Nach fünf Jahren Pause – Kris Menace ist mit neuer Single am Start

Im Jahr 2005 hat Kris Menace gemeinsam mit Lifelike seinen ersten weltweit gefeierten Hit “Discopolis” veröffentlicht, der lange Zeit als die Hymne Ibizas galt. Es folgten weitere Produktionen und Projekte auf Labels wie Eskimo Recordings, DFA und Spinnin‘ Deep. Acht Alben und diverse Singles, unter anderem mit Artists wie Robert Owens, Romanthony (der Stimme„Daft Punk One More Time“- RIP), Miss Kittin, Alan Braxe (Stardust), Rex the Dog, Felix Da Housecat und DJ Pierre. Seine internationalen Charterfolge führten zu offiziellen Remixen für LCD Soundsystem, Depeche Mode, Metronomy, Royksopp, Underworld, Moby, Paul Weller, Kylie Minogue und sogar Lana Del Rey.

Von außen betrachtet schien Kris Menace nichts mehr aufzuhalten, eine der spektakulärsten Karrieren im Music Business hinzulegen. Dann setzte ihn vor fünf Jahren eine schwere Depression außer Gefecht. Vollkommene Stille setzte ein. Nun ist er unerwartet mit einer neuen Single und Sänger Millé auf Famouz Records (hinter dem das Management von Robin Schulz und Alle Farben sowie Sony stehen) zurück. Wir haben uns mit Kris Menace über seine Depression, sein Comeback und seinen frischen Sound unterhalten.

Willst du uns erzählen wie es zu deinem plötzlichen Break und der langen Pause gekommen ist?

Ich hatte rückblickend schon vor dem Break mit Depressionen zu kämpfen. Selbstzweifel, der Druck durch den immer weiter steigenden Erfolg, die Arbeit an meinen Labels und auch die vielen Gigs rund um den Globus mit allem was dazu gehört, also nie wirklich zuhause zu sein, haben mir enorm zugesetzt. Ich hatte das Gefühl nicht mehr richtig ankommen zu können, buchstäblich den Halt verloren zu haben und irgendwann angefangen an all dem zu zweifeln. Obwohl ich ja genau das erreicht habe, woraufhin ich so hart gearbeitet hatte. Irgendwann konnte ich diese Diskrepanz zwischen dem Erfolg außen und meinen negativen Gefühlen nicht mehr einordnen. Ich habe die Musik nicht mehr fühlen können, mein seelischer Zustand hat sich dann auch körperlich ausgewirkt.

Wir hast du dann den Sprung zurück geschafft? Was hat dir geholfen?

Nachdem ich alle Anfragen abgelehnt habe und mich zurückgezogen hatte, fiel ich erst mal in ein Loch. Tatsächlich wurde es also nicht gleich besser, sondern eher schlimmer. Ich habe erkannt, dass ich etwas ändern muss. Das habe ich getan. Ich habe vieles mit meinen Händen gebaut, was man anfassen und betrachten kann. Also das komplette Gegenteil der heutzutage doch sehr digitalen Welt. Ein „Digital Detox“ sozusagen. Das hat mir sehr geholfen. Den musikalischen Sprung zurück habe ich allerdings nur meinem langjährigen Freund Stefan Dabruck zu verdanken. Uns verbinden nun fast 20 Jahre Freundschaft. Ohne ihn hätte ich wahrscheinlich immer noch keine neue Musik veröffentlicht.

Hast du zwischendurch trotzdem Musik produziert, nur für dich?

So gut wie nicht, nein. Ich konnte bei mir im Studio nicht mehr kreativ arbeiten und sah auch keinen Sinn darin. Ich habe allerdings viel Klavier gespielt und auch viele Klavierstücke geschrieben. So ganz ohne Musik ging es dann doch nicht. Allerdings habe ich aufgehört, mir Charts, Likes, Kommentare und solche unnötigen Dinge nicht mehr zu Herzen zu nehmen und zu folgen. Das ist, glaube ich, für viele aus der Generation „Analog zu Digitalen“ ein Problem. Die Anonymität des Webs hat eben seine Schattenseiten. Viele denken nicht nach, was sie mit Ihrem Tun, Verhalten oder Kommentaren demjenigen antun, der viel Zeit und Herz in seine Arbeit investiert hat.

Der Sound der Single ist einerseits ganz klar im typischen Kris-Menace-Stil, andererseits aber auch klar Poporientiert. Wie würdest du den Sound beschreiben?

In meiner ganzen Zeit habe ich noch nie nach einem vorher festgelegten Genre produziert. Sondern einfach nach meinem Gefühl. Daraus sind in all den Jahren Tracks entstanden, die sowohl in Techno-Clubs laufen, als auch auf Festivals oder im kommerziellen Radio. „Rome“ gehört ganz klar zu der letzten Kategorie, das war mir aber gar nicht wichtig. Musik gefällt oder nicht. Da ich gefühlte fünf Jahre nicht mehr in einem Club war und auch kein Verlangen habe mich im Moment in der profilneurotischen DJ-Welt feiern zu lassen, wollte ich einfach nur ein schönes und zeitloses Lied produzieren. Mille & Gwylo haben wunderschöne Vocals aufgenommen die den Track in eine ganz andere Welt transportieren.

Und wie geht es nun für dich weiter?

Ich arbeite zwar schon an der nächsten Single, aber auch nicht mehr und alles ohne Erwartungshaltung.
An dieser Stelle möchten wir allen Betroffenen und Angehörigen die Kontaktmöglichkeiten für eine schnelle Hilfe bei Depression aufzeigen. Holt euch Hilfe!

AKUT – TELEFONSEELSORGE
www.telefonseelsorge.de
Telefonseelsorge: 0800 – 111 0 111 oder 0800 – 111 0 222
(rund um die Uhr, kostenlos)

ALLGEMEIN
Deutsche Depressionshilfe für weitere Hilfe und Informationen
zum Umgang mit der Erkrankung und lokalen Anlaufstellen
www.deutsche-depressionshilfe.de/start

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