Mixmasters – Interview mit den Gründern

Bereits in unserer vergangenen Ausgabe haben wir über die überaus interessanten und innovativen Producer-Retreats von Mixmasters gesprochen, die dieser Tage auf der Balearen-Insel Ibiza stattfinden. Die jeweiligen Wochen, die thematisch nach Genres sortiert sind, bieten den Teilnehmer*innen einen 360-Grad-Einblick in die Welt des Produzierens sowie das Künstlerdasein im Allgemeinen. Mit dabei sind in jeder Woche renommierte Coaches aus der Szene wie z.B. Matthias Tanzmann, Marc Romboy, Robert Babicz, Steve Bug, Funk D’Void und Co. Wir waren während der Opening-Woche auf der Insel, als das erste Retreat in diesem Jahr über die Bühne ging. Vor Ort haben wir mit Adam McLoughlin gesprochen, seines Zeichens Mitglied des Gründungsteams von Mixmasters.

Auf der Villa vor Ort angekommen, saßen sowohl Teilnehmer*innen als auch Coaches beim BBQ auf der hauseigenen Terrasse. Adam erklärte uns bei einem kühlen San Miguel die Geschichte hinter Mixmasters und wie es zu den Retreats kam: „Mein Partner Danny Savage war ein preisgekrönter Promoter in einem Club in Leeds, seine Nächte liefen hervorragend. Dennoch musste der Club 2019 schließen, weil der Mietvertrag nicht verlängert wurde. Mit etwas mehr Zeit und Kapazitäten fiel Danny auf, dass DJs in seinem Freundeskreis nicht wirklich Ahnung hatten, wie man sich promotet. Danny gründete eine Facebook-Gruppe namens ,DJ Growth Lab‘, um mit seinen Tipps allen zeitgleich unter die Arme greifen zu können. Das Resultat waren irgendwann 50.000 Mitglieder. Auf einmal hatten wir also 50.000 Hobby-DJs, die wissen wollten, wie sie ihre Karriere vorantreiben können. Wir machten Live-Events mit bekannten Künstler*innen, Live-Podcasts und vieles mehr. Die Aktivität in dieser Gruppe war enorm, sodass uns irgendwann um 2018 herum die Idee kam, dieses Konzept in Retreats umzuwandeln.“

Adam selbst ist ebenfalls ehemaliger Promoter, DJ und Videograf und seit 2019 im Team: „Danny hatte mich damals überredet, nach Ibiza zu ziehen. Im Januar 2020 bin ich auf die Insel gezogen und nur wenige Wochen später ist die Pandemie ausgebrochen. Wir alle saßen daraufhin im Lockdown. Wir mussten uns also etwas einfallen lassen. In nur einer Woche ist dann gemeinsam mit Danny und einer Freundin Mixmasters entstanden. Rui da Silva war unser erster Coach, der nur wenige Tage später mit uns die erste Session machte. In den ersten Monaten im Lockdown gab es jeden Tag eine andere Live-Session, es war großartig. Irgendwann ging es dann aber endlich mit den richtigen Retreats los und das Feedback war bzw. ist fantastisch. In diesem Jahr machen wir ganze zwölf Wochen mit unterschiedlichen Genres, Coaches und Schwerpunkten.

Mittlerweile ist Mixmasters die „worlds leading community for electronic artists to gain the knowledge, tools and tactics to make a career in the music industry“. Unzählige Teilnehmer konnten im Anschluss ihre Tracks erfolgreich bei professionellen Label signen und ein Netzwerk an wichtigen Persönlichkeiten aus der Szene aufbauen. Dabei spielt es keine gesonderte Rolle, mit welchem Level man an den Retreats teilnimmt: „Jeder Teilnehmer steigt mit unterschiedlichem Background und dementsprechend auch einem anderem Level an Wissen ein. Es sind bei jeder Woche mindestens zwei absolute Anfänger*innen, fünf Medium-Teilnehmer und fünf Fortgeschrittene dabei. Was zunächst vielleicht nach einem großen Kontrast klingt, entwickelt sich meist schnell zu einer tollen Synergie untereinander. Bei Musikproduktionen kommt es ja nicht immer nur auf das Level an Skills an. Es gibt unzählige Möglichkeiten, Dinge umzusetzen bzw. diese anzugehen. Daher gibt es immer etwas zu lernen. Genau diesen Austausch fördern wir unter allen. Einer unserer aktuellen Teilnehmer hat so große Fortschritte gemacht, dass wir überlegen, ihn in unser Team aus Coaches aufzunehmen. Unser Coach Robert Babicz hat erst kürzlich gesagt, in dem Moment wo er anderen Teilnehmern etwas beibringe, werde er automatisch auch ein besserer Produzent. Und das, obwohl er selbst schon seit Jahrzehnten aktiv ist. Alleine über gewisse Dinge in der Gruppe zu sprechen, statt es immer wieder alleine im Studio zu machen, bringt schon eine enorme Entwicklung. Außerdem geht es bei unseren Retreats nicht ausschließlich um das Lernen von Produktionstechniken, sondern auch darum, umgeben von einem traumhaften Szenario, auch ein Netzwerk und unter Umständen sogar Freundschaften aufzubauen. Dinge, die man im Studio nur schwierig hinbekommt.“

Und wie sieht eine Woche bei den Mixmasters im Konkreten aus? Adam verschafft uns einen Überblick: „Die Teilnehmer reisen samstags an, manche von ihnen sogar aus Neuseeland oder Bangladesch. Beim ersten BBQ sind alle noch etwas schüchtern. Anschließend geht es ins Pikes, dort wird auf dem Dancefloor das Eis gebrochen. Danach sind alle connectet. Sonntag geht es erstmals in die Metrica Studios, die unglaublich sind. Am dritten Tag beginnt dann die eigentliche Arbeit, denn die jeweiligen Coaches reisen an und starten die jeweiligen Sessions. Meist fordern wir alle zu einigen Challenges auf, wie z.B. drei Tracks in einer Stunde zu machen. Natürlich erreicht dieses Ziel niemand, aber dennoch gibt es meist drei Ideen, an denen angeknüpft werden kann. Für einen Anfänger ist das der absolute Traum, 20 Minuten Funk D’Void bei sich zu haben, 20 Minuten später kommt Harvey McKay vorbei und weitere 20 Minuten später ist es Patrik Berg. Drei verschiedene Ansichten in nur einer Stunde. Diese Sessions sind für ganze drei Tage geplant. Donnerstag geht es dann wieder in die Metrica Studios, wo die fertigen Sachen abgemischt werden. Zu diesem Zeitpunkt hat selbst der blutjunge Anfänger ein Projekt, auf das er stolz ist. Im Anschluss gibt es noch Diskussionsrunden zum Thema Mental Health, Networking und Karriere-Tools und Co. Es ist für uns sehr wichtig, das Thema ganzheitlich zu betrachten und junge Künstler*innen auch vor den Schattenseiten der Industrie zu warnen bzw. sie darauf vorzubereiten. In dieser Szene geht es nämlich nicht immer nur darum, wen man kennt, sondern vor allem, wer einen mag und mit einem Zeit verbringen möchte. Die Teilnehmer erfahren, wie sie im Idealfall Labels anschreiben und worauf sie sonst achten sollten.“

Ihr habt Lust teilzunehmen? Checkt weitere Infos unter www.mixmasters.net/retreats und meldet euch an! Im September sind weitere Wochen geplant, darunter mit Josh Butler, Huxley und viele mehr.

Aus dem FAZEmag 136/06.2023
Text: Triple P
Foto: Privat
www.mixmasters.net/retreats