DJs fragen DJs – Gabriel Ananda im Gespräch mit John Digweed

ananda_digweed

 

„Tachyon Dream“ heißt die EP, die John Digweed und Gabriel Ananda zusammen mit Nick Muir auf Bedrock veröffentlicht haben. Während Digweed und Muir schon seit vielen Jahren regelmäßig kollaborieren, arbeiten Ananda und Digweed hier zum ersten Mal zusammen. Und zusammen haben sie auch das Interview bestritten.

Gabriel: Ich persönlich finde es sehr schwer, die perfekte Musik für mich zu finden, da ich sehr wählerisch bin. Was sind deine Kriterien, nach denen du die Tracks für deine Sets oder deine „Transitions“-Radioshow  auswählst?

John: Ich gehe jede Woche hunderte Tracks durch und es ist ein langer Prozess die guten von den schlechten heraus zu sortieren. Ich versuche nach interessanten Tracks zu suchen, die Elemente beinhalten, die sich von der Menge abheben. Es ist relativ einfach heutzutage einen gut klingenden Track zu machen, aber hebt er sich immer weiter ab, je öfter man ihn hört? Und genau das ist es wonach ich suche, Tracks die immer besser klingen, je öfter man sie hört.

Gabriel: Woher hast du gewusst, dass eine Kooperation mit mir so klangvoll und lustig sein wird? Ich meine, wir haben Dinge gemeinsam, aber das ist ja nicht so offensichtlich.

John: Ich war schon immer ein großer Fan von deinen Veröffentlichungen und Remixen und darüber hinaus liebe ich deine Melodien und komplexe Percussions, die du in deine Tracks einbaust. Ich wusste, dass Nick und ich das mit dem richtigen Track hervorheben können, was du gemacht hast und wir uns zusätzlich aber noch selbst einbringen konnten, während wir dabei dennoch dem Original treu bleiben.

Gabriel: Ich finde es hart, so viel zu touren und die ganze Nacht wach zu bleiben. Du bist auf der ganzen Welt bekannt und tourst dementsprechend sehr viel. Wie gehst du damit um? Ist es Schwer für dich oder macht es lediglich Spaß? 

John: Ich wollte schon immer ein DJ sein, das ist für mich mein Traum, den ich lebe. Ich hab mich so sehr an die langen Nächte gewöhnt, dass es mich gar nicht mehr stört. Die Reisezeit selber versuche ich produktiv zu nutzen und gehe neue Musik und Demos durch. Verspätungen können schon manchmal hart sein, aber so geht es jedem, der heutzutage reist. Immerhin ist es bei mir so, dass, wenn ich zur Arbeit komme, sich tausende Menschen freuen, mich zu sehen, sobald ich durch die Tür laufe und dieses Gefühl kann wirklich nichts schlagen.

John: Was magst du lieber, im Studio zu arbeiten oder Live-Shows zu spielen?

Gabriel: Als ich angefangen habe Musik zu machen, war ich definitiv mehr von der Studioarbeit begeistert. Im Wesentlichen habe ich damals acht bis zehn Stunden pro Tag im Studio verbracht, um Musik zu machen. Nach dem ersten Erfolg standen dann die ersten Live-Shows an und es war wirklich schwer für mich, aus diesem intimen Raum herauszukommen und auf der Bühne vor der Menge aufzutreten. Ich habe mich wirklich sehr unwohl gefühlt und es war alles andere als einfach für mich. Aber nach einigen Jahren hat es sich für mich entgegengesetzt verändert. Zur Zeit macht es mir weniger Spaß vor dem Computer zu sitzen, ich mag es lieber, in Clubs und Festivals zu spielen, vor dem Publikum zu performen, die Musik, die Leute und mich selbst zu fühlen, besonders am Tages oder bei Sonnenuntergang. Wenn sich all diese Dinge vereinen, ist es ein wunderbares Gefühl.

John: Heutzutage gibt es viel mehr Melodien in Technotracks und du selbst hast immer schon musikalische Elemente in deinen Tracks gehabt. Glaubst du, dass du vielleicht einen kleinen Einfluss auf den heutigen Technosound hattest?


Gabriel: Das ist eine sehr interessante Frage und schwer zu beantworten. Ich bin mir nicht sicher, aber es erscheint mir so, dass jetzt viel Musik veröffentlicht wird, die meiner von vor ein paar Jahren sehr ähnelt. Ich erinnere mich daran, dass es sehr schwer war, melodische Musik zu finden, als ich mit dem Podcast „Soulful Techno“ begann. Aber dann gab es diese riesige Welle an melodischem Techno in den letzten zwei Jahren – also ja, vielleicht hatte ich etwas Einfluss, zumindest ein bisschen.

Wie sieht es mit neuen Veröffentlichungen von dir und auf deinem Label Soulful Techno aus?

Mitte Dezember ist auf Soulful Techno eine EP von Solee und Alyne namens “Elfen” herauskommen. Diese wirklich intensive Single wurde von Microtrauma und Steve Slight geremixt, was die EP noch mehr besonders gemacht hat. Kurz vor Weihnachten ist die Chill-out-Selektion „Dream Box“ von mir herausgekommen, die aus fünf Tracks besteht, die ich während des Jahres in Köln produziert habe. Im Januar folgt eine melodische Kooperation der beiden jungen und vielversprechende belgischen Künstlern Mike Tohr und Steve Slight. Im Februar kommt ein Release des talentierten Newcomers Daniel Agema, gefolgt von einer weiteren coolen Kooperation der zwei niederländischen Künstler Deeparture und MOHN. Alles weitere wird noch nicht verraten.

Aus dem FAZEmag 071/01.2018

 

Große Vinyl-Verlosung:
Wir verlosen drei Exemplare des limitierten Vinyls unter allen Einsendern einer E-mail an win@fazemag.de mit dem Stichwort ‚Doppelwhipper‘. Viel Erfolg.

Das könnte dich auch interessieren:
Track-Check: Gabriel Ananda – Ihre persönliche Glücksmelodie 
Gabriel Ananda und das Remixen – „Selected Remixes Compilation“
5 klassische DJ-Sets von Sven Väth, Ellen Allien, John Digweed …