
Martin Stimming ist ein House-Künstler, dessen Musik es geschafft hat Langlebigkeit und einen Einfluss auf das Genre sowie die breite musikalische Sphäre zu erschaffen. Mit der klaren Vorstellung von seinem zukünftigem Weg zog er mit 19 Jahren nach Hamburg und lernte dort die baldigen Label-Gründer von Label Diynamic kennen, auf dem Stimming kurz danach Musik veröffentlichte. Seinen Durchbruch schaffte er 2008 mit seinem Hit „Una Pena“, ein Jahr darauf folgte sein großartiges Debütalbum „Reflections“. Passend zu dem Release des Albums „Elderberry“ hat uns Martin einige Fragen beantwortet.
Herzlichen Glückwunsch zum neuen Album. Was kannst du uns über „Elderberry“ erzählen, was bedeutet dir diese Veröffentlichung? Und warum heißt das Album „Elderberry“?
Vielen Dank! Elderberry, also Holunderbeere, ist das erste Techno-Album, welches ich rein mit Hardware produziert habe – kein Musikprogramm kam zum Einsatz, alles wurde so gebaut wie ich früher Techno auch begriffen habe. Maschinenmusik, nicht Design am Computer. Daher auch die Holunderbeere: auf der Terrasse des schönen Hauses in Butzbach in dem ich aufgewachsen bin, hatten wir einen Strauch und an eine Situation damit kann ich mich erinnern. Mein Vater war mit den Bienen, die er auf der Terrasse hatte, beschäftigt und ich saß am der Korg ER-1, meiner allerersten Hardware und baute und erlernte Synthese und Beats bauen.
Nur Hardware – wie kam es zu dieser Entscheidung?
Wie eingangs beschrieben ging es mir darum, den „ursprünglichen“ Spirit von Techno auch in meinen eigenen Produktionen zu finden. Jahrelang habe ich sehr detailreichen, z. T. verfrickelten House und Techno in der DAW gemacht – irgendwann kam der Punkt, an dem es mich selbst gelangweilt hat. Daher diese Machart.
Gibt es Momente oder Eindrücke von der Entstehung von „Elderberry“, die dir besonders im Kopf geblieben sind? Mit welcher Intention bist du an die Produktion gegangen und wie lange dauerte der Albumprozess?
Ich habe fast alle Stücke zuhause gemacht, mit In-Ears und neben unserem Wohnzimmer. Es war also ein sehr im normalen Familienleben integrierter Prozess. Typischerweise habe ich ca. drei Tage gebraucht, um eine Idee zu entwickeln: angefangen beim reinen Groove über die Effekte hin zu einer Idee, wie ein Arrangement aussehen könnte. Das hab ich dann ein paar Mal geprobt und wenn ich das Gefühl hatte: ja, das könnte klappen, habe ich den Record-Button gedrückt.
Wie kam die Verbindung mit Awesome Soundwave zustande?
Ich habe ja aus der Not heraus ein Gerät entwickelt (bzw. lassen) welches ursprünglich vor allem für Livesets gedacht war, den DOCtron IMC. Hiermit kann man in der analogen Domäne eine Summe schön laut machen, d. h. es gibt keine Latenz und man braucht keinen Computer auf der Bühne. Carl Cox hat ein Gerät gekauft, und er benutzt es seitdem für seine Hybrid-Livesets und im Zuge des Exports habe ich ein bisschen nachgeforscht und bin recht schnell auf Awesome Soundwaves gekommen. Vor allem dass sie das Liveset als Zukunft des Techno sehen, hat mich angesprochen, da ich ja seit 15 Jahren ausschließlich live spiele.
Du verwendest die unterschiedlichsten Klangquellen für deine Musik, darunter Haushaltsgegenstände oder Geräusche eines Schiffmotors. Was ist deiner Meinung nach die verrückteste oder ungewöhnlichste Klangquelle, die du jemals verwendet hast?
Auf dem Album gibt es ein Stück mit dem Namen „Fahrradgabel“ – dort habe ich eine Aufnahme von ebendieser in den tasty chips GR-1 geworfen. In erster Linie ist es ja ein metallischer Klang, der aber ganz kurz einen tonalen Anteil hat – aus diesem wirklich kurzen Ton kann der GR-1 eine ganze Klanglandschaft bauen. Sogar mein Räuspern auf der Originalaufnahme hört man.
Deine Diskografie umfasst unfassbar viele Veröffentlichungen, hast du Tracks oder Alben welche dir bis heute besonders im Gedächtnis geblieben sind oder einen großen persönlichen Wert für dich haben?
Die kleine Nachtmusik ist für mich ein besonderes Stück – es stammt aus der Anfangszeit meines Schaffens als Stimming und diese Einfach- und Klarheit finde ich visionär, das hab ich danach nur selten geschafft.
Was für Pläne gibt es noch für dieses Jahr, was steht im kommenden Jahr an?
Jetzt spiele ich erstmal die Elderberry-Tour zu Ende und Anfang nächsten Jahres beende ich die Platte, die ich zusammen mit dem NDR-Chor mache.