen Sound- und Lichtanlage und der einzigartigen riesigen Discokugel, welche zu besonderen Momenten herunter gelassen wurde. Die Bedeutung konnte ich damals nicht einschätzen, aber jetzt rückblickend muss ich sagen, hat er eine ganze Generation geprägt.

FAZEmag: Gibt es besondere Erlebnisse oder Geschichten während deiner Gigs im Poison Club?

D-Nox: Oh ja, da gibt es viele. Ich muss da an den Parkplatz vor dem Club denken, dort harrten wir immer aus, wenn uns mal ein DJ nicht gefallen hat. Auch muss ich an eine Geschichte denken, als ich samstags vor meinem Auftritt im Poison irgendwo in Meckpomm auflegen war und mein Auto auf der Rückfahrt kaputt gegangen ist. Ich habe die Karre einfach auf einem Parkplatz stehen lassen und habe mich dann von wildfremden Menschen über mehrere Umwege bis Düsseldorf mitnehmen lassen und habe es pünktlich geschafft. Ich weiß auch noch, dass mir Hooligan mal 50 Mark für eine Platte „I gotta let u go“ von Dominica angeboten hat, welche ich ein paar Tage vorher in Amsterdam gekauft hatte. Und unvergesslich waren die Momente, wenn ich meinen letzte Platte „Una Musica Senza Ritmo“ gespielt habe. Als der Lightjockey die Discokugel runter ließ und alle sich in den Armen lagen, da bekomme ich noch heute Gänsehaut.

FAZEmag: Welchen Einfluss hat der Poison Club auf deine Musikkarriere und die Entwicklung deines Stils gehabt?

D-Nox: Im Poison habe ich gelernt, wie man zur richtigen Zeit den richtigen Track spielt. Eine After Hour zu spielen, ist schon etwas Besonderes. Ich habe gelernt, wie gewisse Tracks emotionale Momente auslösen können und die Menge auf eine andere Ebene heben können. Ich habe auch gelernt, dass ich mich nie auf nur eine Musikrichtung festlegen kann und dass ich als DJ die Funktion habe, Menschen zu unterhalten und ihnen die beste Zeit zu bescheren.

 

Welche drei Tracks verbindest du mit deiner Poison Club Zeit?

Degeneration – Una Musica Senza Ritmo

DJ Duke – So in love with you

The Mole People – Break Night

 

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