Eddie Thoneick: Cubase makes my day

Abb.1. Studio
Denkt man an Quality House made in Germany, schießt einem sofort Eddie Thoneick in den Sinn. Als DJ in der einstigen Clubinstitution Tribehouse gestartet und seit den 1990ern selbst als Produzent aktiv, kann er auf eine lange Liste international erfolgreicher Releases, unter anderem in Zusammenarbeit mit Eric Morillo, zurückblicken. „Love Will Never Let You Down“, veröffentlicht auf Steve Angellos Size Records-Label, heißt sein jüngster Hit. Und gestern wie heute steht Steinberg Cubase im Zentrum seines Schaffens. Warum und wie, erklärt er hier. Und zwar, anders als in der seitenbegrenzten FAZE-Printausgabe 033, in aller Ausführlichkeit.

Welche Rolle spielt Steinberg Cubase dabei in Deinem Setup?
Cubase ist für mich das Herzstück im Studio. Mittlerweile ist mir das Programm in Fleisch und Blut übergegangen, so dass alles instinktiv im Workflow funktioniert. Viele Leute, mit denen ich zusammengearbeitet habe, sind begeistert von den vielen neuen Features, die seit der Version 6 Einzug gehalten haben. Ob es nun die Elastique Timestretch Funktion, der Harmonizer oder die Mediabay ist. Fakt ist, ich kann aus Cubase auf alles zugreifen und in meine Projekte einschleifen. Was ich ganz ebenfalls besonders nützlich finde, ist die Mediabay. Damit kann ich während meines Projektes synchron auf Samples oder Midi-Files zugreifen und per Drag & Drop in das Arrangement eingliedern. Das erleichtert das Arbeiten enorm. Früher habe ich zudem sehr wenig Cubase-interne Effekte und Synths benutzt. Mit der neuen Generation hat sich das schlagartig geändert. Der Hall Reverence, Padspezialist Padshop Pro, 80ies-orientierte Retrologue oder die Yamaha Vintage Collection sind bei mir in ständigem Gebrauch.

Seit wann nutzt du Cubase, wie hast du zuvor gearbeitet?
Ich benutze Cubase seitdem ich einen Computer einschalten kann. Damals, 1995, habe ich mit Cubase auf Atari ST begonnen. „Digital PlugIn“ war damals noch beinahe ein Fremdwort. Das Zauberwort hieß Midi. An den Atari angeschlossen war mein Akai S2000 Sampler, der Roland JV1080 und zwei uralte Effekt-Racks. Abgemischt habe ich über ein großes 36-Kanal Mischpult von Behringer. Das war schon hart im Vergleich zu heute…

Welche Funktionen nutzt du wofür?
Meine generelle Einstellung ist: Think out of the box! Ich kombiniere viele Synths oder analoge Instrumente mit Effekten, die dafür vielleicht gar nicht vorgesehen sind. In meinem Workflow ist der Aufbau eigentlich immer gleich. Ich lege meist viele Send-Effekte an. Die bestehen meist aus Delays (Cubase-intern oder H-Delay von Waves) und Reverbs (Reverence oder die Lexikon Palette). Habe ich einen passenden Synth-Sound, mache ich mich erst mal an die Frequenzbearbeitung. Das Tolle bei Cubase ist, dass man alles auf einen Blick hat. Wählt man eine Spur aus, hat man direkt alles im Überblick:


Die Kanalübersicht mit EQ, Inserts, Pegel, Sends und Routing Informationen

Die Insert-Effekte, die Send-Effekte oder auch den EQ-Ein- und Ausgang. Auch wird der Frequenzbereich im eigenen Kanal-Panel bereits als Kurve angezeigt. So ist visuell schon klar, welcher Bereich Bearbeitung benötigt. Dieser EQ ist für die schnelle Anpassung ideal. Braucht ein Sound allerdings eine filigrane Frequenzbearbeitung, weiche ich auf den Farbfilter Pro-Q2 aus.

