Ehepaar- und Discopower: Love Command 0 im Interview

Inspiriert von ihrer Leidenschaft für Italco Disco der 1980er, New York Mutant Disco und elektronischen Freestyles aus längst vergessenen Zeiten kündigt das in Berlin ansässige Ehepaar-Duo Fox alias Love Command 0 sein Debütalbum „Integration“ an – eine Erkundung von Space Synths, Big Beats und retro-futuristischen Klängen, die zu einem gleichermaßen innovativen und vertrautem Sound führen. Den Startschuss markierte am 19. August die Single-Auskopplung „Glass“, das von Alchemical Records als eine „düstere Version von The B-52’s ‚Love Shack'“ bezeichnet wurde und das von „Hotpress“ wie folgt beschrieben wurde: „Die Newcomer Love Command 0 stehlen uns mit ihrem stampfenden Elektro-Floor-Filler die musikalischen Ehren des Monats.“ Wir wollten mehr erfahren und haben mit James Fox gesprochen.

Hallo James. Ein Ehepaar, das gemeinsam elektronische Musik produziert, klingt nach einem wahrgewordenen Traum. Willst du uns ein wenig über eure Historie erzählen? War die Liebe zur Musik von Anfang eine tragende Säule eurer Beziehung oder hat sich das erst später entwickelt?

Wir haben uns 2014 in einem Techno-Club in Dublin, Irland, kennengelernt. Wir haben erst 2019 geheiratet. Als Dankeschön für unsere Freunde, die unsere Hochzeit zelebriert haben, haben wir zusammen ein Lied gemacht und gemerkt, dass da musikalisch etwas Cooles läuft. Wir beschlossen, das weiterzuverfolgen.

Wie wurdet ihr musikalisch sozialisiert? Inspiriert seid ihr ja vor allem von eurer Leidenschaft für (Italo) Disco der 80er-Jahre… War das von Anfang an ein Match?

Bevor ich mich in die Disco verliebte, war ich in einer Punkband aktiv. Als ich Bex kennenlernte, stand sie sehr auf Techno und House. Ich habe versucht, Techno zu machen, um sie zu beeindrucken, aber alles, was ich machte, war zu melodisch und hatte zu viele Veränderungen. Was als eine seltsame Form von melodischem Prog-Techno begann, wurde schließlich langsamer und entwickelte sich zu etwas, das eher an Italo-Disco erinnerte. Als sie anfing, dazu zu singen, war Love Command 0 geboren.

Ihr beschreibt euer Debütalbum „Integration“ als eine „psychoanalytische musikalische Untersuchung von Eheleben, toxischer Männlichkeit, Jungscher Psychologie und der Wiedergeburt der Liebe“. Ich denke, das bedarf einer ausführlicheren Erklärung… Wie spiegelt sich dieser Ansatz auf dem Album wider? 

Ich arbeite auch als Jungscher Psychotherapeut, und ich finde, dass dies etwas ist, das sich in allem, was ich tue, niederschlägt. Auf dem Album geht es um die Integration der Schattenseite unserer Persönlichkeit, also um den Teil, den wir gerne ablehnen und auf andere projizieren. Wir wollten ein Stück Musik machen, das die Reise einer unintegrierten/toxischen Persönlichkeit, ihre Integration und die anschließende Wiedergeburt zu einem voll funktionsfähigen Menschen erforscht. Das Album ist wie eine Weltraumoper strukturiert, mit Vocodern, die das Gewissen (oder Gott) repräsentieren, dämonischen Samples, die unsere niederen Triebe darstellen, und Bex als göttliche Frau, die die Integration predigt.

Das Album ist ein erfrischender Mix aus Elektro und Disco, rhythmisch und voller Energie. Wie geschaffen, um in Clubs gespielt zu werden, oder was meint ihr? An welchen Orten seht ihr den Love Command 0 Sound?

Wir wollten etwas machen, das in einem Club gespielt werden kann, aber auch etwas, das man zu Hause auf Platte genießen kann. Wir wollten eine Platte machen, die man sich die ganze Zeit über anhört. Alle Songs auf beiden Seiten der Platte gehen ineinander über wie ein DJ-Mix. Wir wollten, dass jeder Song einen Kontext und eine Beziehung sowohl zur Vergangenheit als auch zur Zukunft hat.

Während des Lockdowns habt ihr eure sieben Sachen gepackt und seid zielstrebig nach Berlin gefahren, um das Album dort aufzunehmen. Wieso gerade dort?

Wir lieben beide Berlin und teilen unsere Zeit derzeit zwischen Berlin und den Wicklow-Bergen in Irland auf. Seit wir uns kennengelernt haben, fahren wir zusammen nach Berlin. Wir lieben die Energie der Stadt. Von einem kreativen Standpunkt aus fühlt sie sich sehr einladend an. Den größten Teil des Albums haben wir in einem fensterlosen Raum in Kreuzberg aufgenommen, während des Lockdowns. Wir hätten wahrscheinlich überall sein können, aber es machte Sinn, dort zu sein. Wir waren gerade aus Irland mit einem Auto voller Recording-Hardware, Synthesizern, Samplern, Drumcomputern und unserem Hund hergefahren, kurz bevor die Reise von Irland aus gesperrt wurde, nur um nach unserer Ankunft in Berlin wieder gesperrt zu werden.

Was waren abgesehen vom Album eure Highlights des Jahres und was für spannende Ereignisse stehen 2022 noch auf dem Plan?

Es war ein interessantes Jahr für uns, da wir gerade ein kleines Love Command 0 2.0 bekommen haben. Zurzeit sitzen wir in Irland fest und lernen unser Baby „Luna“ kennen. Bex wurde tatsächlich innerhalb weniger Tage nach der Fertigstellung des Albums schwanger. Es ist fast so, als ob wir erst gemeinsam Kunst schaffen mussten, bevor wir das Leben gemeinsam gestalten konnten. Unsere nächste Single „Providence“ wird um Halloween herum erscheinen. Sie ist das dunkle, blutige Herzstück des Albums.

Wir blicken gespannt auf die nächste Single und das vollständige Album-Release. Hier könnt ihr in „Glass“ reinhören: