Negitiv: „Ich mach‘ mein Ding“

Negitiv: „Ich mach‘ mein Ding“

Unser Mix des Monats kommt diesmal aus Köln, wo die Techno-Durchstarterin Negitiv residiert. Die deutsche DJ und Producerin mit persischen Wurzeln fand schon früh ihren Weg zur Musik – zunächst geprägt von einer klassischer Ausbildung, später getrieben von der Suche nach einem eigenen, kompromisslosen Sound. Der Einstieg gelang ihr im Jahr 2015 – zunächst noch im Psytrance-Genre – doch es dauerte nicht lange, bis sie in härtere Gefilde vordrang und sich Hard-Techno, Schranz und Industrial auf die Fahne schrieb. Entsprechend sind es heute kompromisslose Kicks und hohe BPM-Zahlen, die erfolgreich ihre musikalische Handschrift prägen.
Mittlerweile ist Negitiv als Dauergast bei den weltweit gefeierten VERKNIPT-Events zu sehen, veröffentlicht Musik auf dem dazugehörigen Label und tritt auch auf internationalem Parkett immer häufiger in Erscheinung, was ihre Gigs in Kolumbien, Miami und Los Angeles belegen. Nachdem bereits das Jahr 2024 mit zahllosen Meilensteinen gespickt war, geht die Powerfrau auch 2025 weiter in die Vollen und spielt derzeit ihre erste globale Show mit Auftritten in Asien, beim Tomorrowland in Belgien und vielen weiteren Stationen. Wir haben mit ihr über ihren Höhenflug gesprochen.

Negin, wie geht es dir? Du befindest dich momentan auf deiner ersten großen internationalen Tour, oder? Das ist sicher gewöhnungsbedürftig?
Es ist absolut verrückt! Wenn ich daran denke, wo ich letztes Jahr noch war und was jetzt passiert … das kann ich gar nicht richtig greifen. Ich darf die Welt bereisen – das fühlt sich einfach surreal an. Ich habe das Gefühl, dass alles so schnell geht, dass ich manchmal gar nicht hinterherkomme.

Welche Impressionen konntest du auf deinen Reisen gewinnen? Ist dir bisher etwas besonders in Erinnerung geblieben?
Es ist unvorstellbar, live zu erleben, wie Musik Menschen verbindet. Techno hat so eine wahnsinnige Power – völlig egal, wo du herkommst, welche Sprache du sprichst oder was du im Alltag machst. Es ist „One Music, One Nation“ – das spüre ich bei jedem Gig und das gibt mir richtig Gänsehaut.

Negitiv während eines Gigs in ihrem Wohnort Köln:

Im April stehen sogar zwei Dates in Taiwan und Hongkong an. Schon mal da gewesen? Was erwartest du?
Ich habe wirklich gar keine Ahnung, was mich erwartet. Ich war noch nie dort, und alle sagen, dass es eine komplett andere Welt sein soll. Das macht es für mich umso spannender. Ich freue mich extrem darauf, die Kultur kennenzulernen und einfach neue Menschen zu treffen.

Im Sommer dürfte dann das bisher größte Highlight deiner Karriere anstehen – ein Gig beim Tomorrowland. Wie fühlst du dich und wie ist das zustande gekommen?
Ich kann’s einfach nicht glauben. Auch jetzt, wo ihr mich das fragt – ich habe darauf keine richtige Antwort. Ich muss mich manchmal selbst zwicken, ob das alles wirklich passiert. Es gibt mir so viel Motivation. Ich merke, dass aus meiner Leidenschaft langsam etwas Ernstes wird und dass Leute meine Musik hören wollen – das ist einfach ein unglaubliches Gefühl.

Auch musikalisch hat sich bei dir in letzter Zeit viel getan …
Eigentlich verbringe ich meine ganze private Zeit im Studio – ich bin ein totaler Producer-Nerd. Mein liebster Ort ist einfach das Studio, da kann ich mich verlieren und stundenlang an Sounds schrauben. Ich bin fleißig am Arbeiten, es kommen noch einige Releases und ein paar richtig coole Specials, auf die ihr euch freuen könnt.

Zuletzt erschien die Single „See You In My Dreams & Not In My League“ in Kollaboration mit GRAVEDGR:

Deine Musik ist sehr kraftvoll, schnell und energetisch. Würdest du dich dem Hard-Techno zuschreiben?
Ganz ehrlich? Ich lasse mich nicht in eine Schublade packen. Klar, gerade passt das Genre Hard-Techno irgendwie, aber ich spiele einfach das, worauf ich Bock habe. Wenn das morgen etwas anderes ist, dann ist das eben so. Also: Schreibt, was ihr wollt – ich mach‘ mein Ding.

Als wir zuletzt gesprochen haben, hast du dich in der Öffentlichkeit und in den sozialen Netzwerken noch ziemlich bedeckt gehalten, um deine Anonymität zu wahren. Das dürfte mit dem wachsenden Erfolg nicht mehr so leicht sein, oder?
Das hat, glaube ich, viel mit Lampenfieber zu tun. Aber je mehr Liebe ich von den Leuten spüre, umso mehr traue ich mich, auch etwas von mir preiszugeben. Am Anfang war das echt ungewohnt, aber mittlerweile finde ich es schön, mich mit den Menschen zu connecten.

Vielleicht bekommen wir ja doch etwas aus dir heraus: Wie tickst du privat? Was passiert bei dir außerhalb der Musik?
Am liebsten hänge ich wie ein Nerd mit meinem Hund im Studio herum. Musik ist mein Leben – und mein Hund natürlich auch!

Was hat es eigentlich mit dem „Mami“-Ding auf sich? Stammt das von dir oder haben das andere ins Leben gerufen?
Ich finde dieses Emoji einfach geil. Da kann jeder reininterpretieren, was er möchte.

Der Mix des Monats April stammt von dir. Was hast du für unsere Leserinnen und Leser vorbereitet?
Das bedeutet mir wirklich viel. Ich habe einfach versucht, mein Gefühl der letzten Wochen in Musik zu packen – mehr will ich gar nicht verraten. Ich hoffe einfach, dass die Leute sich fallen lassen können und vielleicht genau das heraushören, was sie gerade brauchen.

Hier geht es zum Mix des Monats von Negitiv. Damit ihr den Mix herunterladen könnt, benötigt ihr den Zugangscode aus dem aktuellen Heft.

Aus dem FAZEmag 158/04.2025
Text: Hugo Slawien
Credit: Saskia Uppenkamp
Web: www.instagram.com/negitiv