Frankfurt, Festhalle, 06. Dezember 2012. Die Swedish House Mafia, bestehend aus Axwell, Steve Angello und Sebastian Ingrosso, spielt ihr letztes und einziges Konzert ihrer Abschiedstour „One Last Tour“ in Deutschland. Während sich eine Menge von 12.000 Leuten in der Halle zu sammeln beginnt, um wenig später eines der wohl spektakulärsten und außergewöhnlichsten DJ-Konzerte aller Zeiten zu erleben, herrscht auch in den Katakomben der Festhalle bereits reges Treiben. Für Radio und Presse hat das erfolgreiche DJ- und Produzententrio zu einem Roundtable-Gespräch geladen, das wir uns nicht entgehen lassen, um unsere brennenden Fragen faze-to-faze zu stellen.
Als die drei Jungs aus Schweden den Raum betreten, sitzen wir schon ein paar Minuten gespannt am Tisch – die Mikros in deutscher Ordentlichkeit in Reih und Glied aufgestellt und die Aufnahmegeräte in allerbeste Position gebracht. Das gefällt insbesondere Steve Angello, so dass wir gleich beginnen.
Die erste Frage ist die, die dem Trio seit der Ankündigung ihrer Auflösung im Juni schon unzählige Male gestellt wurde und im Laufe dieser Tour wohl noch unzählige Male gestellt werden wird. Die Frage nach dem „Warum!?“ Warum sie sich trennen, warum dies die letzte Tour ist und warum sie sich und ihren Fans das gerade auf dem Höhepunkt ihrer Karriere antun.
Dazu Axwell: „Das ist eine lange Geschichte. Wir haben immer alles aus Spaß gemacht. Die Swedish House Mafia wurde nicht gemacht, sondern sie passierte einfach. Als wir jedoch so groß wurden und all diese Verpflichtungen hatten, waren wir nicht mehr ganz so sicher, was wir als nächstes machen und wie wir uns noch steigern können. Wir machten zwar ein paar wundervolle Gigs hier und dort, aber das war für uns nicht mehr wirklich aufregend. Daher fragten wir uns einmal, was wäre, wenn wir aufhören würden und fanden das plötzlich cool. Darüber haben wir wirklich nicht viel mehr nachgedacht. Dann kam uns die Idee mit einer letzten Tour. Die mussten wir einfach machen, einmal um all unseren Fans ‚Tschüss‘ zu sagen und zum anderen um allen Leuten, die uns noch nicht gesehen haben, zum ersten Mal ‚Hallo‘ zu sagen. Das ist der Grund.“
Die Frage, ob die Swedish House Mafia vielleicht doch wieder irgendwann einmal nach ihrer Trennung zusammen spielen wird, beantwortet Axwell mit „Nein“.
Wie die drei auch schon in früheren Interviews berichtet haben, werden sie sich nach ihrer Abschiedstour ihren Solo-Karrieren und -Projekten widmen. Das bestätigen sie auch an diesem Abend.
