Luke Garcia – Mindset

Sein Sound bewegt sich in den meisten Fällen zwischen dunklem Pop und House mit einer ausgeprägten psychedelischen Sensibilität, addiert mit gefühlvollen Dance-Vibes und einer beträchtlichen Post-Rock-Attitüde. Diese Mixtur an Genres entwickelte Luke Garcia, seines Zeichens DJ und Produzent aus Madrid, durch die wahrhaftig lebendige und in Sachen Musik permanent am Puls der Zeit befindliche Metropole, in der er aufwuchs. Von Residencies in lokalen Spielstätten wie Teatro Kapital, Space of Sound und The Riviera, bespielt Garcia nun regelmäßig Venues in Berlin, Moskau, Paris, Athen, Mykonos, Dubai, Tunesien, Ibiza und den Staaten. Ein dafür mitnichten unwichtiger Katalysator waren und sind seine Veröffentlichungen auf Labels wie Boarders Of Light, Innervisions, Diynamic, TAU, MoBlack Records und mehr.

Luke, wie geht es dir und wie waren die letzten Monate für dich?

Nun, ich befinde mich aktuell tatsächlich in einem der besten Momente meines Lebens, sowohl persönlich als auch beruflich. Es sind schwierige Zeiten für alle, und ich denke, dass es sowohl meine als auch die Stimmung der Menschen um mich herum hebt, wenn ich die Herausforderungen mit Optimismus betrachte. Die letzten zwei Jahre waren für mich als DJ und Produzent besonders hart, keine Frage. Im Februar 2020, nur einen Monat, bevor die Welt förmlich stehen blieb, hatten mein Studiopartner Th3 Oth3r und ich einen Track auf der berühmten „Secret Weapons“-Compilation von Innervisions veröffentlicht. Weitere Titel standen kurz vor der Veröffentlichung auf TAU und Sum Over Histories. Nach dem Sommer kam dann unsere langersehnte Veröffentlichung „My Own World“ auf Borders Of Light, das zu einem der meistverkauften Tracks des Jahres avancierte. All dies bedeutete, dass wir Anfang 2020 Anfragen für Auftritte in mehr als 15 Ländern im Postfach hatten, aus denen aber leider nichts wurde. Die Frustration war enorm und das brachte Th3 Oth3r und mich zu der Entscheidung, unser Duo als Produzenten aufzulösen. Von da an durchlebte ich eine sehr diffuse Zeit, jedoch mit einigen beruflichen Freuden, wie z.B. die Aufnahme in den Rooster von MFM Booking. Ich habe mich auf einen intensiven persönlichen Prozess eingelassen und angefangen, alleine im Studio zu arbeiten. In weniger als vier Monaten habe ich zehn neue Tracks gemacht. Und im Jahr 2021 kam die Explosion in meinem Kopf. Ich habe an sechs neuen Tracks gearbeitet und habe mit einigen unglaublichen Sänger*innen und Produzent*innen zusammengearbeitet, wodurch einige ziemlich gute Produktionen entstanden sind.

Gehen wir ein paar Jahre zurück. Welche musikalische Sozialisation hast du genossen?

Mein Werdegang als Künstler begann zunächst als DJ. Im Alter von 16 Jahren lernte ich, zu Hause selbst Vinyl zu mixen, weil mein Vater bei einem Kartenturnier zwei Technics Plattenspieler und einen Rodec-Mixer geschenkt bekam. Ein paar Tage später bat ich ihn um etwas Geld und kaufte meine ersten Vinyls, um meine ersten Mixe zu machen. Ich hatte eine gute Zeit. Ich zerbrach mehr als eine Nadel und mit der Zeit fand ich meine eigene Technik. Bevor ich 18 wurde und mein Studium in Wirtschaftswissenschaften begann, sprach mein Vater mit einem Freund von ihm, der Clubs in Madrid hatte, und er gab mir die Möglichkeit, nachmittags in einem der besten Clubs der Stadt zu spielen. So fing alles an. Innerhalb weniger Monate spielte ich nachts auf dem Mainfloor des Clubs.

Irgendwann kam die Idee, neben dem Auflegen auch eigene Musik zu produzieren. Damals gab es allerdings noch keine so guten DAWs wie heute, sodass es am ehesten Sinn ergab, zuerst Musiktheorie und Klavier zu lernen. Daraufhin habe ich fünf Jahre lang Harmonielehre, Musiktheorie und Klavierunterricht aufs Parkett gelegt. Dabei habe ich herausgefunden, was ich wirklich wollte. Im Laufe der Jahre und mit der Hilfe einiger großartiger Produzenten in meiner Stadt lernte ich Logic und Ableton kennen, und von da an begann ich, elektronische Musik zu produzieren.

