Lighthouse Festival 2022 – im Gespräch mit lichterloh

Credit: Luís Kuhn

Nachdem das Lighthouse Festivals zwei Jahre pandemiebedingt aussetzen musste, wird es dieses Jahr wieder wie gewohnt am letzten Wochenende im Mai in ein aufregendes Festivaljahr starten. Ganz unter dem Motto „Electronic Music On Vacation“ bietet das LHF mit einer Top-Infrastruktur ein einmaliges Setting auf der exklusiven Halbinsel von Poreč. Der hohe Komfort in Hotels, bzw. Apartments, die direkte Meerlage und das abwechslungsreiche Programm zeitgenössischer, elektronischer Musik haben dem Festival Pionierstatus in der Sparte der neuartigen Boutique-Festivals eingebracht. Auf sechs Bühnen und jährlich wechselnden Pop-up-Stages wird über House, Techno, Bass und Experimental ein jeweils fein ausgearbeiteter Bogen gespannt. Zahlreiche Specials sind in diesem Jahr geplant, darunter u. a. Showcases von Marcel Dettmanns Label Bad Manners, „Cruise x Is Burning“ aus München und Amsterdam sowie einer queeren Villa-Party von GAZE aus Wien.

Visuell hat das Lighthouse ebenfalls immer Atemberaubendes zu bieten. Dafür sorgt vor allen Dingen die Crew rund um Christoph Schmid und Clemens Gürtler aka lichterloh, ebenfalls aus Wien, die Kunst und Technologie miteinander verschmelzen. 2005 haben sie das Projekt gestartet: „Wir schaffen Bühnenbilder, Videokunst, visuelle Live-Performances und interaktive Installationen. Unsere Arbeiten wurden in Institutionen wie dem Austrian Cultural Forum NYC, dem Goldsmiths College London, dem Ars Electronica Center Linz, Parallel Vienna und dem Festival of Tolerance Zagreb gezeigt. Sie sind auch Teil der ständigen Sammlung des Jüdischen Museums Wien und des Dorotheums Wien. Wir sind vor allem für unsere visuellen Live-Performances bekannt und sind rund um den Globus an der Seite von Acts wie Grandmaster Flash, Dixon, James Murphy, Die Antwoord, Tiga usw. Bei Veranstaltungen und an Orten wie der Arte Concert Night Paris, Sonar Barcelona, Mutek Tokyo, Melt! Berlin, Sony Hall NYC u. v. m. Wir haben Projection Mapping auf der chinesischen Mauer gemacht, Bühnendesigns für zahlreiche Festivals wie Outline Moskau und eben auch das Lighthouse konzipiert sowie visuelle Live-Shows für den österreichischen Elektronik-Musik-Exportschlager HVOB und die Chillout-Legenden Kruder & Dorfmeister kreiert.“

Das Setting in Kroatien betrachtet das Duo mit seinem gesamten Team im Rücken als das perfekte für ihre Arbeiten: „Jedes Jahr versuchen wir neuartige Installationen und Bühnen umzusetzen. Wir sind keine großen Freunde von Out-of-the-box-Lösungen und haben den Anspruch, immer etwas Neues zu schaffen. Dabei entstehen natürlich oft Reibereien zwischen uns und den Technikfirmen. Am Ende sind dann aber nachher doch immer alle (zurecht) auch ein bisschen Stolz auf sich selbst – das stärkt den Zusammenhalt und ermöglicht uns im Gegenzug, jedes Mal noch ein bisschen weiter zu gehen. Sogar die kroatische Veranstaltungsfirma sagt mittlerweile ‚lichterloh, we hate you’ mit einem ganz kleinen Lächeln (lacht).“ Generell erfreuen sich lichterloh über den Tatsache, dass immer mehr Festivals auch dem Visuellen eine übergeordnete Bedeutung schenken: „Wir hatten mit den Machern der Pratersauna und des LHF schon früh das Glück, mit Leuten zu arbeiten, die auf den visuellen Part großen Wert legen. Oder: Die wir davon überzeugen konnten. Die allgemeine Tendenz hin zu größeren Shows merken wir aber auch abseits vom LHF stark, z. B. mit den Artists, mit denen wir an Tour-Shows arbeiten. Hier liegt unserer Ansicht nach auch die Wurzel dieser Entwicklung, da immer mehr Musiker*innen Wert darauf legen, ihren Fans große Shows zu bieten. Nicht zuletzt deshalb, weil Konzerte zu immer wichtigeren Einnahmequellen wurden. Für uns und unser ganzes Metier ist das natürlich eine sehr positive Entwicklung, auf die wir auch lange hin gearbeitet haben.“

Bei der diesjährigen Ausgabe des Lighthouse Festivals liegt der Fokus auf Medienkunst: „Wir sind gerade im Planungsprozess für den Kunstsektor auf dem Festival, bei dem wir selber ein paar audiovisuelle Installationen umsetzen werden, aber auch einiges an Kuratorenarbeit leisten wollen. Nationale wie internationale Medienkünstler sollen die Chance bekommen, ihre Arbeiten in einer Gruppenausstellung über das gesamte Festival-Areal zu zeigen. Hierbei ist unser Anspruch, dass möglichst viel verschiedene Künstler*innen ausstellen können, damit es ein möglichst diverses und spannendes Erlebnis für die Besucher*innen gibt.“ Passend dazu dient das seit einigen Jahren angewendete PLUS 1 Art Project, eine Art Algorithmus, bei dem die Kurations-Reihenfolge einem Automatismus unterliegt: „Dabei sucht der/die Künstler*in des vorherigen Jahres den/die Künstler*in des darauffolgenden Jahres aus, der/die dann am Gelände eine oder mehrere Arbeiten zeigen kann. Diese/r Künstler*in sucht dann wiederum den/die Künstler*in des nächsten Jahres aus, und so weiter. Das Thema ist dabei auch durch den Algorithmus vorgegeben und besteht aus einer Zahl, die jedes Jahr um eins wächst. Der US-Künstler Eli Welbourne war vor der Pandemie der letzte Künstler, der am LHF eine Laserarbeit gezeigt hat und kuratiert dieses Jahr die Ausstellung.“

www.lighthousefestival.tv

Auch das komplette Line-up wurde mittlerweile bekanntgegeben, das wir euch selbstredend nicht vorenthalten möchten:

Aus dem FAZEmag 122/04.22
Credit: Luís Kuhn