
Ein Näschen ziehen mit einem eingerollten Geldschein. Die Rede ist nicht von Koks oder Amphetamin, sondern von Aromapulver mit Koffein und einer Kräutermischung. In der Werbung für das Pulver wedeln junge Menschen mit kleinen Tütchen. Nun warnen die Verbraucherzentrale München und der Mediziner Dr. Christoph Specht vor diesen Energy-Kicks.
Die Pulver werben mit einem gefährlichen Drogenimage, sind aber legal. Es wurden mehrere Videos veröffentlicht, in denen das Pulver mit einem Geldschein oder von einem kleinen Löffel geschnieft wird. Unter anderem durch die Clubszenerie der Werbespots ist offensichtlich, dass an Kokain oder Speed erinnert werden soll.
Die Pulver enthalten verschiedene Aromastoffe, Taurin und Koffein – also quasi ein Red Bull zum schniefen. Dass damit aber der Drogenkonsum verharmlost werden könnte, ist eine andere Sache. Doch das ist nicht die einzige Gefahr dieser als Nahrungsergänzungsmittel deklarierten Stoffe. Normalerweise werden Lebensmittel gegessen und nicht eingeatmet.
Laut dem Mediziner Dr. Specht ist das das größte Problem – dass es geschnupft wird. Er halte es für ein Riesen-Problem, dass in der Öffentlichkeit mit einem Geldschein weiße Pülverchen durch die Nase gezogen werden. Es sei ganz klar eine Anspielung auf Drogenkonsum und könne den Konsum harter Drogen verharmlosen.
Zum anderen können die Schleimhäute auf Dauer einen Schaden nehmen. Vor allem auch, weil die Tütchen schwer zu dosieren seien. Zwar wird mehr als 1g pro Tag zu konsumieren nicht empfohlen. Aber ich denke nicht, dass die Jugendlichen die Pulver abwiegen werden.
Auf den Tütchen steht, dass der Inhalt für „10x Energie für eine geile Zeit“ ausreiche. Aber das ist mehr als nur eine vage Aussage. Die Verbraucherzentrale warnt vor Nebenwirkungen wie Herzrasen, Bluthochdruck, Nervosität, Schlafstörungen und Übelkeit. Zudem sei das Pulver bisher kaum untersucht worden.
Was auch viele Drogenkonsumenten außer Acht lassen: ein Geldschein ist alles andere als hygienisch. Deshalb werden von Drogenberatungen, die es ja hierzulande noch nur eher in spärlicher Form gibt, auch oft sterile Ziehröhrchen ausgegeben. Dr. Specht erklärt: „Die Schmierinfektionen mit Viren und Bakterien werden hier in höherer Dosis direkt an die Schleimhäute gebracht“.
Alles in allem also eine sehr fragwürdige Geschichte. Es gab eine Zeit in der Wodka Red Bull das Trendgetränk schlechthin war. Viele hatten zu dieser Zeit mit genau den Nebenwirkungen, vor denen bei diesen Pulvern angegeben wurden, zu kämpfen. Da aber Energy-Drinks im Allgemeinen bei jungen Leuten sehr beliebt sind, wird das wohl wenige davon abschrecken.
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