Mindbenderz – Durch das Portal der Klänge

Interview: Jeanette Leiendecker

Im letzten Monat releasten Mindbenderz das lang erwartete zweite Studioalbum „Celestial Gateway“.

Grund genug, um mit Matthias, Labelchef von lono Music, während seiner Panama-Reise Ende Januar für ein exklusives Interview sprechen.

Das sympathische deutsch-schweizerische Projekt wurde 2016 von Matthias und Phillip ins Leben gerufen. Matthias ist ein Berliner Unikat, solo bekannt als Cubixx, und Inhaber von einem der ältesten Psy­Trance Label Deutschlands, lono Music in Berlin. Zum Zeitpunkt des Interviews supportete er übrigens in Panama eigenhändig frisch geschlüpfte Meeresschildkröten, erfüllte sich einen seiner Lebensträume, rettete die Kleinen vor dem sonst sicheren Tod durch Fressfeinde und „Delikatessen-Jäger“. Phillip aka Motion Drive lebt und musiziert in der Schweiz. Dort erschuf er auch sein mehr als allerbestens bestücktes Studio, das kaum noch Wünsche offen lässt. Er ist seit den ersten Cubase-Versionen als Artist, Produzent und Tutor aktiv.

Diese fantastische Symbiose dieser wahrhaft begnadeten Künstler erhielt im Mai 2016 den mystischen Namen Mindbenderz. Eine faszinierende Fusion von progressivem Psytrance, die durch ihren individuellen Stil und musikalische Expertise geprägt ist. Der unwiderstehliche Sound dieses Acts zeichnet sich durch hypnotische Klänge und mitreißende Beats aus. Tracks wie „Another Galaxy“ und „Wormhole“ sind leuchtende Beispiele für ihre einzigartige Fähigkeit, elektronische Elemente geschickt zu kombinieren und eine harmonische Balance zwischen Melodie und Rhythmus zu finden.

Die künstlerische Synergie zwischen Cubixx und Motion Drive manifestiert sich in einer Vielzahl von Veröffentlichungen, die in der Psytrance-Szene Anklang finden. Ihr musikalisches Erbe erstreckt sich über eine Palette von Emotionen, die von euphorisch bis introspektiv reicht und ihren Sets eine zeitlose Qualität verleiht. Mindbenderz sind somit nicht nur Schöpfer von Klängen, sondern auch Architekten von audiovisuellen Erlebnissen. Wir haben sie gesprochen.

Fast genau fünf Jahre habt ihr uns auf euer vielversprechendes Album warten lassen. Wie geht es euch?

Uns geht es momentan großartig, und wir freuen uns, unser neues Album endlich fertiggestellt zu haben. Wir sind superaufgeregt, das Album nach all der harten Arbeit zu veröffentlichen. Wir können es kaum erwarten zu sehen, ob es den Leuten das gefällt. Natürlich hoffen wir das und würden uns megamäßig darüber freuen.

„Celestial Gateway“ ist unglaublich – voller Drive, Energie und bereichernder Tracks mit tiefen Bässen, epischen Steigerungen und bezaubernden Klängen. Erzählt uns davon; dem Konzept, den Tracks, der Inspiration, den Höhen und Tiefen. Welche Softsynths und Hardware habt ihr genutzt?

Vielen Dank für das Feedback … freut uns, dass euch das Album gefällt. Der gesamte Prozess vom ersten Track bis zur Fertigstellung dauerte etwa drei Jahre. Wir haben versucht, ein vielfältiges Album ohne Fülltracks zu machen. Unser Ziel war es, etwas zu schaffen, das auf der Tanzfläche funktioniert, aber auch leicht genug für das Hören zu Hause ist. Wie die meisten hatten wir von Zeit zu Zeit Schreibblockaden. Aber Musikproduktion ist wie Angeln. Manchmal fängt man etwas, manchmal nicht. Aber man muss angeln gehen … Dieses Album wurde zu 95 Prozent digital erstellt, mit unseren üblichen Verdächtigen wie Diva, Serum, Spire, Vital, Omnisphere usw. Wir nutzen immer noch ab und zu Hardware, aber Software ist einfach schneller und bequemer.

Was ist einer eurer persönlichen Lieblingstracks auf dem Album und warum?

Mein persönlicher Favorit ist der Eröffnungstrack „Celestial Gateway“. Er hat diesen vollen Morgen-Vibe­Sound, auf den wir aufgewachsen sind, und er funktioniert wie ein Zauber. „Serenity“ ist ein weiterer Favorit wegen seines tribaligen Grooves und des stampfenden Basses – der dich wirklich in Bewegung bringt.

Wie sieht es mit dem Produktionsprozess für euch aus? Arbeitet ihr immer noch über Skype und trefft euch dann alle paar Monate in Zürich, um die Tracks zu beenden?

Aufgrund der Corona-Pandemie konnten wir erst im letzten Jahr wieder regelmäßig persönlich zusammentreffen. Davor mussten wir wirklich viel hin und her arbeiten, Skizzen senden, über WhatsApp diskutieren usw. Aber wir sind mittlerweile an diese Arbeitsweise gewöhnt. Sich wieder persönlich treffen zu können, war jedoch brillant und ermöglichte, dass die Magie fließen konnte.

Habt ihr euch in dem Zeitraum zwischen euren Alben künstlerisch verändert?

Unser Stil und unsere Art der Produktion haben sich meiner Meinung nach nicht allzu sehr verändert, aber natürlich haben wir uns im Laufe der Zeit weiterentwickelt. Mit neuen Technologien ergeben sich neue Möglichkeiten und Ausdrucksformen, was großartig ist und unsere Kreativität erweitert. Aber unsere Vision und unser Ziel, wie unsere Musik klingen sollte, haben sich im Kern nicht wirklich geändert.

Ich denke, unser Hauptziel als Künstler ist es, authentisch wir selbst zu sein und unsere eigenen Geschichten zu erzählen, was auch immer sie sein mögen – das auszudrücken, was natürlich entsteht, und natürlich zu hoffen, dass es bei unseren Hörer*innen räsoniert, eine Verbindung herstellt und fesselt. Es ist also wichtig, nicht in bestimmte Richtungen gelenkt oder gezwungen zu werden, sonst wäre es künstlich und keine echte Kunst, dann verlierst du die wahre Verbindung.

Ihr habt auf einigen der größten und besten Partys und Festivals weltweit gespielt. Welche Veranstaltungen sind für euch besonders unvergesslich – und warum?

Ja, wir fühlen uns wirklich geehrt, die Gigs, die wir hatten – vergangen, gegenwärtig und zukünftig – gesichert zu haben. Wir lieben wirklich jede Party, auf der wir spielen, da sie immer anders ist und mit vielen verschiedenen lächelnden Gesichtern gefüllt ist. Aber mit einer Konstanten – die Stimmung ist immer episch. In den letzten Jahren hatten wir das Glück, überall auf der Welt zu spielen, darunter in Australien, Brasilien, Ungarn, Holland, Italien, Dänemark, in der Schweiz, Griechenland, Panama und natürlich in Deutschland.

Wir haben jede Show geliebt, aber einige besonders herausragende wären z.B. (aber nicht abschließend!) Antaris Project, Fusion, Indian Spirit, Airbeat One, Tribal Gathering, New Healing und Esoteric Festival, weil die Atmosphäre dort absolut verrückt war.

Das Cover-Design ist wirklich beeindruckend. Wer ist für eure Grafiken zuständig? Woher kam die abstrakte Idee?

Das Artwork wurde tatsächlich von mir mit Hilfe künstlicher Intelligenz (Adobe Firefly) erstellt. Da wir beide recht schwierig im Umgang mit Grafiken sind, war es für uns das Beste, sich erst einmal langsam heranzutasten, wohin stylemäßig die Reise des Covers führt. Auch hatten wir keine Lust, den traditionellen Psytrance-Weg einzuschlagen, sondern wollten etwas Abstrakteres und Andersartiges, etwas fast wie ein Comic. Wir finden es einfach, aber effektiv und es passt perfekt zum Albumtitel. Wir sind wirklich zufrieden damit.

Erzählt uns noch bitte, was in der Zukunft für Mindbenderz in Bezug auf Auftritte geplant ist …

Es stehen viele bevor, aber wir sind besonders aufgeregt wegen des lono Festivals in Mexiko. Es wird am 1. und 2. Juni stattfinden und viele unserer supertalentierten Künstler*innen präsentieren. lono Music hat eine wundervolle lange Geschichte mit Mexiko. Wir waren schon viele Male in diesem wunderbaren Land und lieben es, dort mit einer so großartigen Menge von Psytrance-Musikliebhaber*innen zu sein. Wir bereiten uns auf eine erstaunliche Rückkehr vor – auf eine noch höhere Stufe, mit dem Versprechen einer Erfahrung, die euch verzaubern wird. Bereitet euch darauf vor, in ein klangliches Wunderland von einigen der bekanntesten Künstler der weltweiten Psytrance-Szene entführt zu werden. Unsere Aufstellung ist eine sorgfältig kuratierte Auswahl sowohl etablierter Legenden als auch aufstrebender Stars, die nonstop Musik verspricht, die eure Seele tanzen lässt. Wir können es kaum erwarten!

Die zweite Single Auskopplung „Altered Beings“ erobert jetzt schon die Herzen, in der ersten Woche ist die Single bereits auf dem 2. Platz in den Beatport Charts.

Das neue Album „Celestial Gateway“ (Iono music) ist bereits erschienen, hier könnt ihr es kaufen.

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Aus dem FAZEmag 145/03.2024
Text: Jeanette Leiendecker
Foto: Iono Music
https://www.instagram.com/mindbenderz/