FAZEmag-Jahrespoll 2021: Hybrid-Event

Auch wenn uns das letzte Jahr schon eine Menge Club- und Festivalleben wiedergeben konnte, alles war nicht möglich. So mussten viele große Festivals weiterhin passen und veranstalten aufwändige Streaming-Events.

Best Hybrid Event: Tomorrowland – Around The World, 16. & 17. Juli 2021

 

Herzlichen Glückwunsch, unsere Leser*innen haben euer Event „Tomorrowland – Around The World“ zum besten Hybrid-Event gewählt.

Debby Wilmsen (Tomorrowland): Wir sind so glücklich, das zu hören, dass so viele Leute dieses einzigartige Event genossen haben, und es ist sehr wohltuend, die Liebe des deutschen Publikums zu spüren. Auch bei unserem Live-Festival in Belgien begrüßen wir immer viele People of Tomorrow aus Deutschland, Österreich und der Schweiz. Vielen Dank für die Unterstützung!

Kannst du uns einen Einblick gewähren, wie eine solche Veranstaltung geplant und organisiert wird?

Wir haben uns im April 2020 entschlossen, ein digitales Festival zu veranstalten, nachdem wir unser richtiges Festival absagen mussten. Wir haben drei Monate für die Entwicklung gebraucht. Das war alles sehr kurzfristig, sodass wir rund um die Uhr gearbeitet haben, um alles fertig zu bekommen. Wir haben mit den neuesten Technologien in den Bereichen 3D-Design, Videoproduktion, Games und Spezialeffekte gearbeitet, um ein neues und einzigartiges Tomorrowland-Erlebnis zu schaffen.

„Tomorrowland Around the World“ ist keine klassische Livestream-Veranstaltung mit DJs in einem Studio oder zu Hause. Es handelt sich um eine einzigartige Form der visuellen Unterhaltung – ein Meisterwerk, das eine Reihe von technologischen Weltpremieren zeigt und Unterhaltung und Technologie auf eine noch nie dagewesene Weise miteinander verbindet. Mehr als 60 der größten Künstler*innen der Welt haben ihre Auftritte in vier großen Greenscreen-Studios auf der ganzen Welt aufgenommen, während zwei verschiedene Plattformen genutzt wurden, um alle Elemente zusammenzufügen. Das digitale Universum von „Tomorrowland Around the World“ hat zehnmal mehr Polygone als ein modernes Computerspiel, und jede Bühne hat eine Fläche von 16 Quadratkilometern mit 32.000 Bäumen und Pflanzen und über 280.000 virtuellen Menschen, die alle ihre eigenen Attribute wie Flaggen oder Lichter haben. Die Festivalbesucher*innen erwartete ein noch nie dagewesenes Erlebnis, bei dem 3D-Dekor und Künstlerauftritte mit einer spektakulären Show mit Spezialeffekten, Feuerwerk, Lasershows, einem realistischen Publikum und Soundeffekten kombiniert wurden – ein interaktives Unterhaltungserlebnis, das seinesgleichen sucht.

Diese Technologien wurden vom hauseigenen Kreativteam und den 3D-Künstler*innen von Tomorrowland, die für die Gestaltung der weltberühmten Bühnen und Kunstwerke des Festivals bekannt sind, in Zusammenarbeit mit mehreren Partnern entwickelt. Die Zusammenführung von Live-Video, Beleuchtung, Visuals und Effekten, Spielfilm und Spieltechnologie führte zu vielen unvorhergesehenen produktionstechnischen Herausforderungen, die die Entwicklung neuer Integrationen erforderten. In diesen Monaten vor dem Event bot sich die einmalige Gelegenheit, alle diese Teams gleichzeitig zur Verfügung zu haben und ein technisches Setup zu schaffen, das es so noch nie gegeben hat, was dem Veranstaltungssektor, der von der weltweiten Pandemie schwer getroffen wurde, einen enormen Energieschub gab. Tomorrowland kann nun mit Stolz sagen, dass es ihm gelungen ist, die Kluft zwischen der realen Welt und der virtuellen Umgebung in einem Maße zu überbrücken, das alle Erwartungen übertrifft – „Tomorrowland – Around the World“ ist das Ergebnis einer gigantischen Teamleistung von Hunderten von Menschen, die rund um die Uhr daran arbeiteten, ein noch nie dagewesenes interaktives Unterhaltungserlebnis zu schaffen.

Um all diese Darbietungen einzufangen, haben wir vier verschiedene große Greenscreen-Studios auf der ganzen Welt gebaut. Die meisten Auftritte wurden auf dem heiligen Boden des Tomorrowland in Boom (Belgien) aufgenommen. Künstler*innen aus Nord- und Mittelamerika nahmen ihr Set in einem Studio in Los Angeles (USA) auf, während lateinamerikanische Künstler*innen in einem Studio in Sao Paolo (Brasilien) und australische DJs in Sydney (Australien) auftraten.
Alle Studios mussten umgebaut werden, um eine Umgebung zu schaffen, die genug Raum für die Kreativen bot, um die Sendung zu einer Tomorrowland-würdigen Sendung zu machen. Alle Zykloramen (oder Unendlichkeitswände) waren sechs Meter oder höher, mindestens acht Meter breit und mindestens acht Meter tief. Im Studio wurde eine DJ-Kabine in voller Größe aufgebaut, und alle Drehorte wiesen die exakt gleiche Ausstattung auf. Die Videoproduktionsteams, die an „Tomorrowland – Around the World“ arbeiteten, sind für ihre Arbeit bei den Olympischen Spielen, dem Super Bowl, internationalen Spielfilmen und in der Games-Entwicklung bekannt.

Bevor die Kameras aufgestellt wurden, wurden die Studioeinrichtungen technisch überholt, um sie für Augmented-Reality-Produktionen fit zu machen. An der Decke wurde ein großes Gitter aus Infrarotreflektoren angebracht, damit die Tracking-Geräte die genaue Position jedes Kamerakopfes messen können. Alle anderen Parameter der Kamera und der Objektive wurden live an Server übertragen, die die Daten aufzeichneten und eine niedrig aufgelöste Version der virtuellen Welt für die Kameraleute und Regisseure renderten. Zusätzlich zu den sechs 4K-Ultra-HD-Kameras wurde eine Reihe virtueller Kameras pro Bühne erstellt, sodass der Regisseur bis zu 38 Kameras auf der Hauptbühne auswählen konnte.

Selbst für moderne 4K-Außenübertragungswagen ist eine Konfiguration mit zwei Frame-Raten und mehreren Auflösungen eine Herausforderung, insbesondere bei der Anzahl der virtuellen Aufnahmen, die ausgelöst werden müssen. Jede Bühne hat ein anderes technisches Setup: Ähnlich wie der Übertragungswagen von einer Bühne zur anderen bewegt wurde, wurde auch die Konfiguration des Wagens von einer Bühne zur anderen geändert. Zusammen mit der technischen Einrichtung änderte sich auch die Beleuchtung des Künstlers bzw. der Künstlerin je nach Standort der Bühne und der Tageszeit während der Übertragung.

Wie ist die Veranstaltung aus eurer Sicht verlaufen?

Eigentlich hätten wir mehr Zeit gebraucht, da alles sehr kurzfristig umgesetzt wurde, und aufgrund von Covid-Regeln und Einschränkungen konnten einige Künstler*innen nicht anreisen oder die Crew konnte nicht kommen. Zeit- und Covid waren die größten Herausforderungen für dieses Projekt.

Wie war die Reaktion der Fans und der DJs? Wie viele Menschen haben teilgenommen und aus wie vielen Ländern?

Mehr als eine Million People of Tomorrow weltweit schalteten bei der allerersten Ausgabe von „Tomorrowland – Around the World“, dem digitalen Festival, ein. Mit Zuschauer*innen aus Japan, Mexiko oder Island war die Welt wieder an einem Ort vereint: auf der magischen Insel Pāpiliōnem.

Wie erlebt ihr als Veranstalter die Zeit der Pandemie? Frustration, Wut, Müdigkeit, Hoffnung, was überwiegt?

Die letzten beiden Jahre waren eine große Herausforderung für uns, unser Team und all unsere Lieferanten, Partner und Freiberufler. Aber wir sind sehr hoffnungsvoll und freuen uns auf unsere Winterausgabe in Alpe d’Huez in Frankreich im März dieses Jahres. Wir werden 18.000 Festivalbesucher*innen begrüßen.

Wie weit fortgeschritten sind denn schon die Planungen und Vorbereitungen – auch für den Rest des Jahres?

Die Vorbereitungen für unsere Tomorrowland-Winterausgabe in Alpe d’Huez in Frankreich sind in vollem Gange, und natürlich freuen wir uns auf das Tomorrowland in Belgien in diesem Sommer. Wir betreiben auch unser Tomorrowland-Restaurant in Antwerpen und haben dort im Zentrum auch gerade einen DJ-Store eröffnet.

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