Knöpfchendreherei – ein kleiner Jahresrückblick und eine Aussicht auf 2024

Da ist das Jahr schon fast wieder um! Zurückblickend war es zumindest musikalisch ein aufregendes Jahr, in dem wieder eine ganze Menge passiert ist. In dieser Folge sprechen wir über alles, was in diesem Jahr besonders heiß und fettig war. Welches Modul und welcher Synthie in diesem Jahr das Rennen gemacht haben und auf was man sich in 2024 ganz besonders freuen sollte.

Bevor wir starten, haben wir aber einen All-Time-Klassiker für euch. Es geht um einen treuen Begleiter, den wir eigentlich alle ungewollt schon im Studio haben: Staub. Abhilfe schafft hier ein Produkt aus dem Hause Befaco.


Der „Synth Duster“ ist für nur 14 Euro ein echter Staubfänger. Mit seinen strubbeligen, antistatischen roten Haaren fängt er die kleinen lästigen Partikel ein und lässt euer Lab wieder in dem Glanz erstrahlen, der ihm gebührt.

Für viele Geräte gibt es von der Firma Decksaver auch tolle Plastik-Cover für eure Schätze. Etwas kostspieliger, aber optisch sehr schön anzusehen. Und die Knöpfe bleiben immer schön geschützt. Toll, oder? Starten wir nun aber mit den wirklich coolen Tools, die ihr in diesem Jahr auf keinen Fall hättet verpassen dürfen. Eine Berliner Firma, die aus dem Keinemusik-Umfeld entstanden ist, nennt sich TEILE Elektronik und hat nach einem grandiosen Teil 1 (Delay) und Teil 3 (Isolator) nun auch den logisch fehlenden Teil 2 veröffentlicht. Ein kleines Reverb-Kästchen mit einer unheimlich geilen Tremolo-Funktion, das eigentlich eher für den DJ-Einsatz „on Stage“ konzipiert wurde, sich aber (wie wir finden) auch hervorragend im Studioeinsatz macht. Gerade im Studio-Live-Jam macht die Box unheimlich viel Spaß, wenn man sie z.B. als Send-Effekt auf einer Drummachine-Spur einsetzt. Mit einer Tap-Taste kann man das Tempo ganz oldschool-like eintappen und dann die verschiedenen Charakteristiken des Reverbs im Zusammenspiel mit weißem Rauschen in seine Produktion einfließen lassen.


Welche Highlights gab es sonst noch? Wir haben einen absoluten Spezialisten gefragt. Die Rede ist von Marc Faenger. Der Düsseldorfer Technoproduzent und Studioexperte hat für uns seine Top-5-Neuheiten zusammengestellt: Das SPL Electronics BIG in der 500er-API-Version ist ein Modul, mit dem sich die Breite und Tiefenstaffelung eines Stereosignals bearbeiten lassen. Sowohl auf einzelnen Spuren oder aber auch auf der Summe.


Weiter geht’s mit dem Elmyra 2 von Neural Labs. Ein Desktop-Drone-Synthesizer mit vier unabhängigen Stimmen mit hybrider Klangerzeugung. Von Eventide kommt das H90. Ein Multi-Effektpedal mit 62 Effekt-Algorithmen. Kommen wir zu einem Eurorack-Modul namens Steady State Gate von SSF – ein Lowpass-Gate – ein faszinierendes, kreatives Tool. Ein klassisches Lowpass-Gate mit der Extraportion Spaß. Zu guter Letzt hat Marc noch den Tipop Audio 258t Dual Oscillator rausgesucht: ein Zwillingsklangmodul mit zwei getrennten Oszillatoren, das seinen Ursprung in der 200er-Serie des legendären Synthesizer-Pioniers Buchla hat. Wer den klassischen, druckvollen Buchla-Sound mag, wird mit diesem Teil garantiert auf seine Kosten kommen.


Wir drehen ein wenig an unseren Knöpfchen und katapultieren uns ins kommende Jahr. Ein kleiner Ausblick auf das, was uns erwartet: Als großer Fan des Hologram-Klassikers „Microcosm“ haben wir die Ankündigung der Chroma Console zur Kenntnis genommen. Ein komplett neues, absolut mehrschichtiges Effekt-Pedal der Firma aus Knoxville, Tennessee, erblickt nun das Licht der Welt und lässt sämtlichen Musiker*innen das Wasser im Munde zusammenlaufen. Insgesamt 20 Effekte, aufgeteilt in vier Module: Character, Diffusion, Movement und Texture. Man verspricht relativ einfaches Menü-Diving und eine Funktion, auf die viele lange gewartet haben. Mit dem Gesture Recording können Bewegungen der Regler aufgezeichnet und vor allem abgespeichert/abgerufen werden. 80 Preset-Speicherplätze stehen für eigene Kreationen zur Verfügung. Anschließen kann man dank der verschiedenen Headroom-Levels verschieden laute Eingangsquellen.

Ein weiteres Highlight kommt aus Bonn, und zwar aus der Schmiede von Fred’s Lab. Unter dem Namen Manatee wird hier gerade ein 10- bis 16-stimmiger Spectral-Synthesizer entwickelt. Das durch Kickstarter finanzierte Projekt ist bereits in der Produktion und wir dürfen uns auf eine Mischung aus originalen und innovativen Syntheseformen freuen. Jede Stimme hat zwei Oszillatoren plus Noise- & Ring-Modulor. Dazu kommen Multimode-Resonanz-Filter, Saturator-Module, LFOs, Reverb und vieles mehr.

Kurz vor Redaktionsschluss erreichte uns auch noch eine Schlagzeile. Ableton Live 12 kommt! Neben einem neuen Look gibt es eine ganze Menge an Neuerungen. In der Arrangement-Ansicht ist es nun endlich möglich, den Mixer anzeigen zu lassen. Dazu kommt mit „Meld“ ein neuer Synth und mit „Raw“ ein neuer Distortion-FX. Vor allem für Freunde von melodischen Sounds gibt es nun die Scale-Awareness-Funktion, die dafür sorgt, dass euer gesamtes Projekt harmonisch bleibt und die richtigen Tonhöhen befolgt. Alles in allem haben viele Schaltflächen und Devices ein kleines Design-Update bekommen und es wirkt auf den ersten Blick alles sehr fresh. Besonders die neuen MIDI-Tools sind eine echte Bereicherung für jeden eingefleischten Fan dieser DAW.

 

Aus dem FAZEmag 142/12.2023
Text: Frank Sonic
www.knoepfchendreherei.de