DJOKO aka KOLTER – Finale Entdeckungsreise

Die musikalische Vielfältigkeit, die Johannes Kolter aka DJOKO aka KOLTER in seiner seit 2014 andauernden Diskografie etabliert hat, resultierte in einem Hype, der dieser Tage weit über die Stadtgrenzen seiner Heimatstadt Köln besteht. Stets groovig erkundete Kolter in den vergangenen Jahren den House-Kosmos in zahlreichen Facetten und veröffentlichte dabei auf Imprints wie PIV, Shall Not Fade oder Berg Audio. Auf Letzterem lancierte er im April 2020 den ersten Teil der „Endless Explorations“-Serie mit vier Tracks. Im Mai des Folgejahres war es Zeit für den zweiten Teil, auf dem sechs Titel erschienen. Nun erscheint mit „Endless Explorations“ der dritte und letzte Teil der Trilogie. Das Release ist dabei nicht nur Abschluss einer bei Fans und Kritiker*innen gefeierten Serie, sondern mit acht Titeln zeitgleich auch so etwas wie sein erstes Album. Damit schließt der Kölner ein überaus erfolgreiches Jahr ab. Sein Label HOOVE feierte Comeback in Sachen Clubnächte und debütierte im renommierten Gewölbe Club in Köln, er spielte Touren in Kanada, Australien oder Südamerika und Venues wie das Shelter in Amsterdam, das Tomorrowland in Belgien, den Rex Club in Paris. Darüber hinaus debütierte er mit Chris Stussy und dem gemeinsamen Projekt Stussko im DC-10 auf Ibiza.

Johannes, Glückwunsch zum Hattrick. Wie lange hast du am dritten Teil der „Endless Explorations“ gearbeitet, das zeitgleich dein Debütalbum darstellt?

Dankeschön! Ich habe nicht wirklich konkret oder fortlaufend an einem dritten Teil der Serie gearbeitet. Ursprünglich war der zweite oder dritte Teil auch gar nicht geplant. Teilweise sind die Tracks schon vor oder zwischen den beiden ersten Teilen von „Endless Exploration“ entstanden. Es fehlte aber noch der gewisse Rahmen für diese Nummern. Mit einem abschließenden Album war dieser aber geschaffen und ich konnte die Tracks mit etwas aktuelleren Produktionen kombinieren und ein kleines Konzept dafür kreieren. Ich würde den dritten und letzten Teil der Serie aber eher als erweiterte Version der bisherigen Teile definieren, nicht als Album. Ich mochte die Idee, eine fortlaufende Serie aus der ersten EP zu machen. Dabei bot der Name „Endless Explorations“ schon die besten Rahmenbedingungen. Da ich aber nicht vorhabe, die Serie auf endlos viele Teile zu erweitern, möchte ich mit dem dritten Teil gerne abschließen und die „Exploration“ beenden. Genug explored, jetzt wird etwas anderes gemacht. Vielleicht kommt in Zukunft unter einem anderen Pseudonym dann nochmal etwas auf dem Label raus. Außerdem bin ich ein Fan von Trilogien.

Initiiert wurde die Trilogie 2020, unmittelbar nach Beginn der Pandemie. Wie, würdest du sagen, hat sich die Serie im Verlauf entwickelt?

Da ich schon vorher ein großer Fan des Labels war, entstanden die meisten Tracks schon mit der Idee des Sounds im Kopf. Wo die ersten beiden Teile der Serie noch ausschließlich für den Club angedacht waren, haben sich beim dritten Teil auch die Clubtüren geöffnet und mehr Freiraum gelassen. Eben dadurch dass mit acht Tracks mehr Platz für eine freie Entfaltung gegeben war. Klar sind auch beim dritten Teil alle Tracks auf den Club abgezielt. Dabei wurde aber produktionstechnisch etwas weiter über den Tellerrand hinausgeschaut und es wurde u.a. auch Breakbeat mit aufgenommen.

Wie bist du generell zur Musik gekommen und was hat dich dabei besonders beeinflusst?

Meine Oma hat bei mir das Musikthema in die Hand genommen. Ihr zuliebe habe ich mich früher ans Klavier gesetzt und Stücke auswendig gelernt, damit meine Eltern irgendwo halbwegs zufrieden mit mir waren. Spaß gemacht hat’s aber nicht besonders. Ich empfand es eher als peinlich, wenn ich zu Weihnachten ein paar Stücke am Klavier vorspielen musste; aber hey, alles für die Playstation-Spiele unterm Weihnachtsbaum! Ansonsten beeinflussen mich musikalisch heutzutage meine Freunde. Und YouTube. Und manchmal auch Serien oder gute Clubnächte.

Wie, würdest du sagen, hat sich Köln bzw. deine Heimat auf deinen Sound ausgewirkt?

Abgesehen davon, dass ich Karnevalsmusik ganz cool finde, hat sich Köln nicht wirklich auf meinen Sound ausgewirkt. Meine musikalischen Einflüsse habe ich mir eher selbst aus dem Internet gezogen. Nach der anfänglichen Alternative-Rock- und Heavy-Metal-Phase ging’s rüber zu Tech-House und UK Bass House, dann weiter zu Techno und wieder zurück zu Deep und Classic House. Einflüsse waren da eher DJs wie Disclosure oder YouTube-Channels wie Majestic.

Dein erstes Release listet Beatport im Jahr 2014 – seitdem hast du eine unglaubliche Diskografie aufgebaut. Welche würdest du als die wichtigsten Meilensteine deiner Karriere betiteln?

Der erste Track, mit dem ich zu 100 Prozent zufrieden war, und der gleichzeitig auch eine ganz nette Duftmarke hinterlassen hat, ist „Cancelled on Request“ im Jahr 2019. Mit ihm habe ich auch meine Bandcamp-Series mit den ganzen Cartoon-Charakteren gestartet. Sowohl deepe Elemente als auch kleine Funk- und Disco-Hits kommen darin vor und spiegeln meine Liebe zu beiden Musikrichtungen wider. Kombiniert mit minimalen Drums und trippy Effekten ist alles drin, was mir das erste Mal Gänsehaut von meinem eigenen Track gegeben hat.

Let’s get nerdy – wie können wir uns deinen Workflow im Studio vorstellen und was sind deine Favoriten in Sachen Soft- und Hardware?

In neun von zehn Fällen fange ich mit dem Basic Groove an. Kick, Hat, Clap. Dann steht das Fundament. Manchmal kann ich nicht abwarten und fange direkt an mit musikalischen Elementen wie Chords oder einem Bass. Dann gibt es aber auch Tage, an denen ich einfach gerne versuche, den Basic Groove mit minimalen Percussions oder FX zu bearbeiten, sodass sie fast schon ohne viele musikalische Elemente drumherum funktionieren. Alles abhängig von der Tagesform. Mal gibt es Phasen, da arbeite ich komplett „in the box“, dann gibt es Phasen, da versuche ich einfach alles aus meiner Hardware herauszukitzeln. Dabei benutze ich sehr gerne Allround-Pakete wie den Yamaha RM1X. Die enthält nämlich alles – von geilen Bass-Sounds bis hin zur cripsy Hi-Hat oder Fx-Sounds. Ansonsten habe ich hier noch einen Nord Lead stehen, der super für atmosphärische Pads oder Synths ist. Die neueste Anschaffung ist der aktuelle 909 Klon von Behringer.

Mit HOOVE führst du dein eigenes Label bzw. Kollektiv in Köln mit regelmäßigen Nächten in Clubs wie dem Gewölbe und Co.

Genau. HOOVE ist die Kombination aus House mit Groove. Die Idee kam von Thalo Santana. Von anfänglich ca. elf Leuten haben wir uns mittlerweile auf den harten Kern von vier Leuten dezimiert. Viele Freunde haben ihre Musikrichtung geändert, sind weggezogen oder haben einfach keinen Bock mehr, was vollkommen okay ist. Wir vier sind aber am Ball geblieben und es macht einfach immer wieder Spaß, neue Acts nach Kölle zu holen oder einfach mal eine feine Resident-Night zu hosten. Für dieses Jahr sind wir allerdings schon fertig. Wir hatten als letztes unseren Freund Velasco das erste Mal in der Domstadt, nachdem wir ihn bereits in Berlin auf eine unserer Partys eingeladen hatten. Super Typ!

Und ein schöner Abschluss für dieses Jahr. Nächstes Jahr ist aktuell in Absprache, von daher kann man da leider noch nichts raushauen. Außerdem sitzen wir gerade an der nächsten Compilation. Die hauen wir fast im Abstand von sieben bis acht Monaten raus. Das sind zwar etwas längere Abstände, die zum Teil auch den langen Zeiten im Presswerk geschuldet sind, aber wir nehmen uns da gerne etwas mehr Zeit. Es ist auch nicht gerade einfach, vier Tracks zu finden, zu denen vier Leute 100 Prozent stehen.

In Sachen Shows war es ein grandioses Jahr für dich und auch für das Projekt Stussko, was waren deine persönlichen Highlights?

Ein Highlight war definitiv die erste HOOVE-Party im Gewölbe nach der Corona-Pandemie. Abgesehen davon, dass wir lange keine Party organisieren durften, war es unsere Premiere im neuen Club. Es war für uns schon immer das Ziel, irgendwann Partys im Gewölbe organisieren zu dürfen. Man ist jedes Mal begeistert, wieviel Mühe und Gedanken in die Musikanlage geflossen sind. Nach der Pandemie war es dann endlich so weit. Dann war die Planet Pleasure Party im RSO in Berlin einfach geil. Sechs Stunden zusammen mit Thalo bis in den Morgen gespielt. Ein weiteres Highlight war auf jeden Fall noch das DC10-Debüt zusammen mit Chris Stussy. Ich war bis dahin noch nie dort gewesen und dann direkt als Booking. Es hat richtig Bock gemacht und der Vibe war sick.

Was steht in den nächsten Wochen und Monaten bevor?

Erst einmal eine kleine Babypause. Ich nehme mir eine kleine Auszeit vom Touren und verbringe etwas Zeit mit der neu gewachsenen Familie. Nebenbei werde ich natürlich weiter an Beats schrauben und Musik veröffentlichen, dann aber unter meinem neuen Alias KOLTER. Ansonsten planen wir mit der HOOVE-Crew neue Partys und halten Ausschau nach neuer Musik für das Label.

Aus dem FAZEmag 129/11.2022
Text: Triple P
www.instagram.com/djokocologne