Eine der meist unterschätzten Cubase-Innovationen für mich allerdings Padshop Pro. Am Anfang denkt man: „Schön, ein Synths extra für Pads mit vielen Presets“. Aber das ist bei Weitem nicht alles. Nicht nur, dass man die verschiedenen Layer separat voneinander filtern oder mit Effekten versehen kann. Man kann auch jeden samplebasierten Layer loopen, kürzen sowie vorwärts oder rückwärts abspielen. Zudem lässt sich jeder Layer mit einem eigenen Sample beladen und bearbeiten. Sehr kreativ also.

Abb.5
Der Mixer in Cubase 7.5

Als weiteres Highlight zu nennen ist für mich der Mixer Er wurde mit Cubase 7 in ein neues Gewand gehüllt und hat mittlerweile den Charakter eines Analogmixers. Alles ist nun noch übersichtlicher und sämtliche Einzelspuren können, genau wie im Arrangementfenster, bearbeitet werden. Das Mastern mache ich übrigens nicht selbst. Lediglich Pre-Mastern. Für die Nachbearbeitung nutze ich jedoch kaum Cubase-interne PlugIns.

Beschreibe anhand eines aktuellen Releases deine Vorgehensweise …
Wie bereits angedeutet, beginnt alles mit einem leeren Projekt. Ähnlich wie in mit einem neuen Buch fängt man mit der ersten leeren Seite an. Und das ist gar nicht so einfach. Denn das ist der Ausgangspfad für alles Kommende. Als erstes fange ich mit Beats an. Als Kick setze ich mittlerweile keine Sample-CDs mehr ein, sondern benutze entweder Sonic Academy´s Nicky Romero Kick oder ich baue mir die Kicks aus Sinuskurven selbst. Letzteres dauert aber manchmal recht lange. Bei Sonic Academy´s Kick man sich aus verschiedenen Sinus-Frequenzbereichen und Clicks eine Bassdrum zusammenschrauben, die tonal zum Grundton des Projekts passen sollte. Danach suche ich nach Claps, Snares und Rides. Original Hihat – spiele ich oft über meine Roland V-Drum ein. Damit steuere die ich entweder Superiordrummer, Steven Slate Drums oder Additive Drums an. Durch das Einspielen der Hihats an den Drums bekomme ich ein viel lebendigeres Bild im Track.

Das Wichtigste für den Dancebereich ist wohl der Low End-Bereich. Sprich: Bassline und Kick, Toms etc. Dieser Prozess dauerte bei mir immer am Längsten. Den richtigen Basssound und die richtige Basslinie zu finden, kann gut und gerne mal eine Woche dauern. Danach geht es an die Melodie- und Sound-Suche. Als Basis für die Hauptmelodie dient mir hier ganz klassisch das Grand Piano. Zusätzliche Melodien spiele ich meist über meine Fender Startocaster-Gitarre ein, so wie bei meiner letzten Single „Love Will Never Let You Down“.

Gitarren

Mit einer Gitarre komme ich schnell auf völlig andere Melodien als mit einer Klaviatur. Stehen die Hauptbestandteile, füge ich noch „Füller“ hinzu. Das sind kleine Rhythmus- und Soundelemente, die man in der Gesamtheit oft nur wahrnimmt, wenn man genau hinhört. Ohne diese würde der Track aber seine Lebendigkeit und das Stereobild verändern.

Für die Drops schließlich ist es mir besonders wichtig, dass diese kraftvoll sind. Das schafft man am besten, wenn man im Höhepunkt des Breaks bis hin zum Drop mit Risern, Noises, Lowpass-Filtern, Reverbs und Delays arbeitet. Die Leads, Pads, Drums und Risers schleife ich in Busse ein, deren Inserts ich mit Reverbs und Delays versehe. Bis hin zum Drop versuche ich die Gesamtheit der Elemente so zu kombinieren, dass durch die Effekte ein verschwommener, breiter Klangteppich entsteht.


