David August – Die Symbiose aus Elektronik & Akustik

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Berlin, 14.00 Uhr, an einem sonnigen Montagmittag in Kreuzberg. Ich treffe einen Mann, der seit seinem ersten Release in 2009 nicht zuletzt durch Esprit und ein überdurchschnittliches Maß an Eleganz der elektronischen Szene einen äußerst angenehmen neuen Wind verpasst hat. Zweifelsohne war daran auch das Label, auf dem er seit eh und je veröffentlicht, beteiligt. David August und Diynamic. Zusammen gekommen in 2010, haben sie innerhalb eines kurzen Zeitfensters durchaus viel bewegt. Tracks wie „Moving Day“ oder „Hamburg Is For Lovers“ sorgten dafür, dass der Titel „German Wunderkind“ nicht ausschließlich mit Dirk Nowitzki in Verbindung gebracht wird. Am 8. April erscheint Augusts Debütalbum „Times“ auf bereits genanntem Hamburger Imprint.

Bemerkenswert am Phänomen David August ist die Tatsache, mit welcher Attitüde er den letzten Wochen und Monaten entgegentrat. Statt sich dem Hype um seine Person ohne Zügel hinzugeben und vollbepackt mit Bookings in die oberste Liga der internationalen Akteure zu marschieren, entzog er sich vollkommen der Öffentlichkeit. Dies allerdings nicht im für Künstler bei Albumproduktionen gewohnten Maße. Vielmehr spielte er zwischen August 2012 und Februar 2013 so gut wie keine Gigs. In einer Zeit, in der sämtliche relevanten Scheinwerfer auf ihn leuchteten, entzog er sich diesen, um im Hintergrund ein Meisterwerk zu kreieren. Doch nicht nur das stand dabei im Mittelpunkt. „Neben meiner Karriere nehme ich mein laufendes Studium zum Tonmeister sehr ernst, das in den letzten Jahren in meinen Augen nicht genug Gewichtung bekommen hat. Aus diesem Grund habe ich Adriano – der mit Mladen (Solomun) das Label führt – gebeten, mich erst gar nicht über Bookinganfragen zu informieren und mich damit in Versuchung zu bringen. Er und das gesamte Team haben gute Arbeit geleistet. Andere mögen vielleicht alles unter einen Hut bekommen, ich konzentriere mich lieber auf ein Projekt, um meinen Ansprüchen dabei gerecht zu werden. Jetzt, wo ‚Times‘ vollendet ist und das Studium geregelter abläuft, habe ich vor auch in Sachen Bookings Vollgas zu fahren.“ Die Idee, ein Album zu produzieren ereilte ihn vor rund zwei Jahren. Allerdings noch von dem Manko begleitet, keine eindeutige Richtung deuten zu können. „Ich finde, es macht nur Sinn, ein Album anzufangen, wenn man das Bedürfnis hat, etwas zu erzählen. Das war bei mir irgendwann der Fall.“
Effektiv dauerte die Arbeit an diesem Werk etwa zwölf Monate an. Die letzte Phase dabei gestaltete sich alles andere als angenehm, wie der gebürtige Hamburger berichtet. „Ich hatte das Gefühl, mich in einer Art Blase zu bewegen. Meine ursprüngliche und sehr naive Idee war, Mladen mit einem vollkommen fertigen Album zu überraschen. Daher habe ich die Tracks sehr lange für mich behalten. Im Laufe der Zeit habe ich dann gemerkt, dass dieser Plan völligem Blödsinn entspricht. Alles, was mit dem Album zu tun hatte, machte ich bis zu diesem Punkt nur mit einer einzigen Person aus – mir selbst. Mladen, Stimming, H.O.S.H. und Adriano habe ich dann tatsächlich kurz vor dem Closing auf Ibiza das erste Paket geschickt. Zurück kam äußerst konstruktives Feedback. Dann habe ich gemerkt, dass ich diesen Schritt schon wesentlich früher hätte tun sollen. Sie haben mir sehr geholfen, eine Art neue Objektivität zu erhalten und viele wirre Stellen zu entzerren, die ich in meiner komplett eigenen Welt während der Zeit nicht mehr als solche wahrgenommen haben.

