Italo Disco – diese Doku schickt euch in die 80er

DJ Hell – Italo-Disco-Experte und Interviewpartner

Mit seinem Dokumentationsfilm „Italo Disco. Der Glitzersound der 80er“ nimmt Alessandro Melazzini seine Zuschauer mit in das musikalische Universum einer ganzen musikprägenden Ära. Ein Disco-Sound, der Millionen junger Europäer*innen auf die Tanzflächen lockte. Kreativ, futuristisch, schrill. Die etwa einstündige Doku schildert die Entstehung und Entwicklung eines sehr facettenreichen Musikgenres und gewährt dem Betrachter Einblicke in die kreativen, wirtschaftlichen und produktiven Bereiche eines soziokulturellen Phänomens und einer ganzen Musikindustrie.

Entstanden ist das Ganze in einer Koproduktion zwischen dem italienischen Sender Rai und dem Bayrischen Rundfunk sowie der Zusammenarbeit mit ARTE. Dabei wurden fundierte Archivrecherchen mit Interviews von Künstler*innen, Protagonist*innen und Experten*innen jener Epoche gepaart. Und natürlich kommt die Musik selbst dabei auch nicht zu kurz. Mithilfe von mitreißenden und pulsierenden Rhythmen bekannter Songs aus jener Zeit, aber auch durch Kult-Songs, die der breiten Öffentlichkeit weniger bekannt sind, schickt „Italo Disco. Der Glitzersound der 80er“ seine Zuschauer mit auf die Entdeckungsreise eines gleichwohl kommerziellen wie auch zukunftsweisenden Sounds.

Interessant ist: Autor und Regisseur Alessandro Melazzini wurde erst während des Schaffensprozesses ein wirklicher Fan und Sammler der Italo-Disco-Werke: „Ich bin ein Fan von all den vielen Songs, die im Dokumentarfilm vorkommen, und von allen habe ich die Original-Vinyls. Aber ich habe sie erst nach dem Film gekauft“. So mache der 48-Jährige gerne Filme, um zu lernen, nicht weil er dem Publikum eine Erkenntnis zu erklären habe. „Außerdem neigt man dazu, als absoluter Fan nicht die nötige Distanz zu haben. Dieser Abstand erlaubt es dir, einen Film sowohl für Experten als auch für Laien verständlich zu machen, und das auf vielen Ebenen. Zumindest ist das mein Ziel, wenn ich an einem Dokumentarfilm arbeite“.

Sabrina Salerno – Sängerin & Interviewpartnerin

Was aber ist Italo-Disco nun und wie schafft es dieser Sound nicht nur in den 80ern Millionen von Menschen zu begeistern, sondern auch heute noch Menschen wie Melazzini in seinen Bann zu ziehen? Kurz formuliert ist es Musik zum Tanzen. Historisch gesehen in Italien geboren, was dem Genre seinen Namen verleiht, jedoch in Deutschland vorangetrieben. Künstler wie Sabrina Salerno, Johnson Righeira, Savage und die La-Bionda-Brüder brachten den ganzen Erdball zum Tanzen. Einst von italienischen Labels veröffentlicht, aber oft mit englischen Texten und elektronischen Klängen versehen. Mal romantisch, mal energievoll. Eingängige, synthetische Klänge, teils bizarre Inhalte, süchtig machende elektronische Beats und bunte, visionäre Videoclips, die meist extravagant waren und dank einer Flut an Impressions-Overkill im Gedächtnis blieben.

Die Produktion der Dokumentation war extrem anspruchsvoll und stellte den Regisseur vor große Herausforderungen. Nicht nur weil er, da es ein internationales Projekt ist, verschiedene Fernsehsender koordinieren musste, sondern auch weil die Klärung der Rechte am Musik- und Videomaterial eine sehr mühsame Aufgabe ist. Eine solch bunte Welt, die international eine ganze Ära nach sich zog, lässt sich nun mal schwer in wenigen Szenen und Interviews zusammenfassen. Mit großen Ambitionen und viel Aufwand wurde als Ziel der Doku ausgegeben, dass die Zuschauer sich mit einem Lächeln an jene Welt erinnern, die in der Doku behandelt wird, und vielleicht etwas Italo-Disco-Musik in ihre Playlist aufnehmen. Wir machen das gerne.

In Deutschland ist das Thema ‚Italo Disco‘ untrennbar mit dem Namen ZYX Music verbunden. Das Kult-Label aus der Nähe von Limburg hat unzählige Italo-Disco-Perlen veröffentlicht. Unter anderem auch den Klassiker „Dolce Vita“. Die Geschäftsführerin des Labels, Frau Mikulski, wird einige Male im Film zu dem Thema befragt.

„Italo Disco. Der Glitzersound der 80er“ ist bis zum 11. September in der ARTE-Mediathek abrufbar.

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Text: scharsigo
Fotos: Alpenway Media GmbH