Du hast zwei erstaunliche neue Veröffentlichungen auf Secret Fusion und Borders Of Light, kannst du uns mehr über deine Inspiration und Arbeit erzählen?

Die Sachen, die vor wenigen Wochen auf Secret Fusion veröffentlicht wurden, waren meine ersten Solo-Tracks nach der Pandemie, sie sind daher sehr besonders für mich. Die Borders-Veröffentlichung ist ein Remix-Pack plus ein neues Original unseres berühmten Tracks „My Own World“ von Th3 Oth3r und mir mit den großartigen Vocals von Will Champlin. Der Original-Track wurde vor der Pandemie gemacht, aber dieses Remix-Pack musste bis jetzt warten. Die Freude ist dennoch groß, denn was lange währt, wird ja bekanntlich gut.

Gibt es bereits weitere konkrete Pläne für den produktiven Output aus dem Studio?

In der Tat. Von Anfang bis Mitte 2022 werden drei ganz besondere Veröffentlichungen auf drei der wohl wichtigsten und aktuell renommiertesten Labels der Szene erscheinen. Ich arbeite derzeit an drei weiteren neuen Solo-Tracks und zwei weiteren in Zusammenarbeit mit einem anderen spanischen Künstler, der zu meinen persönlichen Favorites gehört. Ich arbeite an all diesem neuen Material mit Geduld und viel Feingefühl. 2022 wird ein spektakuläres Jahr. Wie ich bereits erwähnte, waren die letzten zwölf Monate sehr intensiv. Vielleicht habe ich tatsächlich in den letzten Monaten eine mentale Stärke entwickelt, die mir die Möglichkeit gibt, neue Ideen umso intensiver in Musik umzuwandeln. Zusätzlich zu der Tatsache, dass es dieser Tage sowieso so viele Ereignisse gibt und die Welt im Allgemeinen beginnt, sich zu reaktivieren, was natürlich ebenfalls für neue Inspiration sorgt.

Trotz zahlreichem Material auf diesen Labels führst du mit Ephemeral auch ein eigenes Imprint. Was ist dort geplant?

Mitte kommenden Jahres werde ich dort ein ganz besonderes Werk veröffentlichen. Es war ein Projekt, das ich vor der Pandemie begonnen, dann aber viele Monate auf Eis gelegt und im letzten Sommer dann endlich fertiggestellt habe. Ich habe die Sachen bei meinen letzten Shows gespielt und die Feedbacks waren wundervoll. Auch in den sozialen Netzwerken wird immer wieder nach den Stücken gefragt. Die Sachen geistern also gerade als äußerst gehypte „Track IDs“ durchs Netz und ich freue mich schon sehr auf das Release.

Lass uns über deine Studioarbeit im Allgemeinen sprechen. Was sind deine Favoriten in Sachen Soft- als auch Hardware?

Meine Sessions sind in der Regel gut durchdacht und werden im Voraus in meinem Kopf und mit Stift und Papier ausgearbeitet. Ich schreibe gerne auf, was in meinem Kopf passiert, und spiele die Melodien dann auf dem Klavier. Ich arbeite normalerweise mit zwei DAWs, Logic sowie Ableton und unzähligen Plug-ins. Mein Favorit ist Omnisphere. Einige meiner besten Arbeiten habe ich auf Hardware gemacht, dem Behringer Model D, Minimoog Model D und NordStage 32. Ich habe viele Momente in meinem Alltag, die mich für die Musik inspirieren. Ich lebe mittlerweile in einer ländlichen Gegend und die Berge sorgen für ein perfektes Mindset, um Musik zu machen. Ich treibe viel Sport, das hält meinen Geist aktiv und wach. Abseits des Studios und des Sports geben mir meine Kinder und meine Frau die mentale Stabilität, die im Leben eines DJs und Produzenten so notwendig ist, wo wir uns immer auf einer ewigen Achterbahn der Gefühle, des Reisens und auch der Unsicherheit befinden.

Was steht in den nächsten Wochen auf dem Plan?

Im Dezember geht es in die Ukraine, nach Madrid, Marokko, Luxemburg, Türkei und Ägypten. Das Jahr 2022 wird vollgepackt sein mit Reisen, darunter nach Paris, einer Tournee in Mexiko, Israel, Russland, Dubai und hoffentlich, wenn alles gut geht, meiner Rückkehr in die Vereinigten Staaten. Ich denke, dass ich noch vor dem Sommer in ein paar weiteren Städten sein werde. Und natürlich habe ich in meiner Stadt Madrid eine zweimonatliche Veranstaltung namens „Intime“, zu der wir internationale DJ-Freund*innen einladen, und ich freue mich, dass sie von der Underground-Community in Spanien supportet wird.

Aus dem FAZEmag 118/12.21
Text: Triple P
instagram.com/lukegarciadj