Geboren aus dem Willen, sich dem Trend der sofortigen musikalischen Befriedigung zu entziehen, entstand das Brüsseler Label Initiate. Als Party-Reihe im legendären Brüsseler Fuse Club gestartet, hat sich Initiate im Verlauf der letzten Jahre zu einer multidisziplinären Anlaufstelle für grenzüberschreitende elektronische Musik entwickelt, die zum Tanzen, Innehalten, Nachdenken und Meditieren anregt. Angesiedelt im Kosmos zwischen Ambient, Deep-Techno und experimentellen Klängen bietet Initiate seinen Hörer*innen einen Raum für Selbstreflexion und intime Entdeckungen, der im schnelllebigen Musikgeschäft kostbarer denn je erscheint. Wir haben mit den beiden Gründern gesprochen.
Hallo, Brice und Dominic. Lasst uns mit ein paar Basics beginnen. Was ist das Kernkonzept von Initiate?
Dominic: Initiate wurde ursprünglich als Partykonzept im Fuse Club in Brüssel geboren. Die letzte Party fand im Februar 2020 mit Luigi Tozzi und Feral statt. Während des Corona-Lockdowns entstand dann die Idee zu einem Label. Wir wollten mehr als eine Partyreihe sein. Wir wollen originelle und innovative Musik fördern, die eine tiefere, immersive Bedeutung für die Hörerschaft hat, egal ob Techno, Ambient oder Bassmusic. Das sind die Stile, die wir lieben.
Aktuell liegt euer Schwerpunkt auf der „Chiaro Oscuro“-Series, die über einen klar definierten konzeptuellen Ansatz verfügt.
Dominic: Das Konzept ist schnell erklärt: In Anlehnung an die Chiaroscuro-Malerei der Renaissance mit ihrem berühmten Wechselspiel von Licht und Dunkelheit bitten wir Künstler*innen, zwei Tracks zu komponieren; einen hellen und einen dunklen, die diese Dualität zwischen Licht und Schatten zum Ausdruck bringen.
Brice: Ich wollte ein schnelleres und einfacheres Format einführen, das immer noch sinnvoll und nah an unserer DNA ist, das Raum für Experimente lässt und mit den bereits existierenden „zwei Gesichtern“ von Initiate übereinstimmt: den Party-Events und Podcasts (Ambient/Experimental).
Zur Reihe beigetragen haben zuletzt Sebby Kowal, Clarence Rise und Artjom Schmidt. Für den Juni ist Minjoon geplant.
Mit „Diffractions“ habt ihr zu den Ambient-Podcasts allerdings auch ein Kontrastprogramm in der Pipeline, richtig? Das spiegelt vermutlich euren ursprünglichen Club-Charakter wider?
Dominic: Der „Reflexions“-Podcast entstand vor sechs Jahren aus einer Ambient-Eventreihe. Selbiges soll nun mit „Diffractions“ geschehen, nur eben auf Clubmusik-Ebene. Erwarten dürft ihr Deep-Techno und Bassmusic.
Ein weiterer essenzieller Bestandteil eures Portfolios ist die sehr umfangreiche „Winter Nights“-Compilation, auf der zuletzt tolle Acts wie Polygonia, Mod21, Nils Edte, Vanta oder Fook Yue vertreten waren. Gibt es schon Neuigkeiten zur neuen Episode?
Dominic: Wir haben angefangen, an der neuen Compilation zu arbeiten. Das Konzept bleibt gleich: Künstler*innen interpretieren die Emotionen langer Winternächte. Auf diese Weise können wir eine gewisse Kohäsion zwischen den verschiedenen Tracks schaffen, da die Compilation verschiedene Genres umfasst. Nämlich Deep-Techno, Ambient und Bassmusic/Halftime. Namen können wir leider vorerst nicht nennen, da wir noch früh im Prozess sind.
Brice, wir haben noch gar nicht über dein Soloprojekt gesprochen. Erzähl uns abschließend doch etwas über Pattrn.
Brice: Als Pattrn veröffentliche ich seit 2020 Ambient und Deep-Techno auf Labeln wie The Gods Planet, KVLTÖ, Aarden Records, Space Textures oder Indefinite Pitch. Genau wie hier bei Initiate liebe ich es, verschiedene Ästhetiken zu umarmen und sie entweder live, hybrid oder als DJ-Set zu spielen. Ich liebe Experimente, was unter anderem mein kommendes Opus hier auf dem Label beweist, das nur auf polymetrischen Loops basiert.
„Chiaro / Oscuro“ von Minjoon erscheint am 14. Juni. Hier könnt ihr das Release vorbestellen und in die Tracks reinhören.
Aus dem FAZEmag 148/06.2024
www.soundcloud.com/initiate_concept