Der aus Großbritannien kommende Bushwacka! ist DJ seit 1988, eng verknüpft mit Ibiza und in letzter Zeit bekannt fürs Auslösen von Diskussionen auf Social-Media-Plattformen. In mehreren Posts wetterte der DJ und Produzent bereits gegen den Sync-Button und die zeitgenössische DJ-Kultur. Bereits im letzten Jahr berichteten wir darüber. Nun holte Matthew Benjamin, so Bushwacka! bürgerlich, erneut aus und richtete sich gegen Stella Bossi, horsegiirL und Virgen Maria.
In dem Post war bemerkbar, dass der seit Jahrzehnten etablierte DJ nichts mit außergewöhnlichen Performances jüngerer Acts anfangen kann. Er regte sich darüber auf, was aus der Szene geworden ist. Dazu postete er Netzfunde als Screenshots: Drei Fotos von Stella Bosssi, horsegiirL und Virgen Maria, die die drei jeweils bei ungewöhnlichen Performances zeigen. Die Bildunterschrift dazu: „DJ culture 2024 – make it make sense….“, was so viel bedeutet wie: „DJ-Kultur 2024 – lass es Sinn ergeben…“ Damit zweifelt Bushwacka“ anscheinend die Sinnhaftigkeit derartiger Darstellungen an. Viele User kommentierten.
Hier der entsprechende Post:
Ein Foto zeigt horsegiirL, wie diese für den bekannten DJ-Broadcast HÖR Berlin mit den für sie charakteristischen Pferdekopf performt. Das Set spielte die DJ für den „Live from Earth Klub“, einem Independent-Label und Künstlerkollektiv aus Berlin, das aufstrebende Künstler fördert, die Techno ohne Grenzen zu Genres wie Trance oder Gabber fördert. Passt zu horsegiirL, die bekannte 2000er-Hits, Hip-Hop, Hardstyle und Gabber mit in ihre Sets mischt. Im Hintergrund des Fotos aus dem bekannten kleinen mit Kacheln versehenen Studio von HÖR Berlin sieht man eine Mistgabel, die die Künstlerin während ihrer Performance auch zwischendurch anfasst. In einem anderen Video sieht man die Künstlerin etwa auf einer Farm mit Obst- und Gemüsekorb performen. Als Kommentar unter dem Post schrieb Bushwacka! dazu auf Englisch: „Ich denke, es ist nur fair, etwas Mitgefühl für das Pferd zu zeigen – es wird auf eine Weise dargestellt, mit der es vielleicht nicht einverstanden ist, wenn es die Wahl hat“. Was fehlt ist eine Ausführung dazu, was genau gemeint ist, was genügend Raum für Spekulationen lässt.
Hier könnt ihr euch das Video, aus dem der Screenshot von Bushwacka! stammt, anschauen:
Ein weiteres Foto zeigt Virgen Maria. Die aus Madrid stammende Künstlerin ist bekannt für ihre provokanten sexuellen Anspielungen und freizügigen, ausgefallenen Outfits, ein Koop-Track von ihr gemeinsam mit Flume heißt „Only Fans“ und spielt damit auf sexpositive Profile auf dieser Plattform an. Auf dem Foto sieht man die Künstlerin, die aktuell 234 000 Instagram Follower verzeichnen kann, mit knappem Outfit und dicker Sonnenbrille. Am auffälligsten: Ein zungenartiges, dickes Accessoire, dass sich um den Oberkörper von Virgen Maria schlingt und bis in ihren Mund hineinführt. Dieses Accessoire entdeckt man auf mehreren ihrer Socia-Media-Posts. Ein User fragte sich, was sich in ihrem Mund befindet. Wir stellen uns die Frage auch.
Das dritte Foto des Posts zeigt Stella Bossi, mit Dudelsackspieler in traditioneller Schottenrock-Kleidung im Hintergrund während eines ihrer DJ-Sets. Auf dem Foto ist Stella diesem zugewandt. Im originalen vor drei Wochen veröffentlichten Video, von dem der Screenshot stammt, steht der Dudelsackspieler im Mittelpunkt des Geschehens. Stella wendet sich diesem zunächst zu, bewegt ihren Körper zur Dudelsackmusik und springt anschließend auf die Erhebung, auf der sich der Spieler befindet, um mit diesem zu tanzen. Gespielt wird eine bekannte Melodie, die unter anderem schon der deutsche Act Perplexer in den 90er-Jahren als Happy-Hardcore-Version veröffentlichte. Stella fragt als Kommentar zum Post, ob sie diesen Track veröffentlichen solle.
@stellabossi Techno & Bagpipe!! Should I release this track?
Unter den Kommentaren zu Bushwackas! Post gibt es sowohl Zustimmungen zu Bushwackas! Meinung, als auch Ablehnungen. Robert Pointer, ein Radio-DJ aus Los Angeles, meint, die Darstellungen auf den Fotos ergäben Sinn, wenn man realisiere, dass es sich nur noch um die Person und die Marke drehe und weniger um die Musik und die Connection des DJs mit den Tänzern. Ein anderer User fragte sich, wen dieser Zusammenhang interessiere, da nichts davon neu sei. Dies ist wohl ein Hinweis darauf, dass die Diskussion rund um Star-DJs, die durch ihre Marke und Performance statt DJ-Skills und Kontakt zum Publikum glänzen, schon alt ist. Ein weiter User meinte, dass jeder durch die Technik heutzutage DJ sein könne. Ein User regte sich unter dem Foto zu Virgen Maria darüber auf, dass eine weitere DJ mit weiblichem Körper in diesen Zusammenhang gepostet wurde und fragte sich, ob das das eigentliche Problem sei, das Bushwacka! habe. Ein anderer User kommentierte, dass DJs wie Bushwacka! langsam alt würden. Wenige Tage später postete Bushwacka! selbst eine Karikatur diesbezüglich, die drei Herren mit Krückstock und Gehhilfe vor einem Club zu einer Vinyl-Party zeigt. Eine weitere, jüngere Person, stellt die Frage, ob diese drei Herrschaften nicht zu alt für den Club seien, worauf diese erwidern, dass sie die DJs seien. Ein Stück weit Selbstironie des Herren Bushwacka!? Wäre wiederum sympathisch.
Bushwacka!, der selbst 26 400 Follower auf Instagram, rund 1 000 auf TikTok und knapp 72 000 auf Facebook hat, stellte die Fotos in seinem Post in schlechter Screenshot-Qualität online. Nun bereits schon mehrmals regte er sich darüber auf, was aus der Szene geworden ist und benutzt dafür Social Media. Ein Zeichen dafür, dass das Urgestein vielleicht selbst nicht ganz so Social-Media-affin ist, aber trotzdem mitmischen möchte? Den Post zu hoorsegiirL, Virgen Maria und Stella Bossi postete Bushwacka!, der seine größten kommerziellen Erfolge vor über 20 Jahren verbuchen konnte, übrigens nur auf Facebook, das mittlerweile eher unter Boomern stark vertreten ist. Passt irgendwie. Wir können die Kritik Bushwackas! nachvollziehen und sehen, wo der Trend hingeht. Von daher eine berechtigte Diskussion, die der Altmeister auslöste. Fragt sich, ob es Zeit für DJs wie Bushwacka! wird, den „Plattenteller“ an Acts mit Pferdeköpfen und Porno-Outfits abzugeben oder aber eben nicht.
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