FAZEmag-Jahrespoll 2021: DJ National

Auch in diesem Jahr gibt es wieder einen Wechsel an der Spitze, die alte Nr. 1 kehrt zurück, Purple Disco Machine rutscht zwei Plätze runter.

01 KLAUDIA GAWLAS
02 Boris Brejcha
03 Purple Disco Machine
04 Klangkuenstler
05 Solomun
06 Chris Liebing
07 Dominik Eulberg
08 Kobosil
09 Drumcomplex
10 Sven Väth

11 Ricardo Villalobos
12 Klanglos
13 Ellen Allien
14 DJ Hell
15 Anna Reusch
16 Pappenheimer
17 Thomas Schumacher
18 SHDW & Obscure Shape
19 Karotte
20 Len Faki
21 Robin Schulz

 


INTERVIEW MIT KLAUDIA GAWLAS

Rekordmeisterin! In zehn Jahren FAZEmag-Poll bist du sechsmal Erste geworden, viermal Zweite. Niemals schlechter als der zweite Platz – das ist schier unglaublich.

Wow, das liest sich natürlich mehr als gut. Es zeigt, was für eine große Fanbase dort draußen gegeben ist. Menschen, die hinter einem stehen, von Gig zu Gig fahren und einen unterstützen. Es gibt Fans, die ich getroffen habe, die auf über 90 Shows von mir waren, was wirklich unfassbar viel und einfach der Knaller ist. Genau das sind die Dinge, die mich stärken und einen Artist über die Jahre am Leben halten. Ohne die Leute auf den Dancefloors würden wir ja alle nur noch für uns auflegen und somit wäre auch die ganze Magie verloren.

Was ist deiner Meinung nach der Grund für diese Siegesserie? Wie schaffst du es, bei deinen Fans über solch einen Zeitraum so hoch im Kurs zu bleiben?

Gute Frage, die ich nur schwer beantworten kann. Techno und vor allem das Auflegen sind schlicht und ergreifend meine Leidenschaft und bereiten mir selbst nach so vielen Jahren noch immer die gleiche Freude wie zu Beginn meiner Karriere, was ich in meinen Sets versuche zu transportieren, um die Leute abzuholen und auf meine Reise mitzunehmen. Ich will einfach nahbar bleiben und mir geht es bei der Musik nicht um Prestige oder irgendwelche Erwartungshaltungen, die man als DJ meint, vermeintlich erfüllen zu müssen. Mir geht es um das Gefühl, das man in der Menge auf der Tanzfläche erfährt und die Energie, die Musik erzeugen kann und die ich selbst als Raver auf den Floors so genossen habe. Vielleicht spüren das die Leute in meinen Sets auch.

Als du von der Nachricht erfahren hast, wurdest du gerade im Hotel in der Dominikanischen Republik wach …

Genau. Ich war ja über Weihnachten und Neujahr drei Wochen auf Süd- und Mittelamerika-Tour, und nachdem ich ein paar Tage frei hatte, habe ich einen kurzen Abstecher in die Dominikanische Republik gemacht und ja – ich stand noch im Schlafanzug vor dem ersten Kaffee im Hotelzimmer, als mir die Nachricht übermittelt wurde. Um ehrlich zu sein, habe ich mich so gefreut und war so ergriffen, dass ich Tränen in den Augen hatte. Durch die ganzen Planungen der Tour und das ständige Auf und Ab der letzten Monate hinsichtlich Covid usw. hatte ich das Voting überhaupt nicht mehr auf dem Schirm und somit hat es mich eiskalt erwischt.

Hand aufs Herz – wie sehr berührt dich solch eine Auszeichnung nach so vielen Erstplatzierungen?

Wie schon kurz angeschnitten, berührt es mich auch nach so vielen Jahren wirklich sehr. Zu sehen, dass die Leute einen nach so langer Zeit noch nicht vergessen haben und immer noch feiern, bedeutet mir wahnsinnig viel und ehrt mich total. Dies ist eine Form der Wertschätzung meinem Schaffen gegenüber, das ich als alles andere als für selbstverständlich erachte und was mich auch anspornt, weiterzumachen und zu versuchen, immer noch eins draufzulegen. Der Hunger nach mehr ist bei mir immer noch da und die Leidenschaft hält das Ganze am Leben. Ich bin immer noch „on fire“ und es wird gefühlt nicht weniger (lacht).

2021 war erneut ein schwieriges Jahr für die Szene – wie rekapitulierst du das Jahr für dich?

Das Jahr würde ich als Remix oder Remake des Vorjahres bezeichnen. Man kennt das Thema oder die Hook und weiß, was auf einen zukommen kann, und doch erscheint es in so neuem Gewand, dass man letztendlich von dem Track überrascht wird, weil das Alte doch so neu um die Ecke kommt. Erneut fand man sich wieder inmitten von Hoffen, Freuen und diversen Rückschlägen, die sich quasi die Klinke in die Hand gaben. Freuen auf bestätigte Gigs. Hoffen, dass sie auch stattfinden können und die Rückschläge, wenn dann kurz vor knapp doch wieder alles gecancelt wurde und man wieder ein weiteres Wochenende nicht auf Tour gehen konnte, um die Musik mit den Leuten zu feiern. Das ist auch für das Team dahinter, die Booker*innen, die Manager*innen, so viel Arbeit, die immer wieder von vorne beginnt. Aber dennoch kann ich in vielerlei Hinsicht mit einem lachenden Auge auf 2021 zurückblicken, da ich tolle Gigs und Releases zu verzeichnen hatte. Meine Zusammenarbeit mit Dubfire und Nicole Moudaber sowie meine Releases auf ihren Labels SCI-TEC und MOOD Records sehe ich dabei definitiv als Highlights.

Seit deinem ersten Sieg in 2013 sind knapp neun Jahre vergangen – wie hat sich der Beruf DJ in diesem Jahrzehnt in deinen Augen verändert bzw. entwickelt?

Die Szene ist einfach unsagbar gewachsen und die Technik ermöglicht es natürlich auch vielen, dass man schnell gute Erfolge erreicht und somit auch schnell in der Lage ist, auf die Bühne zu gehen. Ich hatte ja noch das Glück, das Handwerk mit Vinyl erlernen zu dürfen und musste dann die letzten Jahre alle technischen Neuerungen mitgehen, die das Spielen und Reisen natürlich absolut erleichtert und vereinfacht haben, doch womit das Handwerk des DJings etwas verloren ging. Zu beobachten ist meines Erachtens, vor allem in den letzten Jahren, dass es scheint, als würden sich die Prioritäten ein wenig verschieben und man mehr auf Follower*innen und Likes achten, als auf das Können und die Reputation eines Artists. Es sind viele neue Namen dazugekommen und haben in einem Affentempo teilweise alle Rekorde gebrochen. Die Vermarktung läuft heute etwas anders. Als DJ bist du heute nicht mehr nur mit Musik beschäftigt, sondern musst dich um Social Media kümmern, Videos machen, dies und das – es ist manchmal weit weg vom eigentlichen Thema. Das finde ich persönlich sehr schade. Für mich ist die Musik immer noch das Wichtigste und ich versuche, viel mehr Zeit damit zu verbringen, als im Internet zu surfen.

Wie sehen deine nächsten Wochen und Monate aus?

In Deutschland sind die Clubs ja mal wieder dicht. Das heißt, viele tolle Events werden wieder verschoben oder gar gecancelt. Das finde ich erst einmal bitter und hoffe sehr, dass diese Betriebe auch das nochmal überleben können. Bei mir steht im Februar eine Tour in Indien auf dem Plan, aber auch da gilt es noch, alle Daumen zu drücken, da in den Sternen steht, ob es die pandemische Lage auch zulässt. Gleiches gilt auch für Argentinien, was auf dem Plan steht; doch final zu planen, ist gerade kaum möglich, weil sich die Bestimmungen weltweit bekanntlich teilweise von heute auf morgen ädern. Auf meiner Tour in Südamerika musste ich feststellen, dass eine neue Stufe des Reisens erreicht wurde, denn du weißt nie, was morgen gilt. Das macht es echt spannend und nervenaufreibend. Ich hoffe sehr für uns alle, dass wir diese Pandemie bald in den Griff bekommen und wir zusammen alle wieder Spaß haben können. Ich möchte mich an dieser Stelle nochmals sehr bei allen Fans bedanken: Danke! Danke! Danke an alle, die für mich gevotet haben. Es bedeutet mir unsagbar viel und ich hoffe, wir können das bald bei den nächsten Gigs zusammen feiern! Bis ganz bald.

 

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