JA //
Daft Punk haben vor der Jahrtausendwende mit Tracks wie “Da Funk” und “Around The World” die Housemusic revolutioniert und salon- wie chartfähig gemacht. Zwölf Jahre später schicken sie sich an, dasselbe noch einmal zu tun. Daft Punk bringen Disco zurück in die Clubs. Von psychedlischem Funk bis Daft Punk-typischen Durchdrehacidsounds inklusive der bekannten Vocoder-Vocals ist auf dem vierten Studioalbum wirklich alles dabei – die völlig logische Weiterführung ihres Sounds. Während mit The Strokes-Sänger Julien Casablancas der Rock Einzug hält, ist “Touch” feat. Paul Williams dank dessen bowie’sker Art der Intonation eine gelungene Musical-Hommage. “Within” entstand mit Chili Gonzales am Klavier, bei “Giorgio by Moroder” hält selbiger einen Monolog über seine musikalischen Anfänge in Deutschland, untermalt bzw. ergänzt von fulminant abdrehenden Funkklängen. Songs wie “Lose Yourself To Dance” und “Get Lucky” – beide featuring Pharrell Williams und Chic-Mann Nile Rodgers – machen einfach gute Laune, wenngleich sie – wie die meisten Stücke – im Original nicht wirklich clubkompatibel sind. Aber entsprechende Remixe werden es schon richten. Die Kollaborationen mit Todd Edwards, Panda Bear (das einzige rein elektronische Stück auf dem Album) und vor allem der finale Track “Contact” mit dem alten Daft Punk-Homie DJ Falcon sind da schon etwas andere Ansagen. Letzterer ist ein episches Brett und erinnert am ehesten an vergangene Daft Punk-Tage. Dieses Album wird womöglich eher ein populärmusikalischer Chart- als ein undergroundiger Clubhit. Heute noch einmal die elektronische Musik zu revolutionieren, ist ein wirklich schweres Unterfangen, und möglicherweise ist die Erwartungshaltung vieler Fans kaum noch zu erfüllen. Aber eine Enttäuschung ist “Random Access Memories” deswegen noch lange nicht. Stattdessen gelingt es Daft Punk mal wieder, musikalische Vergangenheit mit Futurismus zu verknüpfen und erneut etwas Einzigartiges entstehen zu lassen. Daft Punk halt … / Nicole Ankelmann
NEIN //
Uli Hoeneß hinterzieht Steuern. Til Schweiger feiert Tatortdebüt, Sylvie van der Vaarts ihr Liebesaus. Kinski- Tochter missbraucht. Rocker-Krieg gegen Heino. Wir sind Papst-Ära vorbei. Meteorit trifft Russland. Bushido und die Mafia. Pferdefleisch- Skandal. Anschlag bei Marathon in Boston. Olympia-Held erschießt Freundin. Daft Punk releasen neues Album. Schlagzeilen, die in 2013 um die Welt gingen und diese in Atem hielten bzw. noch immer für Wirbel sorgen. Letzteres nahm für meinen Geschmack so groteske Züge an, dass selbst ich mich beim täglichen Nachhaken in der Redaktion erwischte, ob uns die Promo endlich erreicht hatte. Mitnichten. Vielmehr ereilte uns Mitte April die Einladung zum geheimen Pre-Listening bei Sony Deutschland. So durfte ich als einer der ersten die 13 neuen Songs des wohl legendärsten Musikerduos der Housegeschichte hören. Das Fazit? Ernüchternd. Das Warum gestaltet sich in diesem Falle aber weitaus schwieriger als sonst in meinem Dasein als Musikjournalist. Wurde die Messlatte einfach nur unerreichbar hoch gelegt? Lässt sich das Rad der elektronischen Szene überhaupt nochmal neu erfinden? Wahrscheinlich sind dies Fragen und zeitgleich Gründe dafür, warum vielen Fans eine vermeintliche Enttäuschung bevorsteht. Von all den Kollaborationen schaffen es tatsächlich nur Pharrell Williams und Giorgio Moroder, Akzente zu setzen. Das Ergebnis sind 70 Minuten mehr oder minder harmloser Funk mit Disco-Einflüssen, der eine Reise in die 60er- und 70er-Jahre unternimmt, gepaart mit altbekannten Vocoder-Stimmen. Wahre Highlights Fehlanzeige. Pompöse Konzerte um den Globus? Mit diesem Album im Gepäck? Undenkbar. Kontrovers gesehen könnte man allerdings annehmen, diese unnahbaren Roboter – die einen Großteil der heutigen Stars maßgeblich beeinflussten – vermenschlichen ihre Kunst. Schon das Wortspiel im Albumtitel oder bei „Give Life Back To Music“ überliefert diese Botschaft bzw. den Appell mehr als eindeutig. Und so stellt sich mir letzten Endes doch nur eine Frage: Ist Vorfreude nicht doch die schönste Freude? / Rafael Da Cruz