Klanglos – Break it down

Sein Künstlername könnte den ein oder anderen auf die falsche Fährte führen, denn still und leise ist es um Klanglos schon lange nicht mehr. Stark gefüllte bis ausgebuchte Terminkalender prägen den Alltag des DJs und Produzenten, der mit eigenen Stücken wie „Hard Times“ in kürzester Zeit unheimlich viele Menschen erreicht und auch ganz eindeutig berührt hat. Diesen Monat erscheint sein Album „The Breakdown“.

Im FAZEmag-Leserpoll bist du bereits 2017 in der Kategorie „Shootingstar“ aufgetaucht. Das war vor drei Jahren. Was hat sich in der Zwischenzeit verändert?

Seitdem hat sich bei mir sehr viel getan. Zwar sind auch damals schon viele Anfragen aus Deutschland und den umliegenden Ländern eingegangen, doch das Ganze geht heute schon so weit, dass so gut wie alle Termine ein Jahr im Voraus belegt sind und zum jetzigen Zeitpunkt nur noch Planungen für die Zukunft unternommen werden. Ein riesiges Dankeschön geht an der Stelle an meine Agentur Bassgeflüster, die mit mir diesen Weg seit Beginn dieser – ich nenne es mal – „Expansion“ geht und mir in jeder Situation beisteht. Ohne Hilfe könnte ich das Ganze mittlerweile nicht mehr managen. Meine Tour-Erfahrungen in den letzten drei Jahren waren hauptsächlich davon geprägt, neue Locations kennenzulernen, in denen ich schon immer mal spielen wollte. Ebenso durfte ich Menschen kennenlernen, zu denen ich schon immer aufgesehen habe. So sind in den letzten drei Jahren für mich sehr viele kleine Träume in Erfüllung gegangen.

Wie steht es um dein Label Error Records? Da ist doch Großes geplant für die nächsten Wochen!

Auch in diesem Jahr schläft mein Label nicht! Es ist zwar seit Jahresbeginn erst mal nur eine neue EP von Max Muster erschienen, zu der ich auch einen Remix beigesteuert habe, aber das liegt daran, dass ich die ganze Label-Arbeit momentan noch selbst mache und sich das manchmal mit dem Tour-Leben beißt. Das Jahr ist aber noch jung und es wird auf jeden Fall noch reichlich neue Musik geben. Das nächste Release – ein für mich selbst sehr Wichtiges – ist mein zweites Album, „The Breakdown“. Ostermontag erscheint es, ausgestattet mit 24 Tracks, digital auf allen Streaming- und Downloadportalen.

Der Titel passt zur aktuellen Situation wie die Faust aufs Auge. Was war deine eigentliche Idee hinter diesem Projekt?

Tatsächlich, ja. Doch die Idee dazu geht mir schon eine Weile durch den Kopf. „The Breakdown“, was auch so viel wie Zusammenbruch oder Aufspaltung heißt, bezieht sich auf die Vielseitigkeit, die dieses Album ausmacht. Ich habe sehr viel Wert darauf gelegt, dass die Tracks abwechslungsreich sind. So entstand eine Sammlung aus cinematischen Tracks mit vielen Orchesterelementen, Vocal- sowie Acid-Tracks und auch einigen Psytrance-Elementen.

„The Breakdown“ ist außerdem ein sehr umfangreiches Album mit 20 eigenen Tracks und vier Remixen. Wie kam es zu dieser Masse und in welchem Zeitraum sind die Nummern entstanden?

Ich verbringe generell viel Zeit im Studio und hatte auch schon viele angefangene Projekte parat – „The Breakdown“ ist dann über die Dauer von etwa einem Jahr entstanden.

Ich wollte auch von Anfang an eine Vielzahl verschiedener Tracks auf diesem Album haben, also nicht zehn oder 15, sondern über 20! Nach dem Motto: keine halben Sachen.

Welche Verbindung hast du zu den ausgewählten Remixern?

Die Auswahl der Remixer fiel mir überhaupt nicht schwer, denn alle zählen zu meinem engeren Freundeskreis – man ist auf der gleichen Wellenlänge. Egal, ob Ben Dust, Mollycule, Sound & Temper oder Patrick Hero: Sie alle spielen auch in meinem alltäglichen Leben eine große Rolle.

