Nils Hoffmann – Neuanfänge

Nils Hoffmann – Neuanfänge / Foto: Eric Aydin Barberini

Das Londoner Elektronik-Label Anjunadeep hat es in den vergangenen Jahren immer wieder geschafft, neue aufregende Talente hervorzubringen. Teil der Künstlerriege sind etwa Ben Böhmer, Lane 8, Yotto und seit Neuestem auch der Berliner Produzent und Live-Act Nils Hoffmann. Erste Ausrufezeichen in der weiten Welt der elektronischen Musik hatte der 26-Jährige bereits mit seinem Debütalbum „Once in a Blue Moon“ (Poesie Musik) und dem Ben-Böhmer-Feature „Breathing“ gesetzt, wobei allein Letzteres mehr als 30 Millionen Streams verzeichnen kann. Seinen wohlverdienten Lohn erhält Hoffmann nun mit dem Signing auf Anjunadeep, wo er am 2. September seinen zweiten Langspieler „A Radiant Sign“ veröffentlicht. Wir haben mit ihm gesprochen.

„Bei diesem Album geht es um Neuanfänge und darum, dass es ein schönes Ergebnis geben kann, wenn man sich mit schwierigen Umständen auseinandersetzt“, erklärt uns Hoffmann zu Beginn. Er sehe „A Radiant Sign“ als ein neues Kapitel, das von einer starken Weiterentwicklung geprägt ist. Felsenfest behauptet er: „Es ist die beste Musik, die ich bisher gemacht habe.“ In der Tat – und bei allem Respekt für „Once in a Blue Moon‘“ klingt das Album (noch) ausgereifter und erwachsener als sein unmittelbarer Vorgänger. „Ich war viel mehr im Songwriting involviert, habe Texte selber geschrieben und eng mit den Sängern und Sängerinnen zusammengearbeitet. ‚A Radiant Sign‘ mag auf den ersten Blick ähnlich wie ‚Once in a Blue Moon‘ klingen, doch es ist bedeutend tiefgründiger“, sagt Hoffmann, der sich an vielen neuen Dingen ausprobiert hat, was beispielsweise das Titelstück, eine Klaviernummer mit Niklas Paschburg, oder der Uptempo-Track „Reflections“ nahelegen. Ohnehin findet man unter den 13 sorgfältig und bis ins kleinste Detail ausgearbeiteten Melodic-House-Produktionen gleich eine ganze Reihe an Kollaborationen, die elektronische Elemente mit Gesang und organischen Klängen vereinen. Mit von der Partie sind etwa das UK-Elektronik-Duo Tender, die südafrikanische Sängerin Julia Church, die Singer-Songwriterin Panama, die Londoner Künstlerin Bailey, die australische Künstlerin Gordi, mit der Hoffmann den Song „No One Else“ in ihrem Melbourner Studio aufnahm, sowie eine alte Bekannte: Auch „Breathing“-Sängerin Malou ist wieder vertreten, diesmal auf der wunderschönen Nummer „About You“. „Alle Feature-Acts sind Künstler und Künstlerinnen, die ich schon länger verfolge und deren Musik ich liebe. Es ist großartig, sie nun alle auf ‚A Radiant Sign‘ versammeln zu können. Es gab so viele tolle Sessions und alle hatten Lust, an den Songs zu arbeiten“, erklärt ein sichtlich zufriedener Nils Hoffmann, der sein Fingerspitzengefühl für das Zusammenspiel von Harmonien, Groove und Melodien schon im jungen Alter von 16 Jahren mit seinem Debüt-Track „Balloons“ unter Beweis stellen konnte. Während er damals von Größen des Melodic-House und –Techno, wie Paul Kalkbrenner oder Trentemøller inspiriert wurde, sind es heute Interpreten wie Rüfüs Du Sol, Ólafur Arnalds und sein kongenialer Partner Ben Böhmer, die ihn begeistern und motivieren, weiterhin großartige Musik hervorzubringen. Das wird Nils Hoffmann mit hoher Gewissheit tun, und nach eigener Aussage sogar schon recht bald: „Es werden zeitnah neue Remixes erscheinen, allerdings darf ich nicht zu viel verraten. Ich arbeite außerdem bereits an neuen Tracks, die höchstwahrscheinlich in einer EP, vielleicht aber auch in einem weiteren Album münden werden. LPs sind meine große Leidenschaft, dort kann man sich am meisten ausleben.“ Das, lieber Nils, hast du mit „A Radiant Sign“ mehr als eindrucksvoll demonstriert.

„A Radiant Sign“ ist am 2. September via Anjunadeep erschienen.

Aus dem FAZEmag 127/09.2022
Text: Milan Trame
Foto: Eric Aydin Barberini
www.instagram.com/nilshoffmannmusic