Neelix on Tour – die Kolumne

Neelix on Tour - die Kolumne
Neelix on Tour – die Kolumne

Im September hatten wir den Hamburger Neelix auf unserem Cover. So weit so normal. Aber das Interview – nachzulesen hier – geriet zu keinem ‘normalen’ Journalist-Künstler-Gespräch sondern zu einem sehr intimen Einblick in eine DJ-Seele. Da die Reaktionen großartig ausgefallen sind, habe ich mir überlegt, Henrik zu fragen, ob er nicht Lust hätte, regelmäßig für das FAZE Magazin zu schreiben. Und siehe da, ab der November-Ausgabe wird Henrik aka Neelix monatlich seine Gedanken und Erlebnisse mit den FAZEmag-Lesern teilen. Wir finden das sehr gut und lassen ihn jetzt einführend mal zu Wort kommen. Neelix on Tour – die Kolumne.

“Ich habe gerade mit Sven telefoniert und er fragte mich, ob ich nicht mal eine Kolumne schreiben wolle. Lustiger Weise habe ich über so etwas tatsächlich schon mal nachgedacht. Ich habe so viel zu erzählen, dass ich gar nicht weiß, wo ich anfangen kann.

Das Gespräch mit Sven ging um den Anstieg des Erfolges und seinen Tipp, ich soll so bleiben wie ich bin. Das ist ein wichtiger Tipp und ein berechtigter ebenfalls. Erfolg ist wie eine Droge; mit einem Kick, also einem High und einem Tief, einem Durchhänger. Ich erlebe viele Künstler um mich herum, die sich nur aufgrund ihres Erfolges wie Abhängige verhalten. Wer ein Hoch hat, bekommt auch irgendwann ein Tief. Wenn das Hoch lange anhält, wird das Tief um so schlimmer; siehe verschiedene große Künstler. Sie werden traurig und depressiv, eine Nebenwirkung wie bei einer Drogensucht. Wenn sich ein meditierender, ausgeglichener Mensch in der Mitte befindet, dann ist das Leben eines Erfolgsmenschen im Vergleich dazu eine Achterbahn!

An Flughäfen treffe ich oft „Business Sharks“ – Ellenbogen Menschen. Immer nur auf ihren Vorteil bezogen handelnd. Ganz schlimm, ich habe mich fast schon einmal in die Wolle bekommen mit so einem. Unser System fordert zu bestehen, und eventuell, wenn eine Leistung auffallen soll, besser zu sein als andere. Das bedeutet aber auch, dass es eine Angst zu versagen gibt. Das wird so in der Schule leider auch unterstützt. Nun laufen die jungen Leute geladen mit Angst in die weite Welt heraus. Was sie im Gepäck haben lautet: „Ich will bestehen, ich will überzeugen, ich will gewinnen“. Mit diesen Vorgaben können sie nur traurig enden. „I am so poor, the only thing I got is money“. Das ist ein gute Aussage wie ich finde. Wer ist am Ende der Gewinner? Der, der die Rolex hat, oder der der Zeit hat?

Ich warne jeden davor, zu viel dem Erfolg hinterher zu laufen. Der kommt nämlich meistens in dem Moment, auf den man gar nicht hingearbeitet hat. Am besten wäre immer nur das zu machen, was gerade wichtig ist, was man gerade fühlt und nicht daran denken, was man selbst will oder andere wollen. Wollen tun alle immer sehr viel.

Ich habe eine Theorie hierzu in meinem Kopf. Ich wollte tatsächlich mal eine Handy App dafür programmieren lassen. Die Idee, immer wenn man etwas isst oder trinkt dieses einzuordnen in „Brauche ich“ oder „Will ich“. Auf dem Start Screen des Handy wären dann zwei Buttons zu sehen. Ein roter Button, der immer dann gedrückt wird, wenn man etwas zu sich nimmt, was man will. Und ein Grüner, der immer gedrückt werden sollte, wenn man etwas zu sich nimmt, was man braucht. Viele unserer Handlungen entstehen aus dem einfachen Gedanken „Ich will“  – das ist auch ok. Oft aber wäre das „Ich brauche“ besser. Wenn nun alle Handlungen, wie z.B. im Bereich Nahrung dieser einfachen Einordnung folgen, wird einem schnell bewusst, wie oft rot gedrückt werden muss. Die Folgen sind klar. Wir werden krank, dicker, fauler, langsamer, und wir können uns nicht mehr konzentrieren.

Das wäre anders, wenn ich mich öfter für grün also „Brauche ich“ entschieden hätte. Dieses Bewusstsein sollte erlangt werden. Handelt öfter aus Brauchen und weniger aus Wollen. In allen Bereichen des Lebens wäre das einfach super. Denn dann könnte auch unser Planet Erde wieder besser durchatmen. Denn wir brauchen ganz viel Krempel einfach nicht. Man muss keine Mega-Konzerne unterstützen.

Ich höre oft Leute um mich herum sagen, „man muss auch genießen können“ oder „Genuss ist ganz wichtig“. Das ist auch so. Wenn ich jetzt mal 150 Jahre zurück denke, nur aus Spaß. Dann waren da Kinder, die zur Ausnahme einmal ein Stück Zucker bekommen haben. Die waren dann ganz happy. Die Ausnahme war Zucker. Heute ist die Ausnahme, mal keinen Zucker zu essen. Es hat sich komplett umgekehrt. Und dieses „mal genießen“ hat sich zu immer genießen müssen gewandelt.

Was brauche ich: Ein Dach über dem Kopf, Freundin, Familie und Freunde. Eine Möglichkeit produktiv zu sein, Musik produzieren ist super geeignet.

Was will ich: Geld, Ruhm, Drogen, Auto, Mode usw.

Das Eine hilft einfach allem, das andere zerstört einfach alles. Auf dieser Welt gibt es genug für jedermanns Bedürfnisse, aber nicht für jedermanns Gier. Ich will nicht sagen, dass ich mich davon frei sprechen kann. Das kann ich nicht. Das kann wohl kaum jemand in unserem System. Der Ansatz ist es, bewusster zu werden und immer öfter aus Brauchen zu handeln. Lernt zu mögen, was ihr braucht. Das mache ich auch gerade!

Das war wirklich das erste Mal, dass ich eine Kolumne geschrieben habe. Danke für die Chance Sven! Ich habe noch so viel zu erzählen.
Cheers, Henrik

 

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