Eulbergs heimische Gefilde: Das Rotkehlchen

Einer der liebenswertesten einheimischen Singvögel ist das Rotkehlchen! Es ist nicht scheu und lässt sich gut und aus nächster Nähe beobachten. Man braucht nur ein Stück Garten umzugraben und schon kommt es freudig angehüpft um in der frisch umgegrabenen Erde nach Fressbarem zu suchen. Ein charakteristisches Verhalten des Rotkehlchens ist das sogenannte Knixen, was wie eine kleine Verbeugung aussieht.

Kaum eine Vogelart ist bei uns bekannter und beliebter. Das liegt zum einen an der orangeroten Brust, Kehle und Stirn die es hübsch aussehen lässt, zum anderen an den großen dunklen Knopfaugen, die es so herrlich niedlich wirken lässt. Herrlich klingt zudem auch der wehmütig-melancholische Gesang, den der putzige Vogel als echter Frühaufsteher schon zur ersten Morgendämmerung zum Besten gibt. Hört man den Gesang, merkt man dem Rotkehlchen seine Verwandtschaft zu den Sangeskünstlern Nachtigall und Singdrossel an. In einer entspannten Situation scheint der Vogel in einem spielerischen Vor-sich-hin-Singen Gesangsperlen zu einer wundervollen musikalischen Kette zu verbinden.

Rotkehlchen gehören zu den wenigen Vogelarten unserer Breiten, deren Gesang man auch an milden Wintertagen genießen kann. Denn es gibt manche Rotkehlchen, die im Herbst die Koffer für den warmen Süden packen, und wiederum andere, die den Winter tapfer bei uns ausharren. Hauptsächlich sind es Männchen, die zum Großteil Standvögel sind und die auch kalte Winter recht gut überleben. Die Reisemuffel haben es dann im Frühjahr leichter die Gunst eines Weibchens zu gewinnen, als die im Süden überwinternden Männchen, weil sie bereits ein ordentliches Revier gefunden haben.

Eine weitere Besonderheit der Rotkehlchen ist die ungewöhnliche Eigenschaft, dass auch Weibchen Reviere besitzen, was das Paarungsverhalten sehr kompliziert werden lässt. Diese verteidigen die Weibchen auch mit Gesang. Schon kurz nach der Paarungen treten Männchen und Weibchen wieder in ihre getrennten Reviere zurück und die Brut ist dem Weibchen alleine überlassen.

Bei den alten germanischen und keltischen Volksstämmen Europas galt das Rotkehlchen als Träger und Überbringer der Sonne. Wo das Rotkehlchen als heiliger Vogel nistete, glaubten die Menschen, dass Haus und Hof behütet sein. Es wurde als großer Frevel betrachtet, wenn jemand das Nest eines Rotkehlchens zerstörte. Zudem herrschte der Glaube, dass ein Rotkehlchen-Nest in der Nähe des Hauses Frieden in dasselbe bringe und Ehepaare dort in Glück und Frieden leben.

Das Rotkehlchen spielt als „reiner“ Vogel in Christuslegenden eine wesentliche Rolle. Überlieferungen erzählen davon, wie Jesus voll Schmerz und Pein am Kreuze hing und in einiger Ferne einen kleinen einfarbig braunen Vogel im Walde sah. Diesem rannen bittere Tränen aus seinen Augen, als es die scharfen, stacheligen Dornen sah, die Jesus Haupt durchbohrten. Daraufhin flog es zum Kreuz und löste einen Dorn aus der Krone. Dabei wurde seine Brust mit einem Blutstropfen besprenkelt, weshalb das Rotkehlchen seit dem eine rote Brust hat.

In Großbritannien ist das Rotkehlchen der beliebteste Vogel des Landes und spielt vor allem um die Weihnachtszeit eine besondere Rolle.

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