„Wenn wir die elektronischen Mittel nehmen – die bereits super sind – und sie mit anderen Genres kombinieren, ist das eine tolle Herausforderung. Damit trete ich meine Produktionen an.“

In den Wochen danach ist dann der Großteil der Arbeit passiert – vieles wurde geändert, einiges neu gemacht.“ Während dieses Prozesses verfolgte August nicht nur den typischen Anspruch, den Künstler in ihren Erstlingswerk legen, sondern schaute dafür zunehmend über den Tellerrand des elektronischen Spektrums hinaus. „Mich fasziniert die Symbiose aus Elektronischem und Akustischem. Ein Feld, auf dem noch wesentlich mehr passieren kann, wie ich finde. Acts wie Brandt Brauer Frick beherrschen dieses Thema in Perfektion. Mich beeindruckt das. Wir leben in einem Zeitalter, in der wir die gesamte Palette an Musik für uns haben. Wir können uns überall bedienen, deshalb finde ich es äußerst spannend, diese Ressourcen auch voll auszuschöpfen. Wenn wir die elektronischen Mittel nehmen – die bereits super sind – und sie mit anderen Genres kombinieren, ist das eine tolle Herausforderung. Damit trete ich meine Produktionen an.“ Und wahrlich ist „Times“ mit seinen 14 Titeln kein herkömmliches Clubalbum. Von Kritikern bereits jetzt gefeiert, wird dieser Longplayer eines der angenehmsten Outputs seit und für lange bedeuten. Eigene Vocals, wundervoll klingende und sich aufbauende Melodien, gespickt mit packender Dramaturgie und einer für Diynamic- Releases bekannten, druckvollen Bassline. Songs statt Tracks. Der Beweis dafür, dass August in den letzten Jahren gereift ist. Er selbst behauptete vor rund einem Jahr beim ersten persönlichen Gespräch in Köln, sich liebend gern von seinen anfänglichen Produktionen entfernen zu wollen. „Man entwickelt sich ständig weiter und kommt meines Erachtens nie irgendwo wirklich an. Ich hatte bei dem Album das Bedürfnis, mich einfach mal ‚auszukotzen‘ und alle meine musikalischen Einflüsse einfließen zu lassen. Sämtliche Facetten, die mir im Kopf rumschwirren, wollte ich komprimiert in diesem Album präsentieren. Dies war bei ‚Hamburg Is For Lovers‘ oder ‚Moving Day‘ sicherlich auch der Fall, dennoch hatte ich das Bedürfnis, eher einen Schritt vom Club weg zu gehen und zu zeigen, dass es auch anders geht.“. Nachvollziehen wird man diese Worte beim Hören von „Times“ sicherlich schnell. Titel ohne eine derart offensichtliche Funktionalität sind das Resultat. Sounds mit Tiefgang, einer größeren und bedeutenderen Geschichte.

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Mit Gitarre und Klavier großgeworden, spielte David beim Album fast sämtliche Instrumente selbst ein. Zu den Ausnahmen gehörte die Kollaboration mit seinem Studienkollegen Wanja, der auf „Hommage“ die Klarinette bediente. „Bislang hatte ich noch keinerlei Featurings. Daher war es eine spannende Zeit, zumal ich auch kein vollends eingerichtetes Studio habe, wie viele wahrscheinlich annehmen. Zwei Boxen und ein paar wenige Geräte neben meinem Bett in der WG, das ist alles“, unterstreicht der ohnehin als Smart Guy bekannte August seine sympathische und bodenständige Art. Die Zeit wenige Tage bzw. Wochen vor der endgültigen Fertigstellung wird August nicht vergessen, versichert er. „Wenn es eine Person gab, die mir ständig Druck machte, dann war ich es selbst. Ich habe mich gefühlt, als hätten Vampire mir den letzten Tropfen Blut ausgesaugt. Ich war aufgekratzt, hatte wenig Schlaf und wollte einfach nur fertig werden. Irgendwann zu der Zeit gab es ein Meeting in Hamburg zum Album mit Mladen und Adriano, bei dem sie mir sagten, das Album klinge bereits toll. In ihren Augen fehlten allerdings noch ein bis zwei starke Songs, um es nochmals um ein Level ‚anzuheben‘. Sie haben mir geraten, zwei Wochen nochmal in Ruhe an die Sache heran zu gehen und zu schauen, ob bzw. was dabei herauskommt. In diesen 14 Tagen habe ich noch mehr gelitten als jemals zuvor. Jedoch hat es tatsächlich geholfen, und ich finde dieser Prozess, durch den man beim ersten Album scheinbar gehen muss, hat mich sehr geprägt. Entstanden sind dabei Track # 7 und # 10.“

