Fappe & Bru – Senkrecht durch NRW

Kevin Bruglemans und Fabien Steiner sind gemeinsam Fappe & Bru. Das Duo – aus Gelsenkirchen im Ruhrpott stammend – ist in den vergangenen Monaten und Jahren zu einem der gefragtesten DJ-Duos in NRW avanciert. So zählen Gigs im Studio in Essen, dem MTW in Offenbach, der Essigfabrik sowie der Elektroküche in Köln, dem Fusion in Münster und viele mehr zu ihrer Club-Historie.

Kennengelernt haben sich die beiden 2013 auf einem Geburtstag, erzählt Fappe: „Kevin hatte Musik angemacht und wie es der Zufall so will, habe ich zur gleichen Zeit dieselbe Musik verfolgt. Das war damals der Deep-House-Kanal ,The Sound you Need’ auf YouTube. Da war das Eis gebrochen. Seitdem haben wir uns immer wieder getroffen, bis wir zusammen das erste Mal in der damaligen Frohnatur Essen feiern waren. So hat sich eine Freundschaft entwickelt. Heute sind wir wie eine Familie.“ Der musikalische Background liegt bei beiden auch in den familiären Wurzeln, erzählt Kevin. „Ich komme aus einer Schlager-Familie. Mein Papa ist in der Branche seit über 20 Jahren erfolgreich als Veranstaltungskaufmann und als Manager von Olaf Henning tätig. Bei Fappe liefen Wolfgang Petry und WDR 4 auf Dauerschleife bei Familienfeiern. Bei uns beiden waren früher jedoch immer Hip-Hop, Rap und auch R ’n’ B auf dem MP3-Player. Fabien hatte schon früher ab und an mit Virtual DJ rumgespielt. Als ich Ende 2014 mal bei ihm war, haben wir uns zusammen hingesetzt und mit der Maus ein Set aufgenommen. Die Harmonie zwischen unseren Tracks hat sofort gepasst und wir hatten megaviel Spaß dabei. Wir haben uns kurz darauf für 45 EUR eine Konsole auf eBay ersteigert und so fing alles in Fappes Wohnzimmer an.“ Inspiriert wurden die beiden anfangs von Künstlern wie Stefano Nofferini, Jay Lumen und auch Julian Jeweil. „Diese Acts haben einen mega Groove in ihren Produktionen und haben uns echt geholfen, unseren eigenen Stil zu finden. Aktuell sind wir von unseren Kumpels Nicolas Taboada und Konrad Italy fasziniert. Die beiden treffen genau unseren Geschmack und werden der kompletten Techno-Szene den Kopf verdrehen. Es gibt kein Set von uns, in dem nicht Tracks von den beiden laufen“, berichtet Fappe. Das erste Mal vor Publikum gespielt haben die beiden vor rund zwei Jahren. „In einer kleinen Kneipe in Gelsenkirchen war das. Dass wir so schnell in die angesagtesten Clubs reingerutscht sind, war für uns unglaublich. Wenn wir heute zusammensitzen und darüber reden, können wir es manchmal kaum glauben, was schon alles so passiert ist. Es ist für jeden Newcomer natürlich ein Traum, mal da zu spielen, wo die ganz Großen spielen. Dass wir dann zusammen mit Acts wie Jay Lumen oder Enrico Sangiuliano in einem Line-up stehen, ist natürlich zum Kreischen.“

In ihrer Heimat Gelsenkirchen sehen beide sowohl Vor- als auch Nachteile. „Hier war es damals sehr belebt, doch in der heutigen Zeit fehlt der Stadt jegliche Struktur in Sachen Nachtleben. Das Stadtmarketing und auch das Kulturamt haben uns schon oft Steine in den Weg gelegt und Veranstaltungen untersagt. Was aber definitiv ein Vorteil in Gelsenkirchen ist: Jeder kennt jeden. Da weder Fappe noch ich ein unbeschriebenes Blatt waren, hat sich das mit unserem Projekt Fappe & Bru und mit der Veranstaltungsreihe schnell herumgesprochen. Die Gelsenkirchener feiern uns sehr und sind quasi überall dabei, um uns zu supporten. Die beste Stimmung kommt nach wie vor aus dem Pott. Köln ist auch atemberaubend, aber es ist immer wieder schön, bei uns in der Region zu spielen. Hier haben wir angefangen und hier sind wir bekannt geworden.“ Und so kommen wir im Gespräch selbstredend auf ihre eigene Reihe mit dem passenden Namen „Techno trifft Freunde“ zu sprechen. „Zusammen mit unserem Kumpel Marcel hatten wir das Ziel, Techno in Gelsenkirchen publik zu machen und unseren Leuten eine Möglichkeit zum Feiern zu bieten. Die Stimmung und die Harmonie auf unseren Partys ist allererste Sahne. Bislang hatten wir Acts wie Spartaque, Irregular Synth oder auch unsere Jungs von Renesanz Balthazar & JackRock zu Gast, um nur ein paar zu nennen. 2017 haben wir im Bochumer Planetarium vor ausverkauftem Publikum ,Techno trifft Freunde die Show‘ absolviert. Das war hammermäßig und wird für immer in unseren Köpfen gespeichert bleiben. Momentan ist es jedoch sehr ruhig um TTF geworden. Das liegt daran, dass wir keine Location haben und wir mit der Party nicht aus Gelsenkirchen raus möchten. Aber 2019 wird es wieder laut in Gelsenkirchen. Versprochen.“

Bis dahin ist ausreichend Zeit vorhanden, um an eigenem Material zu arbeiten und die Diskografie, die bereits jetzt Produktionen auf den Imprints Renesanz und Elementra Records aufweist, zu erweitern. „Wir treffen uns meistens bei mir und produzieren mit Ableton in meinem Wohnzimmer. In Zukunft möchten wir uns noch mehr Zeit nehmen, um uns um unsere Produktionen und Releases zu kümmern und mehr Erfahrung zu sammeln. Wir haben für dieses Jahr noch eine EP mit drei frischen Nummern im Kasten, jedoch wollen wir mit dem Release nichts überstürzen. Wir senden fleißig die Demos raus und warten noch auf ein gescheites Label, das zu uns passt und uns gut promotet.“ In Sachen Shows stehen für dieses Jahr noch einige Highlights an. „Für uns gab es schon ein großes Highlight im Jahr 2018: Wir haben einen der seltenen Resident-Plätze im Affenkäfig aus Köln bekommen. Tommy Libera, der Kopf des Ganzen, ist mittlerweile einer unserer engsten Freunde in der Szene und hat uns mit ins Boot geholt. Dazu kommt, dass wir bei der neuen Künstler-Agentur Rheinaudio zusammen mit Klanglos, Tommy Libera und Erik Erixon unter Vertrag genommen wurden. Rheinaudio kommt ebenfalls aus Köln und verfolgt ein tolles Konzept. Juli, unsere Bookerin, kümmert sich um unsere Bookings in und um Köln. Natürlich freuen wir uns auf die Ruhr in Love, da spielen wir auf der Affenkäfig-Stage. Das Aufregendste kommt aber im September: Da fliegen wir für drei Bookings nach Ibiza, um dort auf den Boot- und Rooftop-Partys von iNCEPT zu spielen. Für uns wird es wohl ein unvergessliches Erlebnis.“

Aus dem FAZEmag 077/07.2018
Text: Triple P
Foto: Rheinaudio