FAZEmag-Jahrespoll 2023: Produzent – DJ Koze im Interview

Foto: Matthias James Schüller

Hallo, Stefan. Herzlichen Glückwunsch zum Sieg in der Kategorie „Producer 2023“! Wir hoffen, du bist sehr erfreut. Aber sag doch mal: Welchem Act hättest du deine Stimme gegeben und warum?

Musik ist für mich wie ein unendlicher Ozean, und während ich nicht immer darauf achte, was andere Künstler*innen kreieren, glaube ich fest daran, dass jede kreative Seele ihre eigene Wertschätzung verdient. Es ist wie eine Ansammlung von einzigartigen Schiffen, die ihre eigenen Segel setzen, und ich finde, dass jeder von ihnen einen Hafen des Respekts erreichen sollte. Everybody is a star.

Du hast es 2023 ordentlich krachen lassen. Neben deinem ersten Solo-Release seit fünf Jahren (die „Wespennest-EP“) hast du außerdem das von Kritiker*innen in höchsten Tönen gelobte neue Album von Róisín Murphy produziert. Magst du uns mal deine Gefühlslage hinsichtlich der beiden Produktionen schildern? Wie bewertet man seine eigenen Werke in der Retrospektive?

Es ist immer eine wundervolle Erfahrung, wenn die Klänge, die man geschaffen hat, einen Weg in die Herzen anderer Menschen finden. Für mich ist das der wahre Kern dessen, warum ich überhaupt Musik mache. Allerdings bin ich weder mit der „Wespennest“-EP noch mit dem Roísin-Murphy-Album auch nur im Ansatz zufrieden. Ich habe das Gefühl, als ob meine musikalischen Ambitionen und die Realität in unterschiedlichen Galaxien existierten. Die Noten sind wie Rätsel, die ich nicht knacken kann, und die Beats wirken manchmal wie ein heilloses Durcheinander. Ehrlich gesagt frage ich mich oft, ob ich meine eigene musikalische Sprache vergessen habe. Es ist wie ein Rätsel, bei dem ich nicht einmal die Frage verstehe. Ich verstehe meine Musik einfach selber nicht mehr. Vielleicht ist es wie bei moderner Kunst – je weniger ich verstehe, desto mehr wird es geschätzt.

Wie ist es eigentlich dazu gekommen, dass du das Album von Róisín produziert hast?

Das Album entstand aus einer Mischung aus Zufall, kreativer Synergie, gegenseitiger Wertschätzung und der gemeinsamen Liebe zum Experiment in der Musik. Es war quasi eine Verschwörung gegen die Stille.

Und dann wäre da ja auch noch dein neues Album, das 2024 erscheint. Wie sieht’s denn aus? Was können wir erwarten?

Erwartet keine gute Platte – eher eine düstere Ode an die eigenen Unzulänglichkeiten. Diese wirre Sammlung von zusammenhanglosen, hilflosen Songskizzen ist ein alarmierender Hinweis darauf, dass ich mich selbst in einem kreativen Abgrund verloren habe. Eventuell bin ich am Ende. Ich hoffe jedoch, das alleine erzeugt die gleiche Melancholie in euch, wie es sie in mir selbst auslöst.

Weiten wir den Rückblick mal auf das gesamte Jahr 2023 aus. Was waren die Highlights und was wird 2024 (noch) besser werden?

Musik aus Afrika

So eine Auszeichnung birgt auch immer die Möglichkeit, eine Message an die Leser*innen und Fans zu richten. Liegt dir etwas auf dem Herzen?

Unsere Demokratie liegt mir am Herzen. Wir müssen sie mit allen Mitteln verteidigen. Lasst uns Liebe spreaden und gemeinsam gegen jede Form von Hass und Ausgrenzung angehen.

Aus dem FAZEmag 144/02.2024
Foto: Matthias James Schüller
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