Länger keine Kritik mehr von Orhan Terzi aka DJ Quicksilver gehört: Nachdem der 90er-Jahre-Star in der ersten Jahreshälfte auf seiner Facebook-Seite ordentlich gegen die heutige Szene wetterte und kein Blatt vor dem Mund nahm, was ihn momentan so stört, folgten in der letzten Zeit eher Posts über Fan-Post oder die OP, die der 60-jährige hinter sich hat.
Vielleicht war es auch die OP, die den ursprünglich aus der Türkei kommenden Star-DJ aus dem Ruhrgebiet von seiner Kritik abgehalten hat. Wahrscheinlicher ist es aber, dass Terzi mal wieder dann was gepostet hat, wenn ihm etwas vehement in den Blick gefallen ist und er Lust hatte, es zu sagen. Denn eines sicher: Ruhig ist der Produzent von 90er-Trance-Hits wie „Bellissima“, „Free“ oder „I Have A Dream“ auf seinen sozialen Netzwerken nicht.
Quicksilvers aktuellste Single „Durango“, eine Kollabo mit Talla 2XLC, erschien Anfang des Jahres:
Im August teilte Quicksilver seinen Followern die schockierende Nachricht mit, dass er an den Stimmbändern operiert werden müsse, da dort von seiner HNO-Ärztin ein weißer Fleck entdeckt wurden sei. In der Folge hörte Terzi mit dem Rauchen auf. Seine Auftritte konnte er trotzdem absolvieren, witzelte sogar noch, dass er glücklicherweise kein Sänger sei und auch keiner der Mikrofon-DJs, die er sonst kritisierte. Lediglich längere Konversationen waren eine Zeit lang nicht möglich, aber die braucht es ja während DJ-Sets sowieso nicht getreu den Mottos „Musik ist Leben!“ und „In der Musik finden wir uns selbst“ wie Quicksilver in einem Facebook-Post vom 17. September mitteilte.
In der Zwischenzeit sammelte Terzi Spenden für den verstorbenen Tomcraft und spielte ein Tribut-Set auf der NATURE ONE, postete Fan-Briefe, als befände er sich in der 90er-Jahre-Bravo-Supershow und bedankte sich am Tag der deutschen Einheit bei David Hasselhoff für den freien Tag.
Einer der Fanpost-Briefe DJ Quicksilvers:
Inzwischen scheint der DJ nach seiner OP wieder fit zu sein, trainierte als Fußball-Torhüter und im Fitness-Studio, wie einer seiner Posts verrät (siehe Titelfoto des Artikels). Jetzt schlägt der DJ und Produzent jedoch wieder ernstere Worte ein: Er habe von Dance Tutorials erfahren, die einem beibrachten, wie man auf Techno tanzen müsse und wie die Kleidung auszusehen habe. In Zeiten von uniformen Tanz- und Kleidungsstilen gehypter Techno-Marken oder in TikTok-Videos und einer neuen Generation Techno eine Institution, die dem Oldschool-Veteranen ein Dorn im Auge ist. Sofort wettert er gegen die Tutorials, wie man sie beispielsweise auch auf der Plattform TikTok schon seit einiger Zeit findet. Techno habe sich nie durch einen uniformen, schwarzen Kleidungsstil ausgezeichnet, sondern einem individuellen „Come as you are, dress as you are“.
Techno-Tutorials auf TikTok, die so manchen eingefleischten Szenekenner mit dem Kopf schütteln lassen:
@technoteam #Techno #Basics 3.1 with #TechnoTeam and some more #vogue #dance #technique #fy #fürdich #parati #lernenmittiktok #TechnoTok
@anniorwhoever Reply to @npcgrl HELLO AND WELCOME TO THE ULTIMATE TECHNO DANCE TUTORIAL!!! #fy#foryou#fürdich#techno#ravegirl#rave#berlinrave#technogermany#ravegirl
Den neuen Trend bezeichnet Terzi als ein „neuartige(s), einheitlich schwarz gekleidete(s), kollektive(s) und eintönige(s) Rumgezappel zu Techno“, das nichts anderes „als aufgewärmter, alter 90er Hardtrance“ sei und schon „bald auch die neue Generation selber nerven“ würde.
Sein Fazit: „Der sogenannte neue Techno ist das neue EDM!“. Für Terzi heißt das, Techno wie er momentan gefeiert werde, sei ein Trend, der wieder gehen würde. Den nächsten Trend erahnt er bereits im Afro House, den Trance-DJ-Kollege Armin van Buuren beispielsweise seit Neuestem auch produziert. Der „Ur-Techno“ jedoch werde „viele neue Generationen überleben“ und sei mehr als ein Trend. Er sei eine „Lebenseinstellung, ein Lifestyle“ und vor allen Dingen bunt. Zu DJ Quicksilvers Social Media steht übergeordnet fest, dass er einer der authentischsten Leute im Business ist, der gerne nah an den Fans kommuniziert, ohne selber einen Social-Media-Hype auslösen zu wollen. Sympathisch, wenn auch manchmal mit kontroverser Kritik. Auf jeden Fall ehrlich.
Der originale Post Quicksilvers:
Genau zu dem Thema gibt es übrigens auch einen aktuellen Cartoon von Bringmann & Kopetzki’s Wild Life, den ihr euch bisher exklusiv in der Oktober-Ausgabe unseres Print-Magazins anschauen könnt.
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