
Die Musikbranche boomt und der Gesamtumsatz aus dem Musikverkauf schnellte in Deutschland im letzten Jahr in ungeahnte Höhen. Die Anzahl klassischer Tonträger geht dabei zwar kontinuierlich zurück, gleichzeitig wird so viel gestreamt wie noch nie. Doch auch Konzerte erfreuen sich – insbesondere nach der Corona-Pandemie – wieder größerer Beliebtheit. Für Veranstalter gibt es dabei in Sachen Live-Sound ein paar Dinge zu wissen, damit indoor wie outdoor alles reibungslos verläuft.
Musik ist für uns Menschen unerlässlich, begleitet uns durch verschiedene Lebensetappen, kann besänftigen oder motivieren und Menschen zusammenführen. Kein Wunder also, dass der Gesamtumsatz aus dem Musikverkauf in Deutschland im Jahr 2021 mit knapp zwei Milliarden Euro den höchsten Stand seit 2002 erreichen konnte. Zwar verlieren klassische Tonträger weiter an Relevanz, gleichzeitig wird aber insbesondere seit der Corona-Pandemie und den damit verbundenen Quarantäne-Zeiten so viel gestreamt wie noch nie. Nun könnte man leicht annehmen, dass gestreamte Musikauftritte Live-Konzerte bald überflüssig machen könnten. Doch das ist laut der Musikwissenschaftlerin Melanie Wald-Fuhrmann keineswegs der Fall. Denn obwohl Online-Angebote insbesondere während der Pandemie für viele Menschen als Konzertersatz äußerst wichtig waren, so hat das physische Live-Konzerterlebnis nach wie vor einige Asse im Ärmel, die Streamingdienste in den Schatten stellen.
Live-Konzerte bieten ein umfassenderes Musikerlebnis
Zum einen sind bei Live-Auftritten jene Personen, die die Musik produzieren und jene, die sie sich anhören, zur selben Zeit am selben Ort. Es geht also um die unmittelbare Begegnung. Zum anderen spielen der Überraschungseffekt sowie die Unmittelbarkeit als Faktoren große Rollen. Denn auch wenn wir die Songs unserer Lieblingsband kennen, so wissen wir nicht, in welcher Reihenfolge sie gespielt werden, ob der Gitarrist ein unerwartetes Solo hinlegt oder ein Überraschungsgast auf der Bühne steht. Und dann ist da auch noch die Akustik: Konzertsäle sind im Optimalfall so gebaut, dass der Klang perfekt zur Geltung kommt. Aber auch bei Outdoor-Events wird penibel darauf geachtet. Schallwellen sind dabei zunächst ein physikalisches Ereignis, das unser Ohr sodann in Klanginformation transformiert. Und dabei wandelt es Frequenzen in elektrische Impulse um. Wir hören aber nicht nur mit den Ohren, sondern mit dem ganzen Körper, weil Schallwellen dabei auf schwingungsfähiges Gewebe treffen. Und auch neurophysiologisch macht es einen Unterschied, ob wir Musik nur hören oder auch sehen, wie sie just in diesem Moment entsteht. Doch damit das Konzert zu einem wahren Erlebnis wird, müssen die Rahmenbedingungen passen – ganz egal, ob indoor oder outdoor. Aber worin besteht eigentlich der Unterschied und worauf sollte man als Veranstalter dabei speziell in puncto Klang achten?
Grundregeln der Akustik
Wer sich mit der Akustik beschäftigen möchte, sollte sich zunächst folgende Grundregeln vor Augen halten:
- Reflektion und Absorption: Trifft Schall auf Objekte, so reflektiert zumindest ein Teil davon. Das heißt: Er wird teilweise in den Raum zurückgeworfen, denn Schall verhält sich, was dies betrifft, ähnlich wie Licht. Der Einfallswinkel ist dabei ident mit dem Ausfallswinkel. Und es kommt stark auf das vorhandene Material bzw. die Frequenz an: Handelt es sich beispielsweise um eine glatte und harte Fläche, so ist die Reflexion am stärksten, der Absorptionsgrad hingegen gleich null. Offenporiges, weiches Material weist, im Gegensatz dazu, einen viel höheren Absorptionsgrad auf und reflektiert daher bedeutend weniger. Oder anders ausgedrückt: Eine große, flache Oberfläche ist wie ein Spiegel für den Schall. Wer Reflexionen umleiten möchte, um etwa eine reflexionsfreie Abhörzone zu schaffen, benötigt somit einen Reflektor. Hierbei ist es wichtig, dass diese große Platte im richtigen Verhältnis zur Wellenlänge der umzuleitenden Frequenz steht. Generell sollten zu frühe und zu späte Reflexionen vermieden werden.
