Mit Tracks wie „Decompression“, „Folding Space“ oder „Typerope“ landete Mathew Jonson eine Reihe an Riesen-Hits, die nicht selten die Top-10-Listen von DJs wie Richie Hawtin, Sven Väth oder Laurent Garnier zierten. 2004 wurde der Kanadier von Magazinen wie der Raveline, der Groove oder dem Trax Magazin als „Best Producer“ gekürt und setzte seinen Siegeszug anschließend unbekümmert fort. Wir haben den Visionär und Wagon-Repair-Gründer auf eine Zeitreise in die 80er geschickt.
Dein Lieblingsjahrzehnt:
Die 80er-Jahre waren ein Jahrzehnt des Wandels, in dem sich Technologie, Kultur und Politik vermischten und ein dauerhaftes Vermächtnis schufen. In der Musik veränderte das Aufkommen hochwertiger Synthesizer von japanischen Giganten wie Roland und Yamaha neben amerikanischen Innovatoren wie Moog, Arp und Sequential Circuits die Produktion und Performance. Ikonen wie Miles Davis und Chick Corea machten sich diese elektronischen Wunderwerke zu eigen und ließen Synthesizer in ihre Jazzkompositionen einfließen, wie in Davis‘ „Tutu“ (1986) und Coreas „Elektric Band“ (1986) zu hören ist. Inspiriert von Bands wie Kraftwerk und Y.M.O. entstanden in den späten 80er-Jahren Detroit-Techno und Chicago-House, die die elektronische Musikszene begründeten. Visionäre wie Juan Atkins, Derrick May und Kevin Saunderson in Detroit und DJs wie Frankie Knuckles und Larry Heard in Chicago schufen Tracks, die zu Hymnen wurden und die globale Musikkultur nachhaltig prägten. Gleichzeitig explodierte die amerikanische Hip-Hop-Szene von den Straßen New Yorks aus. Vorreiter wie Grandmaster Flash, Run-D.M.C. und Public Enemy setzten mit innovativen Produktionen und knallharten sozialen Kommentaren neue Maßstäbe und festigten den Hip-Hop als globales Phänomen. Dies sind einige der Gründe, warum ich dieses Jahrzehnt so schätze.
Dein Lieblingstrack:
„Bad Boy“ von Frankie Knuckles feat. Jamie Principle.
Der schlimmste Track:
„Do They Know It’s Christmas“ von Band Aid.
Dein Lieblingsinstrument/-software-/-tool?
Unsere Familie hat sich im Winter 1986 einen PR-100 Sequenzer mit einem MT-32 Synthesizer-Modul angeschafft. Es handelte sich wahrscheinlich um eine Demo-Version, da er noch nicht offiziell veröffentlicht war. Mein Bruder und ich haben damit angefangen, Musik zu schreiben, bis unser Vater in den frühen 90er-Jahren auf einen IBM 486 aufrüstete, auf dem Cakewalk und Powertracks liefen.
Der schönste Moment:
Auf der Expo 86 in Vancouver habe ich so viele Bands mit Synthesizern spielen sehen. Ich war erst neun Jahre alt und hatte keine Ahnung, wer sie waren, aber es hat meine gesamte Wahrnehmung der Welt verändert.
Der peinlichste Moment:
Als ich bei einer Orchesteraufführung aus dem Takt geriet und die Crash-Becken im falschen Moment aufeinanderschlugen.
Dein Lieblingsoutfit:
Hammer-Pants.
Deine Modesünde:
Vorne kurze, hinten lange Haare – lustigerweise wird das in den Berliner Clubs gerade wieder populär.
Dein Guilty Pleasure:
Polizisten in Einkaufszentren und Universitäten zu verarschen, die uns nicht skateboarden ließen.
Das war damals besser als heute:
Elektronische Musik.
Das war damals schlechter als heute:
Kanadische Internatsschulen.
Ein Gegenstand aus den 80er-Jahren, den du heute vermisst?
Meine Roland TB-303. Ich habe sie verkauft, um meinen Umzug von Berlin nach Lissabon zu finanzieren. Das Opfer war es wert. 😊
Hier könnt ihr euch die aktuelle Single „Tako Tako“ von Mathew Jonson, die am 12. Juli 2024 via Crosstown Rebels erschienen ist, anhören: