Nils Petter Molvær und Moritz von Oswald – Über Improvisation und Zusammenspiel

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„Moritz von Oswald ist eine Legende“, sagt Nils Petter Molvær. Mit dieser Meinung ist er natürlich nicht allein. Es kann einem fast schon schwindlig dabei werden, schaut man sich einmal an, bei wie vielen innovativen Projekten der studierte Orchester-Perkussionist von Oswald beteiligt war und ist. Ob Palais Schaumburg in den 80er-Jahren, die Zusammenarbeit mit Detroit-Größen wie Juan Atkins und Eddie Fowlkes, der wegweisende Output mit Mark Ernestus als Basic Channel, Rhythm & Sound, Maurizio, Quadrant und das von ihnen gegründete Duplates & Mastering Studio … Oder auch neuere Arbeiten wie der Beitrag für die „ReComposed“-Reihe von Grammophon (mit Carl Craig) und das Live-Projekt Moritz-von-Oswald-Trio (mit Max Loderbauer und Vladislav Delay). Zusammen mit Molvær, einem Trompeter, Komponisten und Produzenten, hat er nun das Album „1/1“ aufgenommen, das er als Noirmusik bezeichnet. Musik für die dunkle, einsame Nacht. Traummusik. „Von Anfang an fühlte Nils Petter sich in meinen dunklen Backbeats immens wohl, denn sie dominieren die floatende Stimmung seines Spiels nicht. Seine Melodien können sich wunderbar entfalten“, so von Oswald. Dem Norweger Molvær wiederum, der seit seinem Debütalbum „Khmer“ (1997 auf ECM veröffentlicht) für die spannende Verknüpfung unterschiedlichster Musiken steht, gefiel von Oswalds „klangliche Farbskala“ auf Anhieb. „Einen Weg durch seine Klanglangschaften zu finden, das war eine großartige Erfahrung, und wir haben gerade erst damit angefangen. Moritz zu treffen und mit ihm zu arbeiten, war ein Vergnügen. Welche Auswirkung die Zusammenarbeit auf mein eigenes Schaffen hat, weiß ich, abseits der Tatsache, dass ich sie mag, noch nicht. Unsere Gemeinsamkeit ist aber, dass wir beide Musik lieben und sehr offen sind.“ Auch von Oswald, der immer schon ein großer Jazzfan war, wie er sagt, und der die dem Jazz innewohnende Freiheit in der Klassik, wie auch in der Clubmusik vermisst hat, genoss das Zusammenspiel. „Dass die Chemie zwischen Nils Petter und mir stimmt, liegt sicher auch an unserer Ausbildung, an der Musikalität, an den Kenntnissen in Harmonik, an der Konzentration. Ich bin immer wieder fasziniert davon, wie konzentriert Molvær mit jeder Aufnahme weiterzukommen versucht. Wir schätzen dieselben Vorbilder, und wir haben beide große Live-Erfahrung.“ Die Musik für „1/1“ wurde in Echtzeit aufgenommen. Molvær dazu: „Beim Spielen mit anderen geht es um Interaktion. Offen zu sein für musikalische Inputs und auch darum, Ideen mit Substanz hinzuzufügen. Auch Präzision ist wichtig. Beim Timing so präzise wie möglich zu sein. Auch dann, wenn man nicht spielt und wie man Stille und Pausen nutzt.“ Generell schätzt Nils Petter Molvær an der Improvcisation, dass sie intutitiv und organisch ist. „Der Vorteil der Improvisation ist für mich essenziell. Sowohl in der Musik, als auch im Leben allgemein.“ Einer der besonderen Momente während der Studio-Sessions für „1/1“ war für ihn die Aufnahme des Stücks „Noise“: „Ich hatte das Gefühl, jetzt einfach immer weiterzumachen und es für immer zu spielen. Das war sehr inspirierend.“ In der elektronischen Musik geht es für ihn um Klangstrukturen, Beats und die Musiker, die sie machen. Maschinen sind Instrumente oder auch Werkzeuge. Darum, wie man sie einsetzt, um eine organische Verbindung zu schaffen. Weniger gefällt ihm, oftmals auf den Jazz begeschränkt zu werden. „Ich spiele keinen Jazz. Ich improvisiere. Ich mache mir auch ehrlich gesagt nie Gedanken um Genres. Entweder mag ich die Musik, oder ich mag sie nicht.“

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Foto: Marion Benoit