M.RUX – Viele Fragen, eine Antwort

Foto: Orban Wallace

Exakt vier Jahre nach seinem letzten Langspieler „Vermonische Melodien“ meldet sich der gebürtige Rostocker Marten Rux alias M.RUX mit einem neuen Album auf YNFND zurück – jenem Label, auf dem er bereits „In The Hold“ und „Joga / Crazy Junker“ veröffentlicht hatte. Mit dem Release von „Rekorder“ entführt uns der Live-Act in sein ganz persönliches Spannungsfeld aus zeitgenössischer elektronischer Tanzmusik, Leftfield-Klanglandschaften, experimentellem Downbeat und resilienten Hooks. Mit uns hat Marten Rux über bisher wohl ambitioniertestes Projekt gesprochen, das mit Impressionen aus der ganzen Welt gespickt ist.

Sein neues Album beschreibt der Rostocker als eine Art Retrospektive auf sich selbst und die vergangenen Jahre seines künstlerischen Schaffens. Er erklärt: „Die ersten Sketches hatte ich schon vor der Pandemie angefertigt. In all dieser Zeit gab es viel Veränderung und Abstand. Ich fragte mich also: ‚Was wird das für ein Album? Was macht mein Sound eigentlich aus? Was ist die Essenz meiner Inspiration überhaupt zu produzieren?‘ Diese Platte ist meine musikalische Antwort auf all die Fragen.“
Gleichzeitig ist „Rekorder“ – wie Marten Rux selbst sagt – auch als „tiefe Verneigung vor der Geschichte der Popmusik“ zu verstehen. Um ihrer Evolution zu huldigen, setzt Rux alte Aufnahmen in einen neuen, modernen Kontext und entfesselt frische Interpretationen auf neuen Ebenen, die uns quer durch den gesamtheitlichen Musikkosmos lotsen. „Viele Stücke aus dem Jazz und Soul habe ich durch Sampling in anderen Tracks entdeckt. So auch meine Inspirationsquellen für das Album: alte Blues Aufnahmen, anatolischer Rock oder Spiritual Soul. Beim Samplen war ich eher vorsichtig und habe vieles ersetzt mit eigenen Aufnahmen. Manchmal sind es nur Wortfetzen, ein Jauchzen oder zwei Noten einer gezupften Gitarre.“

Gleichzeitig hören wir auf dem Album auch die Zukunftsmusik spielen: Blues-Skalen mit modernen Sounds versehen, Synthesizer, die Harmonien übernehmen und in einem neuen Gewand wiedergeben und Aufnahmen mit alten Bandmaschinen kommen auf „Rekorder“ zum Einsatz und ermöglichen eine raffinierte Kommunikation zwischen den verschiedenen Epochen. Das Resultat ist ein Sound, der sich irgendwo zwischen abstrakter Psychedelic, voodooeskem Downbeat und subtilen Breakbeats etabliert. Limitationen sucht man hier vergeblich.
Man gewinnt den Eindruck als schöpfe das Album aus einem nahezu unendlichen Archiv aus Instrumenten, Percussions, Synthesizern und Audio-Fragmenten – ein Sammelsurium aus Klängen, Melodien und Grooves, die zu einem Ausdruck individueller, kontemplativer Melancholie heranwachsen. Seine Lebhaftigkeit hat „Rekorder“ auch den zahlreichen Field Recordings zu verdanken, ein Markenzeichen des in Berlin und Großbritannien lebenden Künstlers. Er erläutert: „Durch meine vielen Reisen durchs Touren, hat sich ein sehr großer Pool von Aufnahmen angesammelt. Das sind allmögliche Sounds von Straßenmusikern in Thailand bis zu Flussläufen in Chile. Einige der Aufnahmen habe ich wiederum durch alte Radios abgespielt und erneut aufgenommen.“
Für M.RUX, weltweit als DJ, Live-Act, Produzent, Editor, Remixer und Multi-Instrumentalist aktiv ist, steht nach dem Release von „Rekorder“ bereits das nächste Projekt bereit. Zurzeit produziert er ein Album für eine Vokalistin aus der Schweiz und stellt damit ein weiteres Mal seine Internationalität unter Beweis. „Das wird ein interessantes Album. Ausschließlich basierend auf Perkussion, Beats und Stimme“, erklärt er. Außerdem auf dem Programm: eine neue Liveshow im Band-Format sowie eine neue eigene EP, die musikalisch eine neue Richtung aufzeigen soll. Wer hätte das gedacht?

„Rekorder“ ist am 1. März via YNFND erschienen.

Hier könnt ihr in das Album reinhören:

Aus dem FAZEmag 145/03.2024

Text: M.T.

Foto: Orban Wallace

www.soundcloud.com/mrux