„Dramatischer Verfall an Qualität“: Ein Jahr Drug-Checking in Berlin

Etwas mehr als ein Jahr nach der Einführung des Drug-Checking in Berlin lässt sich eine erste Bilanz ziehen. Diese macht deutlich: Das Projekt ist zwar ein Erfolg, legt aber gleichzeitig offen, welch katastrophale Qualität die getesteten Drogen oft haben. Zudem fehlt es an zusätzlichen Kapazitäten.

Seit Mitte letzten Jahres können Konsumenten bei drei Beratungsstellen in Berlin ihre Substanzen kostenlos, legal und anonym testen lassen. Von Mitte Juli bis 2023 bis Juni 2024 wurden 1800 Proben ausgewertet und 850 Warnungen vor gefährlichen oder verunreinigten Substanzen ausgesprochen. Allerdings muss jede dritte Person aufgrund fehlender Kapazitäten abgewiesen werden. In dieser Hinsicht herrscht also noch Verbesserungswürdigkeit.

Hochgradig alarmierend ist indes der Verfall der Qualität der getesteten Drogen. Bei Kokain ist gar die Rede von einem „dramatischen Verfall an Qualität“. Immer häufiger kommt offenbar das Tierentwurmungsmittel Tetramisol als Streckmittel zum Einsatz, das Nekrosen und Gefäßerkrankungen verursachen soll. Gewarnt wird allerdings nach wie vor am häufigsten bei MDMA und Ecstasy – wegen Verunreinigung oder Falschdeklaration.

Obwohl Experten das Projekt als Erfolg werten, liegt es auf der Hand, dass ein Ausbau der Kapazitäten unabdingbar ist – zumal der Drogenkonsum in der Hauptstadt immer weiter zunimmt. Gefordert wird deshalb unter anderem eine zusätzliche Bereitstellung von mobilen Teststationen. Die drei bisher etablierten Teststationen – Vista in Kreuzberg, Fixpunkt in Neukölln und die Schwulenberatung in Charlottenburg – sind allesamt stationär. Ob diese Umsetzung, wie sie beispielsweise bereits seit 2021 in Thüringen erfolgt, in naher Zukunft möglich ist, ist allerdings ungewiss. Aufgrund von Sparmaßnahmen im Landeshaushalt stehen zusätzliche Förderungen auf der Kippe.

Quelle: TAZ

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