David August im Gibson

Auf die Titelnamen angesprochen, gerät August ins Schmunzeln – wurde er von Freunden dazu in den letzten Tagen bereits mehrfach befragt. „Es sind zum Teil sehr persönliche Statements und ist im Ganzen ein sehr melancholisches Album. Viele denken, dass Titel wie ‚I Don’t Care About Your Goal‘ oder ‚Forgive Me If I Bleed‘ eine sehr tiefgründige Bedeutung haben. Dies mag sicherlich sein, dennoch ist es nicht so sehr auf meine Person bezogen wie viele wohl annehmen. Ich spreche in den Songs auch sehr oft jemanden mit ‚you‘ an, wo mich viele Freunde dann fragen, ob ich immer das gleiche Mädchen anspreche. Dann antworte ich: ‚Wer sagt, dass es überhaupt ein Mädchen sein muss?‘ Es ist definitiv viel Platz für eigene Interpretationen gegeben, und den äußerst persönlichen Teil, der in diesem Album steckt, mache ich mal wieder wie die ersten Wochen der Produktionsphase mit mir selbst aus. In diesem Fall ist das denke ich eine gute Idee“, lacht er. Am 2. März feierte David August im Hamburger EGO – seines Zeichens Club des Diynamic-Labels – seine Album-Releasenacht. Die Tatsache, dass der Longplayer zu diesem Zeitpunkt noch fünf Wochen auf sein Erscheinen warten lässt und der Akteur dahinter noch nie live performt hatte, bedeutete für alle Anwesenden gleich mehrere Premieren. „Seitdem bin ich mit meinem Setup – bestehend aus zwei Controllern, Ableton und einem Keyboard als Extension – für ein paar Pre-Gigs unterwegs. Außerdem war ich in Miami bei den WMCs und habe in London und Bukarest gespielt. Im April stehen u. a. Genf, Zürich und Amsterdam auf der Agenda.“ Auf selbiger steht ebenfalls weitere drei Jahre an der Universität. „Irgendwann kann ich mir sicher vorstellen, wieder nach Hamburg zu ziehen. In meiner jetzigen Phase passiert in Berlin allerdings einiges mehr, was ich aktuell sehr mag. Auch in Bezug auf meine Inspiration trägt diese Umgebung sicherlich einige Früchte. Dabei meine ich allerdings nicht die Feierei. In den letzten drei Monaten war ich ganze zwei Mal privat im Club. Das war einmal Dixon und zum anderen das Albumrelease von Mano Le Tough – beides in der Panoramabar. Eigentlich gehe ich nur aus musikalischen Gründen auf eine bestimmte Party. Das könnte man wohl als DJ-Krankheit betiteln. Den Reiz, auf eine herkömmliche Party zu gehen, um irgendwelche Musik zu hören und Alkohol zu trinken, hatte ich in dem Sinne noch nie. Da bevorzuge ich doch lieber den entspannten Abend mit Freunden.“ Singleauskopplungen samt Remixes aus „Times“ sind bereits geplant. Im Sommer wird man David August auch wieder bei den Neon Nights von Diynamic jeden Dienstag im Sankeys Club auf Ibiza erleben dürfen. Und so langsam rücken die Scheinwerfer wieder in eine korrekte Position. /Rafael Da Cruz

David August spielt am 03.05. im Gibson in Frankfurt am Main, natürlich mit dem neuen Album im Gepäck, weiteres dazu könnt ihr hier erfahren.

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www.diynamic.de