- Diffuse Streuung: Hierbei handelt es sich um einen Spezialfall der Reflexion, bei dem der Schall nicht „hart“ in eine bestimmte Richtung reflektiert, sondern durch die besondere Oberflächenstruktur der Begrenzungsfläche in viele verschiedene Richtungen zurückgeworfen wird. Das hat den Vorteil, dass Echos minimiert oder umgangen werden können und die Energie des Schalls in alle Richtungen verteilt wird. Und hierbei sind in der Regel viele kleine Reflexionen akustisch gesehen angenehmer als einzelne große. Bekannte Konzerthäuser, wie etwa die Royal Albert Hall in London, setzen daher zum Beispiel auf eine Vielzahl an Diffusionselementen an der Decke.
- Diffraktion: Unter einer Diffraktion, auch Beugung genannt, versteht man jene Situation, in der Schallwellen auf einen Gegenstand oder ein Hindernis mit einer Öffnung treffen. Dann werden sie gebeugt. So werden etwa bei einer Bassreflexöffnung auf einer Schallwand die Wellen in den gesamten Raum gebeugt und nicht etwa linear von dieser Öffnung aus gerichtet abgestrahlt. Dabei ist die Beugung so groß, dass es meist keinen Unterschied macht, ob sich die besagte Öffnung vorne oder hinten am Lautsprecher befindet. Und hierbei ist folgende Formel wichtig: Die Beugung ist umso größer, je kleiner die Öffnung im Verhältnis zur Wellenlänge des wiedergegebenen Tons steht. Wird die Öffnung größer und wird gleichzeitig die Wellenlänge beibehalten, so schwächt dies auch den Beugungseffekt ab und der Schall wird somit gerichteter abgestrahlt.
Outdoor- oder Indoor-Konzert: Die Herausforderungen und Vorteile
Was gibt es nun konkret für beide Szenarien zu beachten? Zum Beispiel folgendes:
- Outdoor-Konzerte: Die Gefahr des hohlen Klanges
Einzigartiges Ambiente, Sonnen- oder Mondlicht und viel Platz – das sind nur drei Zutaten, die Outdoor-Konzerte so beliebt machen. Doch es gibt auch Schattenseiten: So können etwa Wetterkapriolen den Veranstaltern einen Strich durch die Rechnung machen und auch der Klang kann sich verlieren, wodurch der Sound der Musiker entfernt und hohl klingt. Das rührt allein daher, dass Töne leiser werden, je weiter man sich von der Soundquelle entfernt – genauso wie auch die Lichtintensität oder das Wi-Fi-Signal mit zunehmender Distanz abnehmen. Die Entfernung zählt somit zu einem der wichtigsten Faktoren. Bei Outdoor-Konzerten sind also mitunter mehr Investitionen in gute Lautsprecher nötig als bei Indoor-Events. Auch eine Orchesterumschließung kann helfen. Ebenso haben sich Schallschirme bewährt. Wobei sich allgemein feststellen lässt: Die Effektivität einer Barriere wie dieser hängt nicht nur von der Entfernung zur Geräuschquelle ab, sondern auch von der Höhe. Ebenso funktionieren solche Maßnahmen im Allgemeinen besser bei hohen Frequenzen als bei niedrigen.
- Indoor-Konzerte: Die Gefahr des fehlenden Ambientes
Moderne Konzerthallen sind hingegen mittlerweile so konzipiert, dass sie den Klang bzw. Schall optimal in jede Ecke transportieren – und dabei spielen die Form, die verwendeten Materialien und die Architektur des Konzerthauses eine wichtige Rolle. Doch nicht jeder Veranstaltungssaal eignet sich für jede Art von Event – so würde etwa das Ambiente großer Rockkonzerte, die normalerweise im Freien stattfinden, in einem Innenraum leiden. Es gibt daher die Möglichkeit, den Klang mit verschiedenen Maßnahmen zu verbessern. Dabei dient häufig Holz als geeignetes Material zur Akustikverbesserung. Aber auch andere Materialien wie beispielsweise Teppiche oder Gardinen kommen in Frage. Wichtig dabei ist, vorab die optimale Raumakustik zu bestimmen und erst im Anschluss über das Material zu entscheiden.