Hast du schon mal darüber nachgedacht, dein Album in Form eines Live-Sets zu präsentieren? Oder bist du dem DJing zu sehr verbunden?

Ich bin tatsächlich seit einer Weile dabei, einen Live-Act auf die Beine zu stellen, den ich dann neben dem DJing auch in den Clubs und auf Festivals präsentieren möchte. Das Ganze beansprucht allerdings auch sehr viel Zeit und Arbeit und wird aller Wahrscheinlichkeit nach erst im Sommer zu hören sein.

Wie du bereits erwähnt hast erscheint dein Album auf allen Streamingportalen. Im vergangenen Jahr wurden deine Tracks auf Spotify über 4 Millionen Mal und in fast 80 verschiedenen Ländern gestreamt. Eine beachtliche Zahl! Welche Kanäle sind heute für DJs und Produzenten wirklich wichtig?

Für mich immer noch eine unfassbare Zahl! Sehr oft denke ich auch, dass das Ganze nur ein Traum ist. Es fühlt sich für mich nicht real an. Auch weil ich nie erwartet hätte, dass meine Musik eine solch unfassbare Reichweite erzielen kann. Das Thema Streaming ist meiner Meinung nach sehr wichtig und heute auch gar nicht mehr wegzudenken. Als Labelbetreiber sehe ich auch ein wenig hinter die Kulissen und kann deutlich sehen, dass Spotify, der größte Streamingdienst, unangefochten an erster Stelle steht. Dann kommt lange nichts und dann teilen sich Plattformen wie Beatport, Amazon usw. die Plätze. Für Labels wie meines ist das Streaming also überlebenswichtig.

Sprechen wir noch etwas über deine Tour-Pläne – wobei die vermutlich gerade ordentlich durcheinandergebracht werden … Stand jetzt, Mitte März, bekommen viele Teile unserer Szene die Auswirkungen des Coronavirus bereits sehr deutlich zu spüren. Eine Vielzahl an Veranstaltungen muss verschoben werden oder fällt ganz aus. Wie gehst du mit dieser Situation um?

Da ich selbstständig bin und von den Auftritten lebe, bin auch ich von der Situation betroffen. Momentan sieht es danach aus, dass bis Ende April nun alle Veranstaltungen abgesagt oder verschoben wurden. Weitere Auswirkungen bleiben ungewiss. Ich nutze die freie Zeit jetzt hauptsächlich im Studio, um für den Sommer mit neuen Tracks ausgestattet zu sein, in der Hoffnung, dass sich die ganze Situation schnell wieder beruhigt und wir gemeinsam wieder feiern können.

Das hoffen wir auch! In welchen Locations spielst du denn besonders gern? Und wie würdest du deinen eigenen Club gestalten?

Es gibt viele Clubs, in denen ich sehr gerne spiele, aber ganz besonders am Herzen liegen mir das Lehmann in Stuttgart und der Club Paradox in Augsburg. Wer noch nicht dort gewesen ist, sollte diese Clubs auf jeden Fall mal anpeilen. Mein eigener Club wäre in erster Linie dunkel, also schwarz gestrichen und mit einem ordentlichen Soundsystem ausgestattet. Dazu passendes, aber dezentes Licht.

Mal von den Ausfällen abgesehen bist du ja schon fast komplett ausgebucht. Auch Festivals sind Teil deiner diesjährigen Tour. Wo wirst du im Sommer – hoffentlich – mit deinen Fans feiern können?

Neben zahlreichen Events, die ich leider noch nicht nennen darf, bin ich auf jeden Fall hier anzutreffen: Aquaphobie Festival in Erlenbach, Sommerliebe Festival in Nürnberg, Open Beatz Festival in Herzogenaurach, Underworld Festival in Pressath, Electrisize Festival in Erkelenz, Panama Festival in Bonn, James Wood Festival in Wetzlar, Lucky Lake Festival in Losheim und Star Festival in Wernau.

 

Aus dem FAZEmag 098/04.2020
Text: Julian Haußmann
Foto: Dominik Hörmann