Steve Angello führt aus: „Unser Schwerpunkt werden unsere Solo-Karrieren sein. Die hatten wir ja glücklicher Weise immer schon. Wir alle haben mit verschiedenen Produzenten und DJs Labels gegründet. Daher denke ich, dass es für uns einfacher ist, zu dem zurückzukehren, was wir sowieso schon die ganze Zeit gemacht haben, als für jemanden, der aus einer Band austritt.“
Axwell ergänzt: „Ja. Wir haben Labels. Wir haben andere Künstler, die wir managen. Wir haben unsere eigenen Karrieren als Musiker. Swedish House Mafia ist nur ein Teil davon. Daher wird es für uns lediglich so sein, als würden wir eine Pause machen, um eine Woche unser Haus aufzuräumen. Es wird kein wirklicher Unterschied sein. Es ist nicht unser Lebensende, sondern es ist nur das Ende von einer Sache aus Millionen von Sachen. Es ist also für uns nicht so dramatisch, wie vielleicht für die, die uns nur als Swedish House Mafia kennen. Aber wir wissen es natürlich nicht. Vielleicht denken wir Ende März, oh mein Gott, was für eine Scheiße. Wir werden sehen.“
Bis Ende März wird die Swedish House Mafia mit ihrer „One Last Tour“ nahezu jeden Winkel dieser Erde bereist und beschallt haben, so auch an diesem Abend Deutschland. Abgesehen von deutschen Autos mögen sie deutsche Fans aus einem ganz besonderen Grund, den uns Axwell näher erklärt:
„Wenn deutsche Fans unsere Musik mögen, zeigen sie es zwar nicht direkt. Nehmen wir zum Beispiel ein anderes Land, wo die Leute nicht wissen, ob sie am nächsten Tag noch leben werden. Das ist nicht Deutschland. Deutschland ist viel organisierter und strukturierter. Also, wenn hier die Fans wegen dir ausflippen, dann kann man sich sicher sein, dass sie wirklich wegen dir ausflippen. Letztes Jahr haben wir zum Beispiel auf dem Festival SonneMondSterne gespielt. Da waren wir wirklich sehr überrascht, wie großartig unsere Fans dort waren. Es regnete wie verrückt, aber das machte ihnen nichts aus.“
Zum Abschied liefern die drei Jungs aus Schweden ihren Fans nicht nur „One Last Tour“, sondern auch mit „Until Now“ den Soundtrack zu ihrer Tour. Und das von ganzem Herzen. Denn wie Axwell betont:
„Wir haben die Tracks genommen, die wir wirklich lieben. Show und CD bestehen dabei hauptsächlich aus unseren eigenen Tracks – Tracks, die wir selbst oder zusammen gemacht haben oder Tracks, die wir auf unseren Labels gesignt haben. Diese präsentieren wir in der Show auf eine Art und Weise, die auch uns gefallen würde, wenn wir mitten in der Menge stehen würden. Die Reihenfolge der Tracks bei der Show ist dabei festgelegt. Denn schließlich spielen wir mit einer Band, bestehend aus einem Mann für den Laser, zwei Lichttechnikern und einem Mann für die Visuals. Damit diese an dem Abend ihre bestmögliche Arbeit leisten können, müssen sie wissen, was passiert.“
Bei ihrer Abschiedstour gibt es für die Swedish House Mafia, wie Axwell beschreibt, neben vielen großartigen Momenten auch zwei ganz spezielle Momente: „Nämlich, wenn der Stoff auf der Bühne vor uns herunter fällt. Denn der soll immer in einem ganz bestimmten Moment fallen. Da weiß man vorher nie, ob jetzt nur die Hälfte des Stoffes oder eventuell sogar ein Teil auf uns fällt. Diesen Moment haben wir zweimal während der Show und der macht uns schon ein bisschen Angst.“
Trotz aller Entschlossenheit, was ihre Trennung angeht, wird Axwell zum Schluss des Roundtable-Gesprächs doch etwas sentimental: „Die meiste Sache, die wir vermissen werden, wird möglicher Weise das Zusammensein sein. Denn wenn wir alleine unterwegs sind, sind wir jeweils für uns selbst und werden allerhöchstens von einem Tourmanager begleitet. Dagegen ist es natürlich immer ein großer Spaß, mit einer Gruppe wie dieser unterwegs zu sein.“
Dass die drei auch an diesem Abend sichtlich ihren Spaß haben, kann man ihnen von überall in der Festhalle ansehen. Zu imposant die Show, zu grandios der Abschied. Aber wie sagt man so schön, jedes Ende ist immer auch ein neuer Anfang. In diesem Sinne, herzlichen Dank für das freundliche Interview und diese einzigartige und atemberaubende Show in Deutschland.
Text und Interview: Spacecat
Und hier könnt ihr via Rdio in der Abschiedsalbum der drei Schweden hineinhören: