Moritz von Oswald – Silencio (Tresor Records)

EMS VCS3, EMS AKS, Prophet V, Oberheim 4-Voice, Moog Model 15 – bei diesen Geräten schnalzen Synthie-Liebhaber*innen mit der Zunge. Es ist der Fuhrpark, auf den die Kompositionen für „Silencio“ entstanden sind. Diese recht abstrakten Aufnahmen wurden dann von dem finnischen und in Berlin lebenden Komponisten und Pianisten Jarkko Riihimäki in Chornoten transkribiert und schließlich vom Vocalconsort Berlin in der Ölbergkirche in Kreuzberg aufgeführt. Diese Aufnahmen wiederum wurden dann in die synthetischen Teile des Albums eingearbeitet und in einen neuen elektronischen Kontext gebracht. Moritz von Oswald geht es hier nicht darum, Musik zu kopieren oder imitieren, sondern das Spannungsfeld zwischen den Genres zu erkunden und darzustellen. Dubelemente fließen in sakrale Chorflächen, Harmonien treffen auf rhythmische Quellen, Klangspektren erblühen und Ambient- und Drone-Salven tauchen auf und ab – das alles aber sehr reduziert und minimalistisch vorgetragen, zerrissen zwischen Dynamik, Stille, Schwebezustand und Puls. Meisterlich 10/10 LeDrone James