Typischer Aufbau zum Drop (Takt 57). Automationsspur mit Reverb, Delay, Lowpass Filter

Je näher ich zum Drop komme, desto mehr wird der Low End-Bereich durch einen Lowpass-Filter herausgefilter, um den Einsatz so kraftvoll wie möglich wirken zu lassen . Für mich muss der Hauptteil des Tracks vier Takten stehen, bevor ich mit dem eigentlichen Arrangieren beginne. Meine Arrangements folgennmeist zwei verschiedenen Aufbauvarianten:

1) Intro-Drop1-Buildup1-Main Break-Buildup-Drop2-Outro
2) Intro-Break1-Drop1-Buildup1-MainBreak2-Buildup2-Drop2-Outro

Steht der Haupt-Loop in vier Takten, ist es oft relativ einfach, das Arrangement zügig zu Ende zu bringen. Was noch wichtig ist, um einen „Soundbrei“ zu vermeiden, ist das EQing der verschiedenen Frequenzbereiche. Hier arbeite ich audiovisuell. Oft überlappen sich Frequenzbereiche, wodurch die Gesamtheit des Mixes voll und matschig klingt. Hierbei ist es hilfreich, einen Frequenz-Analyser zu benutzen, der die einzelnen Frequenzbänder detailliert darstellen kann. Dazu zählt zum Beispiel das Pinguin Audio Meter. Alternativ kann man auch Q2 von Farbfilter benutzen. Das Lesen und Analysieren ist, wie ich finde, eine der Königsdisziplinen, wenn es um das Mixing geht. Denn hiermit steht und fällt ein guter Track. Um Frequenzen präzise zu bearbeiten, lohnt sich die Investition in einen guten Software-Equalizer. Hier empfehle ich den Pro-Q2 von FabFilter.
Der Pro-Q2 von Fabfilter

Das Schöne daran ist, dass er latenzfrei das Eingangssignal wiedergibt und die Natural Phase Modes sowie die Stereobearbeitung und Solowiedergaben der einzelnen EQ-Bänder beinhaltet. Last but not least ebenfalls großartig bei Cubase ist die Möglichkeit des A/B Vergleichs zweier Tracks. A/B Vergleiche sind für mich essentiell. Man sollte immer einen Referenztrack zur Hand haben, der klanglich als Ziel dienen sollte. Hierbei geht es nicht um das Kopieren der Elemente, sondern um das richtige Abmischungsverhältnis der Sounds.

Gibt es geheime Tricks, die du anwendest?
Ja, ein außergewöhnliches PlugIn ist WOW (Vowel Mode) von Sugabytes und die Soundtoys Serie! Mehr verrate ich aber nicht … 😉

Gibt es Wunschfunktionen, die dir noch fehlen?
Der alte Quadrafuzz-Distortion muss unbedingt wieder ins Leben gerufen werden! Ich glaube, den gibt es seit Cubase 5 nicht mehr.

Eddie Thoneicks Studioausstattung

Hardware:
Yamaha Grand Piano, Mac Pro 2,7 Quad Core Duo, 18GB Ram, Tc Electronic Impact Twin Soundcard, Universal Audio 610 Dual Tube Preamp, Rode K2 Mikrofon, Euphonix MC Control, Mackie Big Knob, Masterkeyboard M-Audio Keystation 88Pro, Fender Stratocaster Hardtail 1978 Guitar, Fender Acoustic & Western Guitar, Roland V-Drum TD4, Event 20/20 Monitore, Fostex PM Subwoofer

Software:
Cubase 7.5, Wavelab 7, Superior Drummer, Steven Slate Drums, Addictive Drums (inkl. Expansions), Waves Mercury Bundle, Fab Filter Bundle, Izotope Bundle, Sylenth, Nexus, Synthmaster, Omnisphere, Trillian, Miroslav Philharmonic, Arturia Bundle, Komplete Ultimate, Subboombass, Padshop Pro, M-Tron, Yamaha Vintage Bundle, Avox Bundle, Volumeshaper, Pinguin Analyzer

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